Die Kritiker

«Liebe auf Rezept»

von
Story
Eigentlich könnte die attraktive Corinna Fürstenberg rundum zufrieden sein: Sie hat eine aufgeweckte Tochter, muss sich finanziell keinerlei Sorgen machen und betreibt gemeinsam mit ihrem Ehemann Michael ein gut gehendes Feinschmeckerlokal. Ausgerechnet an ihrem 17. Hochzeitstag aber realisiert Corinna, dass ihre Ehe in einer Sackgasse steckt: Ihr einst so romantischer Gatte schaut mittlerweile lieber anderen Frauen nach und denkt ansonsten nur noch ans Geschäft. Wie aber soll sie Michael dazu bringen, wieder ein bisschen mehr Gefühl zu zeigen?

Corinnas rumänische Putzfrau Rosha weiß Rat: Sie schenkt Corinna ein magisches Liebeskraut, das den gestressten Workaholic in einen frisch verliebten Romantiker verwandeln soll. Das Dumme ist nur, dass Corinna die Kräuter versehentlich selbst verzehrt – und sich umgehend und unsterblich in den nächsten Mann verliebt, der ihr begegnet: In diesem Fall in den biederen Fischhändler Hansen, der auch das Restaurant der Fürstenbergs beliefert.

Der verdutzte Hansen, selbst verheiratet und Vater dreier Kinder, weiß gar nicht, wie ihm geschieht, als Corinna sich plötzlich mit verklärtem Blick an ihn heranmacht, und lässt sich von seiner Verehrerin dann aber doch zu einem heimlichen Rendezvous überreden.

Darsteller
Uwe Ochsenknecht («Die Bluthochzeit») ist Hansen Quaas
Kai Wiesinger («Dresden») ist Michael Fürstenberg
Sonsee Neu («Pastewka») ist Corinna Fürstenberg
Petra Kleinert («Notruf Hafenkante») ist Monika Quaas
Golda Tencer («Alles auf Zucker!») ist Rosha
Melina Hennen («Wellen») ist Marie Fürstenberg
Sybille Schedwill («Der Schatz des weißen Falken») ist Juliane Heuer

Kritik
Besonders widerlich sind Szenen, in denen in Großaufnahme gezeigt wird, wie Fischen der Kopf abgeschlagen wird und die Figur Hansen diese ausnimmt. Seit Volker Schlöndorffs Verfilmung der «Blechtrommel» hat man so etwas nicht mehr gesehen.

Bis zum Schluss bleibt unklar, was der Film sein soll: Für eine Komödie ist die Story nicht lustig genug (und generell entsteht die Komik meist eher unfreiwillig) und für ein Drama ist der Film viel zu banal.

Das Ende des Films ist meilenweit absehbar und die Handlung ist zu langweilig, um einen 88-Minuten-Film zu tragen. Schon die Hälfte der Zeit wäre zu viel gewesen. Es ist nichts Neues, nichts Frisches dabei. Filme wie diesen hat man schon tausend Mal gesehen, meistens besser umgesetzt. Wo soll das Herausragende, das Besondere sein?

Besonders peinlich ist der Einsatz eines Voice-Overs, der die jeweilige Gefühlslage der Figur erläutert. Anstatt szenisch oder in Dialogen darzustellen, was die Charaktere emotional durchmachen, wird zu diesem äußerst plumpen Mittel gegriffen. Schon hier sieht man die Unfähigkeit des Autors. Die Dialoge schwanken von kaum zu ertragen („Wenn du mich nicht liebst, werd ich dich zur Liebe zwingen“) bis zu ganz ordentlich („Danke für diesen tollen Unfall“ oder „So wie ihr euch benehmt habt ihr ein ganzes Hanffeld abgegrast.“). Leider überwiegt allerdings die erstere Variante. Ein gewisser Biss, der das ständige Geschwafel erträglicher gemacht hätte, fehlt leider fast gänzlich.

Nach einer mangelhaften Exposition, die so gut wie nichts über die Figuren erfahren lässt, plätschert die Handlung vor sich hin. Nichts, was wirklich unerwartet oder spannend wäre, passiert. Erst sehr spät kommt durch die Umkehr der Handlungsmotive der Protagonisten ein bisschen Schwung in den Plot, doch auch hier bleibt der Film nichts weiter als eine Schlaftablette.

Die meisten Szenen enden nicht in einer Konfrontation, sondern damit, dass die Figuren auseinander gehen. Dadurch gibt man viel Konfliktpotential auf, dass dieses Machwerk vielleicht noch etwas hätte beleben können. Von den mehr als mangelhaft und stereotyp konstruierten Charakteren, die keinen Funken Realismus oder wenigstens ein Quentchen Identifikationspotential aufweisen, kann man nicht viel sagen. Es sind zwei Figuren des Alltags, die maßlos überzeichnet sind, gleichzeitig aber nichts Besonderes haben. Schlechter hätte man es kaum machen können. Zwar versuchen die Schauspieler ihr Bestes, können aber bei einem solch miserablen Drehbuch nicht viel ausrichten.
Alles in Allem ist «Liebe auf Rezept» daher wahrscheinlich einer der schlechtesten Fernsehfilme der letzten Jahre.

Die ARD zeigt «Liebe nach Rezept» am Freitag, 24. August 2007, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/21817
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