Hingeschaut

«The Biggest Loser»: 90 Minuten Geschwafel

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Mit «The Biggest Loser» startete am Donnerstag eine inhaltlich schwache Show. Fabian Riedner sah die erste Folge.

Am Donnerstagabend startete in Deutschland endlich die erste Staffel von «The Biggest Loser». Bereits vor eineinhalb Jahren stellte der damalige ProSieben-Chef Andreas Bartl das Konzept in Hamburg vor, doch lange Zeit hörte man von der Katarina Witt-Show nichts. Zeitweise wurde gemunkelt, man glaube nicht mehr an das Format und eine Ausstrahlung in der Primetime würde nicht mehr stattfinden.

Im Spätherbst überraschten die Programmplaner von ProSieben erneut die Presse: «The Biggest Loser» wird am 8. Januar 2009 starten, donnerstags sollen dann immer Doppelfolgen zu sehen sein. Die Premiere verlief quotenmäßig nicht allzu toll, was sich natürlich auch am Inhalt widerspiegelt. Denn wer große Aktionen wie bei «Popstars», «Germany’s Next Top Model» oder «The Next Uri Geller» sucht, wird maßlos enttäuscht. Die NBC-Adaption lebt von einer langen Einführung, in der erst einmal alle Kandidaten vorgestellt werden. Danach kommt das obligatorische Wiegen, das für den Zuschauer bereits nach der dritten von 14 Personen langweilig wird. Zum Glück verzichtet man darauf, die Homestorys alle an einem Stück zu zeigen, sondern fügt diese zufällig in die zweistündige Folge ein.

Wobei genau hier das Problem ist: Die gesamte Sendung hat keinen klaren roten Faden. Zwar werden erst die Teilnehmer vorgestellt, aber danach entwickelt sich die Episode zu einer planlosen Dokumentation. Es werden zwei Stunden lang Menschen beim Sport gezeigt, wie sie gesund essen, wie sie darüber reden, reden und noch einmal reden. Aber das kann es doch nicht gewesen sein? Pausenlos ein Geschwätz und dazu Sport treibende Menschen. Hier hätte man ansetzen und entweder Themensendungen konzipieren („Sport im Wald“) oder Aufgaben stellen („Welches Team läuft als erstes 10 Kilometer?“) müssen.



Ohnehin wird bei dieser Produktion Wert auf irrelevante Themen gesetzt: Zwar liegt der Hauptgewinn bei 100.000 Euro, aber das ist schon in vielen Werbetrailern erwähnt worden. Dennoch kündigt Moderatorin Katarina Witt den Hauptgewinn als eine totale Überraschung an und lässt sich zwischen Ankündigung des Preisgeldes und der Aussprache mehrere Sekunden Zeit – wie es halt leider in deutschen Shows immer gemacht wird. Selbst bei der Oscar-Verleihung werden solche Zicken nicht gemacht, sondern der Umschlag geöffnet und sofort vorgelesen. Wie nervig das bei deutschen Shows ist, wurde schon häufiger kritisiert. Aber die Produzenten lenken nicht ein.

Obwohl es so viele Probleme beim Ursprungskonzept gibt und die Zuschauerzahlen in den Vereinigten Staaten hinter der Konkurrenz liegen, wurden seither sieben Staffeln produziert. Blickt man auf das Gegenprogramm, so ist der NBC-Schritt verständlich. Auf der einen Seite holt das Format für seine günstigen Produktionskosten recht solide Werte, auf der anderen Seite waren die Knüller «Navy CIS» (CBS), «The Mentalist» (CBS), «Dancing with the Stars» (ABC), «Dr. House» (FOX) und «90210» (The CW) zu sehen. Jeder Versuch, eine eigene Drama-Serie zu etablieren, wäre wohl gnadenlos gescheitert.

Dass ProSieben das Format nun am Donnerstagabend präsentiert, ist wenig schleierhaft. Denn die deutsche Ausarbeitung ist keineswegs besser und hätte lieber auf einem aussichtslosen Timeslot wie dem Dienstagabend ausgestrahlt werden sollen. Stattdessen verbaut man sich den starken Donnerstagabend, auf dem man mit «Popstars» und «Topmodel» die Marktführung bei den jungen Zuschauern hatte.

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