Die Kritiker

«Wolfsland - Irrlichter»

von   |  1 Kommentar

Yvonne Catterfeld und Götz Schubert machen als gebrochenes Ermittlerpaar auch in der zweiten neuen Folge von «Wolfsland» eine gute Figur. Wenn der Film nur nicht unbedingt ein Krimi sein müsste...

Cast & Crew

Vor der Kamera:
Götz Schubert als Butsch Schulz
Yvonne Catterfeld als Viola Delbrück
Johanna Gastorf als Gesine Schwenk
Franziska Petri als Leonore Pfister
Jan Dose als Jakob Böhme
Stephan Grossmann als Dr. Grimm
Sergej Moya als Clemens Olmützer

Hinter der Kamera:
Produktion: Molina Film GmbH
Drehbuch: Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser
Regie: Till Franzen
Kamera: Timo Moritz
Produzentin: Jutta Müller
Kommissar Butsch (Götz Schübert) stellt seine Kollegin Viola Delbrück (Yvonne Catterfeld) unter Beobachtung. Die hat nämlich einiges hinter sich: Vor kurzem wollte ihr
Ex-Partner sie in einem Anfall geistiger Umnachtung umbringen; sie konnte sich glücklicherweise zur Wehr setzen und ihm ein Messer in den Bauch rammen. Seitdem liegt der werte Gatte im Koma, auch wenn die Ärzte sich optimistisch geben, dass er bald wieder zu sich kommen würde. Delbrück besucht ihn täglich in der Klinik; nur beschleicht einen der Eindruck, dass sie die optimistischen Prognosen des medizinischen Personals nicht sonderlich heiter stimmen.

Nun kann sie sich wenigstens mit Arbeit ablenken, auch wenn Kollege Butsch sein Möglichstes versucht, ihr nicht zu viel zuzumuten, in der Angst, sie könnte den Fall versauen: In den Wäldern von Görlitz wird der ältere Hotelier Arnold Olmützer (Michael Kind) tot aufgefunden. Im Ort war der Mann sehr beliebt, nicht nur wegen seiner leidenschaftlichen Stadtführungen, bei denen er seinen Gästen schaurig-schöne okkulte Anekdoten aus der Lokalgeschichte vortrug.

In seiner Familie brodelte es aber, wie Butsch und Delbrück bald ermittelt haben: Während sein Sohn Clemens (Sergej Moya) und dessen Frau in endloser Selbstausbeutung den Landgasthof am Laufen halten, hatte der alte Olmützer Pläne, mit einer deutlich jüngeren Schweizerin durchzubrennen. Zudem hatte er vor kurzem einen neuen Begünstigten in seiner Lebensversicherung eingesetzt: seinen anderen Sohn Bastian (Sascha Göpel), der nach dem Tod seiner Mutter vor zehn Jahren alle Bande zur Familie gekappt hatte, nun aber urplötzlich wieder in der Stadt aufgetaucht ist und Kontakt zu einem dubiosen Barbesitzer hat, der seit Jahren Crystal Meth an Kinder vertickt, was Butsch ihm sehr zu seiner inneren Empörung nie nachweisen konnte.

Noch in der Eröffnung etablieren die Autoren Sönke Lars Neuwöhner und Sven S. Poser eine interessante mystische Ebene, die sich auch im Titel dieser Folge wiederspiegelt: Bei seiner wohl letzten Stadtführung erzählt Hotelier Olmützer von einer seltsamen Gestalt, die manche Görlitzer nachts in den engen Gassen ihrer Stadt zu sehen glauben, und die sie Irrlichtern gleich in entlegene Winkel führt, aus denen sie nicht mehr herausfinden. Ähnlich wird auch die Szene um seinen Tod umrahmt, als Olmützer in seinem Auto durch die Nacht fährt, bis ihn ein anderes Fahrzeug verfolgt, das er zuerst nur durch ein Licht im Rückspiegel bemerkt, und selbst als er anhält und seinen Verfolger konfrontiert, bleibt das Licht das visuell bestimmende Element des Szenenaufbaus.

Doch leider wird dieses mystische Element nicht weiterverfolgt, auch wenn Regisseur Till Franzen die winterliche sächsische Stadt mit ihren dicken Nebelschwaden und unheimlichen bewaldeten Randgebieten ein bisschen heimelig-unheimlich zu inszenieren versucht. Doch dieses Leitmotiv, das der Schlüssel zu einer erzählerisch gehaltvollen zweiten Ebene hätte sein können, wird nie sonderlich konsequent gesetzt.

So degeneriert diese müde konstruierte Familienkonstellation bald zum Allerweltsfall, der jedoch zum Leidwesen eines eigentlich spannenderen Untersuchungsfeldes weiterhin im dramaturgischen Mittelpunkt stehen muss. Viel interessanter wäre nämlich eine eingehendere Betrachtung von Violas besonderem Seelenzustand gewesen, deren diffizile Gefühlswelt nichtsdestotrotz mit einer für den Sendeplatz erstaunlichen Komplexität erzählt wird. Wie in nicht wenigen Krimis auf diesem Sendeplatz ist das Drama einmal mehr spannender als der Krimi, die menschliche Geschichte wesentlich faszinierender als die konstruierte Mitknobelei. Immer wieder zeigt «Wolfsland» mit dieser Folge, dass diese Reihe mehr könnte als das, was sie sein will, – und mit dem kompetenten Spiel der Hauptdarsteller Götz Schubert und Yvonne Catterfeld, die ihre Figuren beide angenehm unaffektiert und mit einer unaufdringlichen Fragilität anlegen, auch die personellen Ressourcen vor der Kamera hätte, eine entsprechende Ambition umzusetzen.

Das Erste zeigt «Wolfsland – Irrlichter» am Donnerstag, den 31. Mai um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/101311
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Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Sentinel2003
30.05.2018 12:32 Uhr 1
"Wolfsland" ist mir unter diesen schon unzähligen, fast schon unübersichtlichen Krimi's am Donnerstag mit der Liebste.

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