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Die Radiosprechstunde: Großes Pfund, großes Risiko – über Morningshows im Radio

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Sie sind die Aushängeschilder einer jeden Station. Die Morgenmoderatoren eines Radiosenders. Welche Fehler bei der Besetzung gemacht werden und wie die traditionellen Rollenbilder aussehen, erklärt Radioberaterin Yvonne Malak.

Sie ist eine der bekanntesten deutschen Radio-Beraterinnen. Yvonne Malak arbeitet seit Mitte der 80er Jahre im Radio. Sie wurde bekannt als Co-Moderatorin von Arno in der 104.6 RTL Morningshow im Berlin, wechselte dann als Programmchefin zu Radio Ton und als Programmdirektorin zu BB Radio. Seit 2006 berät sie diverse Radiostationen, darunter viele Marktführer wie rt.1 in Augsburg, und Radio Hamburg im Norden.

Die populärsten Teams der Zunft begeistern Morgen für Morgen mehrere Millionen Fans. Laut MA kommen die größten Stationen des Landes pro Stunde am Morgen auf teils 1,5 Millionen Hörer. Morgen-Show-Moderatoren sind in ihrem Sendegebiet mindestens so bekannt wie große TV-Stars. „Die Morgen-Show ist quasi die Daily-Soap im Radio“, sagt Yvonne Malak. Die Radioberaterin weiß, wie sich die Anforderungen an eine Morgensendung im Radio verändert haben. War es noch in den 90ern üblich, dass – wie in anderen Stunden am Tag auch – wechselnde Moderatoren alleine die Themen vorgetragen haben, haben inzwischen feste Morningshow-Teams das Ruder übernommen. Nur ganz wenige Stationen, vor allem Öffentlich-Rechtliche, erlauben sich noch wöchentlich rollierende Morning-Show-Teams. „Wenn Sie nach England oder in die USA schauen, dann gibt es überall immer feste Morgencrews, sogar bei der öffentlich rechtlichen BBC.“

Und selbst bei Sendern, die in Deutschland auf wechselnde Teams setzen, gäbe es meist eines, das die Hörer besonders an sich bindet. So seien bei SWR3 im Süd-Westen Michael Wirbitzky und Sascha Zeus etwa die klare Nummer eins am Morgen. Entsprechend der Popularität einer Morgen-Show sei es für einen Sender das größte Wagnis, aber auch eine große Chance, eine neue Morning-Show zu starten.

Chance und Risiko


Eine neue Morning-Show muss sehr gut überlegt sein. Super gut. Es gibt immer noch Programmmacher, die setzen da einfach mal die zwei Leute hin, weil diese eben gerade da sind.
Yvonne Malak, Radioberaterin
„Eine neue Morning-Show muss sehr gut überlegt sein. Super gut. Es gibt immer noch Programmmacher, die setzen da einfach mal die zwei Leute hin, weil diese eben gerade da sind. Das kann fatal sein“, sagt Yvonne Malak, die weiß, dass die Personality besonders am Morgen unglaublich wichtig ist. Man sollte sich aber fragen: wer ist meine Zielgruppe, wie kann diese durch die Moderatoren ideal gespiegelt werden? Welche Lebensstile zweier Moderatoren ergänzen sich am besten? In welcher Konstellation stecken Zündstoff und Spannung? Und nicht zuletzt: wie harmonieren die Stimmen? Im Wissen, dass man neuen Morgen-Shows die nötige Zeit geben muss, um sich zu etablieren, können strategische Fehler hier zu „einer großen Fehlinvestition“ führen, sagt Malak. In Baden-Württemberg betreute sie einst einen Sender, der recht frisch gestartet war. „Die Zahlen gingen immer leicht nach oben. Den absoluten Reichweiten-Peak haben wir aber zur der Zeit geholt, als die beste Morgen-Show ever auf dem Sender war.“ Nach dem Ende dieses Teams seien die Zahlen zwar noch eine Zeit lang stabil gewesen, danach aber wieder gesunken.

Die Macht der Stimme


Neben dem großen Risiko bietet eine neue Morgensendung aber auch die Chance schon verkrustete Strukturen aufzubrechen. „Wenn ein Sender in manchen Bereichen Staub angesetzt hat, kann eine neue Morgen-Show eine große Chance sein.“ Dabei rät Malak auch durchaus zu Mut. Ein paar Faktoren aber wären wichtig: „Weibliche Stimmen sind im menschlichen Gehirn automatisch positiv besetzt. Die Stimme des Navis im Auto ist weiblich, Siri ist weiblich. Woher das kommt, ist klar: Es liegt an der Mutti“, sagt Malak. Im Radio hingegen seien sehr tiefe Stimmen unübertrefflich; und diese sind eben meist männlich. „Entsprechend ist es in Deutschland Tradition, dass man einen männlichen Morgen-Moderator und einen weiblichen Sidekick hat“, sagt Malak. Aber solche klassischen Rollenbilder seien auch dazu da, um gebrochen zu werden. Frauen wie Simone Panteleit vom Berliner Rundfunk würden beweisen, dass es funktioniert. „Es spricht also nichts dagegen eine Frau mit einer tollen Stimme wie Simone Panteleit zu besetzen und an ihrer Seite einen männlichen Co-Moderator zu haben“, erklärt Malak. Studien aber besagen, dass gemischte Teams am besten ankommen und sowohl stimmlich als auch inhaltlich die meisten Hörer abholen.

Im Juni nimmt Radioberaterin Yvonne Malak jeden Dienstag Stellung zu einem großen Radio-Thema. Schon erschienen sind Artikel zu Wort im Radio und dem Themenfeld Musikplanung. Nächste Woche dreht sich bei uns alles um Radio-Gewinnspiele.

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