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Kippen, Rollen, Fallen: Mehr Debakel als Spektakel

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Die Idee war gut, doch das «Kipp-Roll-Fall-Spektakel» von ProSieben erwies sich als viel zu langatmig. Vom Weltrekord blieb man mindestens so weit entfernt wie von spannender Unterhaltung. Die TV-Kritik…

Fallende Domino-Steine sind längst ein alter Hut, der allerdings nach wie vor Jahr für Jahr ein Millionenpublikum zu RTL lockt. Mit etwas Verspätung hat nun auch ProSieben seinen «Domino Day»: Am Samstagabend ging das stundenlange «Kipp-Roll-Fall-Spektakel» an den Start.

Eine Pferdekutsche, 40 Harley-Davidson-Motorräder, eine Dampflokomotive: Über 10.000 Gegenstände kamen in der vermeintlich größten Kettenreaktion der Welt zum Einsatz. Die Idee las sich im Vorfeld nicht schlecht: Über 33 Kilometer und mehr als 120 Minuten sollte die Kettenreaktion von einem Studiogelände in Hürth zum Flughafen Köln-Bonn und wieder zurück laufen. Hielt sie störungsfrei eine halbe Stunde durch, hätte es einen Eintrag ins Guinnes-Buch gegeben.



Doch es blieb beim Konjunktiv: Immer wieder hatten die insgesamt zehn Teams, die sich im Vorfeld für den Aufbau der teils kurios anmutenden Ketten verantwortlich zeichneten, mit Problemen zu kämpfen, sodass die Uhr immer wieder auf Null gestellt werden musste. Bauer, Moderatoren und eben auch Zuschauer wurden dadurch auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Ohne Zweifel: Die Grundidee des Formats war durchaus gut gemeint, doch die Umsetzung erwies sich am Ende wohl als etwas zu dilettantisch. Wozu zahlreiche B-Promis eingeladen wurden, die an den Ketten oft nur wenige Sekunden mitwirkten, bleibt zudem ebenso ein Rätsel wie die oft schlechte Kameraführung, die den Rekordversucht manchmal kaum einfangen konnte.

Die Überbrückungspausen zwischen den einzelnen Kettenreaktionen dauerten noch dazu teils doch extrem lange – auch die Smalltalks zwischen Matthias Opdenhövel & Co. hatten so manche Längen. Und dann war da auch noch die unvermeidliche Sonya Kraus, die beim «Kipp-Roll-Fall-Spektakel» noch aufgedrehter wirkte als sonst. Dennoch: Letztendlich fehlte wohl auch ein wenig Glück, um die aufwändige Live-Show zu einem wirklichen Spektakel werden zu lassen. Die Debakel-Momente überwogen, sodass man sich spätestens um 23 Uhr ein Ende gewünscht hätte. Bezeichnend, dass eine Dosen-Pyramide selbst mit Hilfe von außen nicht sofort fallen wollte.

Die längste bisher dokumentierte Kette ging übrigens über 29 Minuten und stammte vom Schweizer Künstler-Duo Fischli/Weiss aus ihrem documenta-Beitragsfilm „Der Lauf der Dinge“ aus dem Jahr 1987. Die beiden müssen sich übrigens keine Gedanken machen: Auch nach 22 Jahren hat der Rekord weiterhin Bestand – ernsthafte Gefahr dafür bestand am Samstagabend ebenso wenig wie die Chance auf wirklich spannende Unterhaltung. Eigentlich schade, doch vielleicht klappt es im nächsten Jahr etwas besser. Eine zweite Auflage wurde jedenfalls bereits angekündigt.

Kurz-URL: qmde.de/35377
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