TV und so

Hausgemachte Erfolge

von
Deutsche Sat.1-Serien holen montags gute Quoten. Stehen die Zuschauer wieder auf heimische Formate?

Waren Sie auch einer von denen, die vor dem Start der Sat.1-Serien «Der letzte Bulle» und «Danni Lowinski» mit ziemlicher Sicherheit vorausgesagt haben, dass dies die nächsten Quotenflops des ohnehin schon arg gebeutelten Bällchensenders werden? Nun, dieser hat uns kräftig überrascht und die deutsche Serienwelt durcheinander gewirbelt: Das Format «Der letzte Bulle» erreicht montags zur besten Sendezeit sehr konstante Zielgruppen-Markanteile über dem Senderschnitt gegen das RTL-Flaggschiff «Wer wird Millionär?»; am vergangenen Montag gab es die zweithöchste Reichweite. Um 21.15 ergeht es «Danni Lowinski» mit Hauptdarstellerin Annette Frier noch besser. Die Marktanteile haben sich hier deutlich über dem Schnitt eingependelt und liegen bei ca. 15 Prozent pro Folge.

Nicht ohne Grund nennt Produzent Markus Brunnemann gegenüber Quotenmeter.de diese aktuellen Zahlen „fantastisch“. Denn sie sind zwar nicht exorbitant hoch, aber sie beweisen in Zahlen das Gegenteil von dem, was wir jahrelang geglaubt haben: dass die junge deutsche Serie tot ist. Nachdem schon RTL mehr oder minder große Erfolge mit heimischen Formaten wie «Doctor’s Diary» und «Lasko» feiern konnte, ist die Auferstehung der deutschen Serie im Privatsehen spätestens mit den Sat.1-Erfolgen perfekt. Deutsche Serie, Primetime und dazu noch Sat.1 als ausstrahlender Sender – dies war eigentlich jahrelang eine Formel für sichere Quotenflops mit einer so langen Liste von Produktionen, dass sie hier besser gar nicht aufgeführt werden sollte.

Haben wir denn alle falsch gelegen oder waren die neuen Serienhits vorhersehbar? Natürlich hat es im Vorfeld Promotion gegeben – aber nicht so stark, als dass daraus ein langfristiger Erfolg hätte abgeleitet werden können. Natürlich setzen die Serien auf Drama und komödiantische Elemente zugleich – aber wer hätte gedacht, dass dies nach «Edel & Starck» oder zuletzt «Doctor’s Diary» noch einmal funktionieren könnte. Natürlich hat «Danni Lowinski» mit Annette Frier eine bekannte und sympathische Hauptdarstellerin – aber gleichzeitig ist auch «Der letzte Bulle» ein Erfolg mit dem Schauspieler Henning Baum, der sich vornehmlich auf öffentlich-rechtliche Fernsehproduktionen konzentrierte und im Privatfernsehen zuletzt höchstens durch den ProSieben-Flop «Der Seewolf» auffiel.

Auch nach den ersten Einschaltquoten der Premierensendungen wollten wir noch nicht so recht glauben, dass die Sat.1-Serien langfristig erfolgreich sein können. Schließlich gab es immer wieder beste Beispiele in jüngster Vergangenheit, die als neue Hitserien bezeichnet wurden und dann Woche für Woche Zuschauer verloren, bis sie schließlich doch mit dem Prädikat „Flop“ versehen werden mussten («Allein unter Bauern», «Unschuldig»). Aber nach nun vier Wochen und sogar steigenden Reichweiten und Marktanteilen dürfte ziemlich jeder auch noch so pessimistische Kritiker einen konstanten und anhaltenden Erfolg bei «Danni Lowinski» und «Der letzte Bulle» eingesehen haben.

Der Erfolg dieser „Neuen Deutschen Serien“ dürfte wie so oft verschiedene Faktoren haben: Zunächst suchen sicherlich viele junge werberelevante Zuschauer nach einer guten Alternative zum mittlerweile recht angestaubten «Wer wird Millionär?». Diese scheint mit den qualitativ hochwertigen Sat.1-Serien gefunden worden zu sein, womit auch schon der zweite Faktor erklärt ist: Die inhaltliche Klasse macht die bisherige Konstanz der Zuschauerzahlen aus; die Serien haben in unglaublicher Schnelligkeit ein festes Stammpublikum erkämpft, das treu Woche für Woche einschaltet. Die Formate treffen den Nerv der Zuschauer genau – eine Meisterleistung der Produktionsteams. Schließlich dürfte es neben diesen beiden Aspekten vielleicht auch ein wenig die Sehnsucht deutscher Zuschauer nach hausgemachten Serien sein. Im Fernsehen kommen Trends und verschwinden wieder. Mal sind diese, mal jene Genres angesagt. Nach der jahrelangen Durststrecke der jungen deutschen Serie, in der das Publikum das Einschalten konsequent vermieden hat, ist nun möglicherweise ein Zeitpunkt erreicht, an dem es heimischen Serien wieder eine verdiente Chance gibt. Bleibt nur zu hoffen, dass auch dieser Trend lange anhält.

Tag für Tag erleben wir im Fernsehen skurrile Situationen und verrückte Ereignisse. Unser Quotenmeter-Praktikant nimmt den Wahnsinn der TV-Welt zum Anlass, um seine Gedanken aufzuschreiben. Also gibt es jeden Mittwoch die Ansichten eines Fernsehjunkies in „TV und so“. Nur auf Quotenmeter.de.

Kurz-URL: qmde.de/41906
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger Artikel«Castle» schlägt «CSI: Miami»nächster Artikel«Gute Zeiten, schlechte Zeiten» macht RTL gleich zwei Mal glücklich

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung