Die Kritiker

«Countdown»

von

Story:


Die hochschwangere Sara Schürmann wird von einem Mann verfolgt. Am Ende ihrer Kraft stolpert Sara. Der Mann geht auf sie zu, zückt eine Pistole und zielt auf ihren Kopf.

25 Stunden 27 Minuten vorher: Auf einem Platz in der Kölner Innenstadt hat es eine Schießerei mit einem Toten und einem Schwerverletzten gegeben. Das Countdown-Team übernimmt den Einsatz.
Zunächst vermutet man einen Streit im Drogenmilieu, da es sich bei dem Toten um einen Kleindealer handelt. Hauptkommissar Jan Brenner macht unter den Schaulustigen eine hochschwangere Frau aus, die sehr nervös und verstört wirkt - Sara Schümann. Sie hat den Mord beobachtet.

Darsteller:


Sebastian Ströbel («Powder Park») ist Jan Brenner
Chiara Schoras («Freundschaft mit Herz») ist Leonie Bongartz
Oliver Stritzel («Fünf Sterne») ist Dr. Ritter
Anne Diemer ist Eva Mayerhofer
Andreas Windhuis («Nicht von dieser Welt») ist Klaus Frings

Kritik:


Wer zuletzt eine neue deutsche Krimiserie im Privatfernsehen unterbringen wollte, der musste immer ein paar besondere Ideen haben. Einzig coole Typen und überzeugende Fälle waren den Sendern nicht mehr genug. So entstanden Formate wie «R.I.S.» oder «Post Mortem», in denen die Zuschauer die Arbeit von Spurensicherern, die mit modernster Technik agieren, verfolgen konnten. In der Sat.1-Serie «Deadline» lieferten sich die Macher ein Rennen mit der Zeit, «Lasko» erzählt die Geschichte eines Mönchs, der gegen das Unrecht kämpft. Auch die neue filmpool-Produktion «Countdown» hat ihren ganz speziellen USP:

Die Serie beginnt mit der eigentlichen Tat – und dreht die Zeit dann zurück. Die beiden Hauptfiguren Brenner und Leo haben dann nur einige Stunden um ein Verbrechen aufzuklären. Vielleicht ist genau das schon das erste Problem der neuen RTL-Serie: Der Rahmen engt unglaublich ein, die Möglichkeiten sind relativ eingeschränkt. In der ersten Staffel mag man noch viel Freiraum haben, sollte das Format jeweils in Staffel drei ankommen, drohen viele Wiederholungen.

Letztlich wäre das Konzept eigentlich unnötig gewesen, bieten die Charaktere – und darauf kommt es bei der Serie schließlich an – in vielen Fällen gute Unterhaltung. In der Pilotepisode sieht der Zuschauer, wie die hochschwangere Sara von einem Mann verfolgt wird und schließlich stolpert. Ist das ihr Tod? Den holprigen Weg durch ein Waldgebiet sieht der Zuschauer die gesamte Folge hindurch – immer wieder in kurzen Ausschnitten. Das sorgt für Spannung, wäre andererseits aber auch nicht zwingend nötig gewesen.

Fakt ist aber: Den Täter kennt der Zuseher schon von Anfang an. Er begleitet die Ermittler nun auf dem Weg bis zur Situation im Wald – und stellt sich sicherlich des Öfteren die Frage, wieso der Mann es plötzlich auf die schwangere Frau abgesehen hat. Das ist auch der einzige große Knackpunkt der Episode von Regisseur Heinz Dietz, weshalb man sich eigentlich wünscht, schneller zur Auflösung zu kommen. Was während der Episode passiert, könnte doch einige Zuseher eher langweilen. Der Serie muss es also gelingen nicht nur auf den großen Höhepunkt am Ende hinzuarbeiten, sondern das Interesse auch während der 35 Minuten zuvor zu halten.

Von der ersten Minute an soll «Countdown» ein rasanter Wettlauf mit der Zeit sein – das schreibt zumindest RTL. In der Pilotfolge ist das nicht der Fall: Zwar stolpert Sara in Minute X und eine Uhr verrät immer wieder, dass es noch 11 Stunden sind bis man wieder an diesem Punkt angelangt ist – es handelt sich aber um einen beliebigen Punkt und nicht um eine Bombe, die festgelegt genau dann und dann explodieren wird. Die Uhr erzeugt demnach also auch keine wirkliche Spannung, weil die Jagd letztlich nur das Ergebnis von einigen Geschehnissen ist, die aber teilweise erst in der Zukunft beginnen.

Wichtig sind vor allem aber die Typen, die in der Serie immer wieder auftauchen: Mit Sebastian Ströbel hat RTL als Hauptdarsteller sicherlich eine sehr gute Wahl getroffen und auch Chiara Schoras spielt die Rolle der Leonie sehr glaubwürdig. Die Figuren sind teilweise etwas klischeebehaftet – Ströbel spielt einen Super-Macho, der verkatert am Tatort ankommt und die Namen der Frauen, mit denen er schläft, nicht auseinander halten kann. Leonie Bongartz ist das Gegenteil – und kommt deshalb mit Jan Brenner auch nicht immer klar. Allerdings – und das macht die Geschichte zumindest halbwegs interessant: Die beiden hatten eine kurze Affäre, was im Verlauf der Staffel sicherlich noch für Zündstoff sorgen wird. Eher blass bleiben die weiteren Ermittler – einzig Oliver Stritzel in der Rolle des Dr. Ritter, der mit der Art von Brenner überhaupt nicht klar kommt, sticht noch etwas hervor.

Hier ist also noch etwas zu tun, will man die Serie auch auf dem zwischenmenschlichen Gebiet für eine größere Folgenanzahl spannend halten. Fazit: «Countdown» ist kein ganz großer Wurf, erfindet auch nicht wirklich etwas neu. Der erzwungene Zeitdruck ist unnötig – auch ohne diesen Schnick-Schnack könnte die Serie funktionieren, wenn sie ihre Hauptcharaktere noch etwas feiner schleift. Wirklich störend ist die Handlung nur in der Mitte der Episode, hier hätte mehr passieren müssen – so kommt Langeweile auf. Must See-TV sieht anders aus, für einen gemütlichen Krimiabend taugt das RTL-Format aber allemal.

RTL zeigt die erste Staffel von «Countdown» ab Donnerstag, 14. Januar 2010, um 21.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/39550
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