Hingeschaut

«Denn sie wissen nicht, was passiert»: Ziemlich vorhersehbares Unvorhersehbares

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RTLs neue Show mit Jauch, Gottschalk und Schöneberger brüstet sich damit, dass niemand der drei Showmaster weiß, was sie erwartet. Dabei kommt aber bloß eine gewöhnliche Promi-Spielshow heraus.

«Denn sie wissen nicht, was passiert» heißt RTLs neueste Samstagabend-Kreation. Das ist die Jauch-Gottschalk-Schöneberger-Show. Der Clou: Keiner weiß, was in der Show passieren wird. Auch die Frage der Moderation wird erst in der Show selbst geklärt. Diese Aufgabe übernimmt ein sprechender Zauberhut a la «Harry Potter». „Mir ist das ein Graus, völlig unvorbereitet von nichts eine Ahnung zu haben. Thomas ist da im Thema drin“, gibt Jauch zu und bekommt dafür direkt den Konter von Gottschalk: „Für mich ist es ein Graus, wenn du das machst.“ Schlagabtausche wie diese gibt es im Verlauf der ersten Ausgabe öfter. Dass die beiden gut miteinander können, haben sie ja unter anderem schon bei «Die 2 – Gottschalk & Jauch gegen Alle» bewiesen.

Eine Show losgelöst von einem starren Konzept mit viel Freiraum für die Showmaster – auf dem Papier eine löbliche Idee. In der Umsetzung entpuppt sich diese RTL-Show mit einem viel zu langen Namen und einer viel zu langen Sendezeit aber als langweilige Promi-Spielshow, die vor allem an ProSiebens «Teamwork» erinnert: Zwei Prominentenpaare kämpfen für einen Menschen aus dem Publikum um ein Preisgeld. Das sind auf der einen Seite Gottschalk und Schöneberger, auf der anderen Seite die beiden «Tatort»-Darsteller Jan Josef Liefers und Axel Prahl. Letztere holen ja Top-Quoten mit ihrem Münsteraner «Tatort», merkt Jauch an. Offenbar erhofft man sich bei RTL mit den vielen prominenten Namen ebenfalls Top-Quoten. Anders ist dieses Staraufgebot gleich zum Auftakt wohl nicht zu erklären.

Man könnte also sagen: Aus dem vermeintlich Unvorhersehbaren wird etwas ziemlich Vorhersehbares – verstärkt wird das dadurch, indem wir Zuschauer vor den Werbepausen vieles durch RTL-typische Vorschauclips gespoilert bekommen. Dass Jauch moderiert, wurde obendrein schon im Vorfeld vom Sender bekannt gegeben. Konsequenter wäre es, wenn auch die Zuschauer völlig ahnungslos an diese Show herangehen könnten. Ohnehin stellt sich die Frage, weshalb RTL sich ausgerechnet hier nicht für eine Live-Ausstrahlung entschieden hat. Hat man etwa befürchtet, dass das Ganze in die Hose geht?

Tatsächlich will nicht jedes der insgesamt zehn Spiele so recht gelingen – gerade das führt ironischerweise aber zu unterhaltsamen Momenten. Als es etwa darum geht, durch ein Rohr fallende Nüsse zu knacken, bekleckert sich kein Team mit Ruhm und Ehre. „Aber die machen doch kein Spiel, was vorher mal geprobt worden ist, wo zehn Dödel alle daneben schlagen“, merkt Jauch an und will es daraufhin selbst wissen. Und haut sich dann auf den Finger. Auch das Spiel, in dem man aus mehreren Metern Höhe einen Tee auf dem Körper seines Mitspielers servieren muss, bringt einige Lacher mit sich.

Ansonsten sind die Spiele reichlich unspektakulär und dürften wahrlich niemanden vom Hocker reißen: Coversongs erraten, geschredderte Gegenstände erkennen, Sachen merken. Nein, das Rad wird mit all dem bestimmt nicht neu erfunden. Da hilft auch keine Barbara Schöneberger, die andauernd alles belacht und nahezu keine Gelegenheit auslässt, zu betonen, wie lustig und super sie doch die Spiele findet. Erklärt werden jene übrigens in Einspielern von kleinen Kindern. Das passt insofern wieder ganz gut, als dass die ganze Show alles in allem doch sehr an einen albernen Kindergeburtstag erinnert. Mal im positiven, mal im negativem Sinne.

Das Finale ist dann so unspektakulär wie der Rest der Show: Hier sollen solange Stangen in einen Ballon gesteckt werden, bis dieser platzt. Eigentlich sollte bei einem platzenden Ballon auch der Traum vom Gewinn für einen Publikums-Teilnehmer platzen. Doch der verflixte Ballon will partout nicht kaputt gehen. Was macht man also? Man ignoriert die Regeln und teilt den Gewinn einfach auf, jeder geht also mit 25.000 € nach Hause. Ein Happy End nach Mitternacht. Unterm Strich lässt sich festhalten, dass «Denn sie wissen nicht, was passiert» durchaus Potenzial hat – alleine schon deswegen, weil Jauch, Gottschalk und Schöneberger ein perfekt eingespieltes Trio sind. Das Potenzial muss halt nur besser genutzt werden als bei der Premiere. Ob es dann aber reicht, lediglich die prominenten Gäste und den Moderator auszutauschen, ist fraglich.

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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Familie Tschiep
19.08.2018 11:40 Uhr 1
Man kann keine grundsätzlich neuen Spielideen entwickeln, es ist immer irgendwie Kindergeburtstag.
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