Serientäter

«Élite» Staffel 3: Von denen, die etwas suchen … und (zu sich selbst) finden

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Und schon geht es wieder nach Spanien! Selten haben Fans so kurz auf die Fortsetzung ihrer Lieblingsserie warten müssen, aber kann die neue Staffel des Netflix-Hits auch inhaltlich überzeugen?

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Dabei wiederum ist es wichtig, zu erwähnen, dass im Prinzip bei allen zentralen Figuren besagte persönliche Entwicklung das Thema ist, um das sich nahezu alles dreht, oder anders ausgedrückt: Es geht um das Erwachsenwerden. Und dieser Aspekt steht diesmal so sehr im Vordergrund wie in keiner der bisherigen Staffeln und ist mitverantwortlich dafür, dass man nach dem finalen Abspann das Gefühl hat, dass sich sämtliche Mitglieder der Kulttruppe endlich ihrer Altlasten entledigen konnten und nun ein Neustart auf sie wartet. Das heißt nicht automatisch, dass dieser sich völlig unproblematisch gestalten wird, es ist aber immerhin einer. Denn man darf auch nicht vergessen, dass sich ein Großteil der jungen Heldinnen und Helden zwischenzeitlich in Sackgassen manövriert hatte. Doch völlig aussichtslos war die Lage bei keinem von ihnen, wie vor allem die zweiten Season gezeigt hat. Diverse Hoffnungsschimmer waren nicht nur erkennbar, sie enthielten ebenfalls sehr konkrete Lösungsvorschläge für die fiktiven Schülerinnen und Schüler bereit. Insofern sind die Entwicklungen, die den dritten Durchgang (dass es einen vierten und fünften geben wird – inklusive einiger neuer Gesichter – wurde übrigens längst bestätigt) bestimmt haben, vornehmlich die logischen Konsequenzen all dessen, was bereits angebahnt worden war.

«Élite» wäre allerdings nicht «Élite», wenn die (gefühlt) dauerhaft ihre Schuluniform Tragenden nicht noch mit einigen Hürden konfrontiert gewesen wären. Diese Herausforderungen meisterten die Fanlieblinge auf sehr unterschiedliche Weise – manche direkt im Team, manche erst etwas später und manche ganz alleine. Am Ende jedoch haben die Klassenkameraden einmal mehr den Beweis erbracht, dass sie sich, wenn es hart auf hart kommt, aufeinander verlassen können – ob auf dem Weg dahin immer alles moralisch einwandfrei abläuft, steht auf einem anderen Blatt, macht aber auch ehrlicherweise den Reiz des Formats aus. Gerade Guzmán (Miguel Bernadeau) und Samuel (Itzan Escamilla) auf der einen sowie Rebeca und Valerio auf der anderen Seite lassen uns beispielsweise nicht vergessen, dass es in dieser „Teenie-Soap“ der etwas anderen, insgesamt ernsteren Art auch seit jeher um die Frage geht, ob es nicht eigentlich immer ein Trugschluss ist, zu glauben, dass der Zweck die Mittel heiligt.


Ander (Arón Piper) hingegen hat ganz andere Sorgen und ist sicherlich derjenige, der diesmal am meisten zu kämpfen hat, was natürlich ebenfalls nicht spurlos an dessen Freund Omar (Omar Ayuso) vorübergeht. Gerade bei den beiden lässt sich gut verdeutlichen, was im Grunde genommen auf die gesamte „Gang“ zutrifft: Der ab einem gewissen Punkt von allen gezeigte Willen, sich nicht mehr ihrem Schicksal zu ergeben, wird nämlich irgendwann ergänzt um die Erkenntnis, die zahlreichen Scherben, die sich seit dem Piloten angehäuft haben, aus dem Weg räumen oder sogar wieder zusammensetzen zu können. Dies setzt allerdings voraus, schonungslos ehrlich zu sich selbst zu sein, was wiederum sehr schmerzhaft sein und auch bedeuten kann, Menschen endlich so sehen zu müssen, wie sie sind und nicht, wie man sie gerne hätte – sich selbst eingeschlossen. Auch auf Cayetana und selbst auf Polo (Álvaro Rico) trifft dies zu, auf die zwei also, die mit am längsten alles dafür getan haben, um die Augen auch weiterhin vor der Realität verschließen zu können – und bei diesem Unterfangen zudem Unterstützung von unerwarteter Seite erhalten hatten. Und damit gelingt den „Jugendlichen“ etwas, was ihre Eltern bis zuletzt nicht oder nur in Ansätzen geschafft haben.



Auch in dieser Form der indirekten „Abnabelung“ erkennt man, dass die „elitären“ Neun gereift sind. Und deshalb ist es auch folgerichtig, dass man bei Lucrecia (Danna Paola) landet, wenn man den einen Charakter benennen möchte, der vielleicht etwas mehr im Fokus steht als die anderen. Bei der jungen Frau also, die am nachdrücklichsten und krampfhaftesten versucht hat, eine Fassade aufrechtzuerhalten. Und die letztlich eine beeindruckende Wandlung von der Spielchen spielenden Intrigantin zu einer echten Sympathieträgerin durchmacht, der das Wohl einer jeden und eines jeden aus ihrem Umfeld inzwischen ehrlich wichtig ist, was lange undenkbar schien, und die schlussendlich auch akzeptiert, dass es nicht nur völlig okay ist, Hilfe anzunehmen, sondern dass man manchmal als Einzelkämpferin einfach nicht weiterkommt.

Die dritte Staffel von «Élite» ist so gesehen die intimste, weil das Publikum die Hauptfiguren eben mittlerweile sehr gut kennt und viele äußerst berührende und ausdrucksstarke Szenen daher auch ohne Worte auskommen – und dadurch dennoch nicht an Wirkung und Intensität verlieren. Im Gegenteil: In ebenjenen Augenblicken spürt man sogar ganz besonders, wie wichtig die „Teenager“ einander geworden sind und dass Familie ein Begriff ist, der auf vielfältige Weise mit Leben gefüllt werden kann.

Die ersten drei Staffeln von «Élite» sind auf Netflix verfügbar.

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