Hintergrund

30 Jahre Monkey Island: Das vergessene Genre

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1982 gründete «Star Wars»-Produzent George Lucas die Spieleschmiede. Allerdings durfte er keine Produkte seines Filmhits produzieren, da er die Lizenzen an Konkurrenten verkaufte.

Mit «Star Wars» schuf der in Modesto, Kalifornien, geborene George Lucas einen der größten Hits. Schon beim Start im Jahr 1977 galt «Krieg der Sterne» als bahnbrechend, allerdings verlangte die sehr komplexe Produktionsmethode mit riesigen Modellen und Stop-Motion-Aufnahmen dem Filmemacher vieles ab. Da Lucas davon gesundheitlich beeinträchtigt wurde, arbeitete er an Ideen, wie er die Produktion von Filmen erleichtern könne.

Aus diesem Grund suchte er nach Computerspezialisten und gründete die Firmen Industrial Light & Magic und Skywalker Sound im Jahr 1975. Da die Firmen von Lucas nicht in Hollywood residierten, sondern in der Nähe vom Silicon Valley fand er mit Ed Catmull, Alvy Ray Smith und Loren Carpenter gleich drei spätere Spiele-Ikonen. Die drei gründeten 1986 die Pixar Studios.

Doch Industrial Light & Magic hatte die ersten Jahre wenig zu tun, denn der zweite «Star Wars»-Film machte von computerbasierten Grafiken keinen Gebrauch, stattdessen setzte man für «Star Trek II: Der Zorn des Khan» den ersten Auftrag um. Das Team gab das gesamte Budget aus, um ihren Chef George Lucas zu beeindrucken. Damit hatte das Team Erfolg und so waren sie am dritten «Star Wars»-Film beteiligt.

Inzwischen ist auch die Spielefirma Atari aufmerksam geworden und wollte die Grafiken und Animationen für ihre kommenden Titel benutzen. Es klappte, George Lucas gründete Lucasfilm Games, das später den Namen LucasArts trägt. Atari investierte eine Million US-Dollar in die neue Firma, damit man sich das Vorverkaufsrecht an den Games sicherte. Carpenter wechselte zur Spielefirma und heuerte den Hacker Peter Langston an, der die Firma leiten sollte. Die Firma verschlang zunächst ihr gesamtes Geld, ohne ein Spiel zu produzieren. Man konzentrierte sich zunächst auf die Forschung. Gleichzeitig machte Lucas den Deal seines Lebens und sicherte sich von 20th Century Fox die Merchandising-Rechte am «Star Wars»-Imperium, die Spieletitel lizenzierte er an Brettspiele-Firma Parker, die „Star Wars: The Empire Strikes Back“ produzierte.

Die Lucasfilm-Tochter LucasArts hatte also keine Rechte an «Star Wars», sollte allerdings Spiele auf den Markt bringen. Die Not machte erfinderisch und so publizierte das kleine Team im Jahr 1984 gleich drei Titel: Das Science-Fiction-Sportspiel „Ballblazer“, das Flug-Action-Game „Rescue on Fractalus“ und das Labyrith-Spiel „The Eidolon“. Im Jahr 1987 wurde der Grundstein für „Monkey Island“ gelegt, denn mit „Maniac Mansion“ kam das erste Point-and-Click-Adventure auf den Markt. Von dem Spiel folgte eine gleichnamige Fernsehserie und zahlreiche weitere Videospiele-Hits auf der gleichen Engine.

Der vorzeitige Höhepunkt gelang LucasArts mit „Indiana Jones and the Last Crusade: Das Graphic Adventure“, indem die Handlung des zweiten «Indiana Jones»-Films nachgespielt werden muss. Gegenüber der Filmversion gab es allerdings einige Änderungen, um den Spielspaß zu erhöhen. Das Besondere an Click-and-Point-Adventure waren die zahlreichen Rätsel, die der Nutzer lösen musste. Drei Jahre später folgte ein weiterer Hit des Unternehmens und eines der besten Videospiele des Genres aller Zeiten: „Indiana Jones and the Fate of Atlantis“. Über 120 Spielorte wurde geschaffen – ein Novum dieser Zeit – und das Spiel konnte auf drei unterschiedliche Weisen gespielt werden. Neben einem Action-Modus konnte man die Rätsel im Team oder im Solo-Modus lösen. Das Spiel verkaufte sich weltweit über eine Million Mal und war somit ein Big Player. Gegenüber den heutigen Maßstaben ist dies allerdings ziemlich gering.

