5 Köpfe

Die Zukunft der Vuvuzela

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Seit eineinhalb Wochen tröten sie in den Fußballstadien: Die Vuvuzelas. Fünf Quotenmeter.de-Redakteure beschreiben ihre Gedanken.

Manuel Weis, Chefredakteur Quotenmeter.de


Es ist doch schön, dass inzwischen wieder etwas Normalität in die Fußball-Übertragungen gekommen ist. Sky-Abonnenten haben die zu Beginn extrem nervenden Vuvuzelas dank gutem Filter fast schon vergessen und auch bei ARD und ZDF hat die Lautstärke der Tröten abgenommen. Ob wir nun dauerhaft von den – euphemistisch ausgedrückt – Musikinstrumenten verschont bleiben, kann jetzt noch nicht gesagt werden. Auf Fanfesten, in Bars, Kneipen und manchen Innenstädten sind einige Vuvuzelas zu sehen und leider auch zu hören. Es ist die Faszination des nicht gerne gesehenen, das vor allem Jugendliche antreibt, die Tröten mitzunehmen und auch zu benutzen. Die Bundesligavereine haben inzwischen schon angedeutet, dass sie die Tröten notfalls auch verbieten werden. Und so muss man wohl in zwei Wochen schon gar nicht mehr über diesen Teil der südafrikanischen Fußballkultur sprechen.

Jan Schlüter, Redakteur Quotenmeter.de


Es war lange vorher bekannt, doch die Aufregung der Fußballwelt kam erst, als die WM angebrochen war. Die Vuvuzelas gehören seit Jahren zur afrikanischen Fußballkultur dazu wie in Deutschland die Bratwurst und das Pils beim Stadionbesuch. Dass jetzt hektisch die FIFA, Sky, die ARD und andere Sender diverse Audiofilter einbauen, die den Vuvuzela-Lärm eindämmen sollen, ist also eine legitime Reaktion auf den Missmut der Fans, die das vermeintliche Bienensummen nicht ertragen wollen. Recht haben sie: Denn tatsächlich geht unter dem monotonen und gleichbleibenden Klang der Vuvuzelas die uns gewohnte Stadionatmosphäre verloren. Fangesänge, Raunen bei Torchancen, Jubel – all das wird von den Tröten meist übertönt. Natürlich helfen die aktuellen Audiofilter also dabei, beiden Parteien gerecht zu werden: Die Fans können sich weiterhin 90 Minuten lang die Luft aus der Lunge pusten und die Fernsehzuschauer müssen nicht mehr ganz so stark den penetranten Ton ertragen. Aber auch auf die Spieler dürfte die ungewohnte Geräuschkulisse Einfluss nehmen –vielleicht sind dadurch die zahlreichen, ungewöhnlich häufigen Abwehr- und Torwartfehler in den ersten Spielen dieser WM teilweise zu erklären. Sie haben in jedem Fall das Nachsehen: Einen Vuvuzela-Filter fürs eigene Ohr gibt es leider nicht.

Glenn Riedmeier, Redakteur Quotenmeter.de


Bei jeder Fußball-WM gibt es ein dominierendes Streitthema. 2006 war es der Flatterball, 2010 ist es die Vuvuzela. Zahlreiche Zuschauer beschweren sich, weil sie sich durch die Tröten in Südafrikas Stadien in ihrem Fußballvergnügen beeinträchtigt fühlen. Wie ein penetrant summender Bienenschwarm klingen die Lärmmacher, die inzwischen auch in Deutschland unter den Fans schon weit verbreitet sind. Ein Deutscher hat sich im Übrigen vor ein paar Tagen das exklusive Recht gesichert, die Tröten in 27 EU-Ländern zu vertreiben. So werden wir wohl auch in Zukunft bei Bundesliga-Spielen nicht um die Tröterei herumkommen. Die mediale Empörung ist groß. Allerdings bin ich der Auffassung, dass sich langsam aber sicher ein Gewöhnungseffekt einstellen wird. Ich für meinen Teil kann den Lärm mittlerweile bereits ausblenden und nehme die Vuvuzelas gar nicht mehr bewusst wahr - erst wenn mich jemand anders genervt darauf hinweist. Kurz gesagt: Viel Lärm um Nichts.

Timo Niemeier, Redakteur Quotenmeter.de


Zugegeben: Das Geräusch der vielen Vuvuzelas ist für die deutschen Fußball-Fans sehr ungewohnt. In heimischen Stadien überwiegen die eigenen Sprechchöre, das Blasinstrument war bis vor der WM fast unbekannt. Nun aber ein Verbot der Vuvuzela zu fordern, halte ich für vollkommen übertrieben. Die Welt ist zu Gast in Südafrika und sollte sich auch den heimischen Traditionen in den Stadien anpassen. Und wenn die Südafrikaner gerne die Vuvuzela mit ins Stadion nehmen wollen, sollten sie dies auch machen dürfen. Auch ein Verbot auf den deutschen Fanmeilen halte ich für übertrieben, sie gehören einfach zu dieser WM. Inzwischen haben die übertragenden Sender der Fußball-Weltmeisterschaft das Geräusch in ihren Übertragungen deutlich minimiert. Das sollte für die deutschen TV-Zuschauer reichen, nun sollte die Diskussion über die sportliche Qualität der Weltmeisterschaft weiter gehen. Übrigens glaube ich, dass das Blasinstrument nach der WM nicht mehr so gefragt sein wird. Verbote für einzelne Bundesligastadien, wie sie einige Vereine inzwischen eingeführt haben, halte ich deswegen für unangebracht.

Stefan Tewes, Redakteur Quotenmeter.de


Vuvuzelas nerven die Zuschauer auf dem heimischen Sofa, stören die Kommunikation der Spieler auf dem Platz, die weder die Kommandos untereinander noch die ihres Trainers zu verstehen meinen und verwandeln die Stadionatmosphäre, die zur Weltmeisterschaft oft sogar Nicht-Fans mitreißt in einen gleichtönigen Einheitsbrei, durch den kein Fangesang mehr durchdringt. Dass sich die Stimmen nach einem Verbot der mittlerweile als Teufelströten verunglimpften Plastikhörner in den letzten Wochen mehrten verwundert also kaum, aber eines sollten wir uns dabei immer bewusst sein: Das hier ist nicht unsere WM, sondern die Südafrikas. Dabei ist es völlig egal, ob die Vuvuzela nun eine fünfjährige oder 100-jährige Geschichte aufzuweisen hat - sie ist derzeit ein nicht wegzudenkender Teil der afrikanischen Fankultur und ein Symbol für die von der WM aufgeworfenen Euphorie und des Wir-Gefühls am Kap der Guten Hoffnung. Die Vuvuzela als Fan-Instrument und ihre Folgen tauchten zudem nicht über Nacht auf. Bereits beim Konföderationspokal 2009 nahm die Kontroverse ihren Lauf. Die Vuvuzelas blieben allerdings erlaubt. Sie beim größten Fußball- oder gar Sportereignis, dass der afrikanische Kontinent je erlebt hat, auf Drängen vor allem europäischer TV-Anstalten, deren derzeit fiebrig an Vuvuzela-Filtern tüftelnde Techniker das letzte Jahr offenbar verschlafen haben, zu verbieten, wäre ein Skandal gewesen. Ein Glück und fast Wunder, dass manchmal eben doch noch der Fan vor Ort im Vordergrund steht.

Mehr zum Thema... Vuvuzela TV-Sender ZDF
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