Zwei Jahre zuvor startete LucasArts die „Monkey Island“-Reihe. Am 15. Oktober 1990 kam „The Secret of Monkey Island“ in den Handel. Das Spiel gilt als Klassiker und Meilenstein in der Geschichte der Adventures. Es war erst das fünfte Spiel, das mit der Scumm-Engine der Lucas-Firma programmiert wurde. Ron Gilbert ließ sich von der Disneyland-Attraktion „Pirates of the Caribbean“ und dem Buch „In fremderen Gezeiten“ von Tim Power inspirieren. Wie das Team um Jerry Bruckheimer für «Fluch der Karibik» wählte Gilbert einen komödiantischen Ansatz. Die Spielezeitschriften vergaben Bestwertungen für das „Monkey Island“-Spiel.

Bereits ein Jahr später folgte „Monkey Island 2: LeChuck’s Revenge“, indem der Pirat Guybrush einen Schatz finden möchte, ihm aber der Zombie-Pirat LeChuck wieder in die Quere kommt. Der Erfolg ebbte nicht ab, es folgten 1997 „The Curse of Monkey Island“, 2000 „Flucht von Monkey Island“ sowie im Jahr 2009 der abschließende Teil „Tales of Monkey Island“. Die Spiele-Reihe begann einst auf den längst eingestellten Konsolen Amiga, Atari ST, FM Towns, Sega Mega-CD, dem Mac und dem Windows-Vorläufer MS-Dos. Der fünfte Teil wurde für den Computer, die Wii und die PlayStation 3 konzipiert.



Neben „Monkey Island“ brachte LucasArts noch weitere bahnbrechende Spiele auf den Markt. Das im Jahr 1990 veröffentlichte „Loom“ war ein Adventure, indem man die Figur Bobbin steuerte und anhand mit Tönen die Rätsel löste. Das Spiel „Sam & Max Hit the Road“ verzichtete komplett auf die bei Click-and-Point-Adventure üblichen Verben und setzte bereits im Jahr 1994 vollständig auf Interaktion mit der Maus. Basierend auf einer Idee von Steven Spielberg folgte 1995 „The Dig“, ein Adventure, bei dem ein Asteroid gesprengt werden muss, da er die Erde bedroht.

Doch LucasArts geriet Ende der 1990er in zwei Probleme. Der Nachfolger von „Indiana Jones and the Fate of Atlantis“ war ein 3D-Adventure und überzeugte mit seinen klobigen Grafiken nicht. Die hohe Messlatte von LucasArts konnte nicht eingehalten werden. Ebenso erging es auch „Indiana Jones und die Legende der Kaisergruft“, das 2003 auf den Markt kam. Gleichzeitig eröffnete sich für LucasArts eine neue Perspektive, da sie 1992 das erste «Star Wars»-Spiel umsetzen. Es folgten zahlreiche weitere Spiele, die immer mehr in den Fokus des Unternehmens rückten.

Jährlich warf LucasArts einen neuen Titel auf den Markt, zwischen 2003 und 2007 waren es sogar acht Neuerscheinungen. Diese waren kommerziell erfolgreich, doch das Spielestudio wurde dennoch abgewickelt. Das letzte Spiel, das LucasArts auf den Markt brachte, war "Lego Star Wars III: The Clone Wars". Hintergrund der Schließung der Firma ist der Verkauf des Lucasfilm-Imperiums im Jahr 2012 an Disney. LucasArts ist nur noch Lizenzgeber für die Spiele tätig. Die Zahl der Mitarbeiter ist auf weniger als zehn Personen geschrumpft. Für Spiele-Fans ist dass das traurige Ende einer glorreichen Spielezeit. Zum 30. Jubiläum von „Monkey Island“ können die Fans ihre Spiele bei Anbietern wie Steam zwar noch erwerben, aber neue Abenteuer wird es nicht geben.

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