You Are Cancelled

«Chase»

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Eine weitere Bruckheimer-Produktion floppte. Seit 2008 kam keine der Serien des Hit-Produzenten auf mehr als 20 Folgen.

NBC ist in diesem Jahr besonders beschäftigt, seine Serien im TV-Friedhof zu begraben. Eine Serie nach der anderen floppt gewaltig und wurde inzwischen beerdigt. Todesscheine für andere Produktionen müssen nur noch unterschrieben und gestempelt werden. Unter den neuesten US-Verlusten befindet sich auch die Actionserie «Chase», produziert von Jerry Bruckheimer, platziert auf dem schwierigen 22-Uhr-Slot am Montag, selten grandioser gescheitert wie dieses Mal. Und dabei hätten es alle Beteiligten eigentlich besser wissen müssen: Von Bruckheimer produzierte Serien finden seit Jahren schon keinen Anklang mehr - ABC («The Forgotten») und TNT («Dark Blue») bekamen dies besonders zu spüren -, jedoch versuchte sich NBC dennoch an einem Procedural über eine Einheit von US Marshals, welche in Texas gefährlichen Verbrechern hinterher jagt und diese hinter Gittern schickt. Geleitet wurde die starke Truppe von Schauspielerin Kelli Giddish, die schon einige Monate zuvor ihr Pech in einer hoffentlich bald vergessenen FOX-Serie gefunden hat.

Die Vorgeschichte von «Chase» könnte kaum langweiliger wie die Serie selbst sein. Die einzige Frage, welche die Produzenten während der Nächte wach hielt, war die Frage nach der passenden Hauptdarstellerin. Maria Bello, Tea Leoni und Christina Applegate waren im Gespräch für die toughe Rolle der Agentin Annie Frost, die letztendlich an die damals (und durch die Absetzung immer noch) unbekannte Kelli Giddish ging. Und interessant an der Serie war nur die besondere Fokussierung auf die Kriminellen der Woche, zusammen mit einem namhaften Gaststar innerhalb der ersten sechs Episoden, und die Geschichte, die «Chase» auf NBC erlebt hat und welche nicht einmal fünf Monate dauerte.

Die Pilotfolge wurde am 20. September vergangenen Jahres ausgestrahlt und erreichte rund 7,3 Millionen Zuschauer - für NBC ein durchaus akzeptabler Wert, besonders in der Zielgruppe. Dass die guten Werte nicht gehalten werden konnten, war jedoch mehr als vorhersehbar: Schon zwei Wochen später verlor die Actionserie fast 25 Prozent ihrer Zuschauer, im November erreichte «Chase» ein Zielgruppenrating von 1.2 - ein wirklich hässlicher Wert für ein fiktionales Programm auf einem Network. Dass die Senderbosse ihre schwach laufende Serie im Oktober sogar für eine volle Staffel verlängert haben, scheint wie ein irrsinniges Wunder. Vielleicht hoffte man, dass «Chase» mit der Zeit seine Zuschauer findet, oder dass die Autoren den Dreh raushaben und einen qualitativen Mittelweg finden (welcher mit der "Narco"-Doppelfolge tatsächlich gefunden wurde). Vielleicht glaubte NBC, dass all ihre Serien nach ein paar Wochen quotentechnisch ins Bodenlose abstürzen, weshalb alles verlängert wird, was potenziell Zuschauer abfangen kann. Das Endergebnis dürfte NBC besonders schmerzen: «Chase» fand keine neuen Fans, und als die Serie nach ihrer Winterpause auf ihrem neuen Sendeplatz am Mittwoch zurückkehrte, gingen sogar noch mehr Zuschauer flöten - zwei Episoden nach der Rückkehr war Sendeschluss für die US Marshals.

«Chase» scheiterte vor allem aus zwei simplen Gründen, die jeder Serienerfinder und -produzent auf Anhieb nennen sollte, bevor sie mit dem Schreiben einer Pilotfolge beginnen: Es war typische Standardware, die schon seit Jahrzehnten im US-Fernsehen zu finden ist und schon länger keine neuen Zuschauer hinter dem Ofen hervor locken kann. Zusätzlich boten die Autoren wirklich überhaupt nichts Neues in ihrer Serie. Die Kriminellen und Mörder während ihrer Flucht zu begleiten war anfangs eine gute Idee, letzten Endes konzentrierte sich aber jede Episode nur auf das vorher festgesetzte Finale: Der flüchtige Mörder wird geschnappt; Annie erinnert an ihre Lebensgeschichte; ihre Kollegen erinnern uns, dass Annie eine knallharte Frau ist, die vor nichts zurückschreckt; und ganz nebenbei wird auf das Privatleben der zwei Hauptfiguren fokussiert. Das reichte den Zuschauern jedoch nicht, sie schalteten reihenweise ab und brachten Executive Producer Jerry Bruckheimer einen unrühmlichen Rekord: Seit 2008 produzierte er sechs neue Serien, welche alle nach nicht mehr als 20 Episoden abgesetzt wurden. Zurzeit produziert er noch die drei «CSI»-Serien, sowie die Abenteuershow «The Amazing Race». Nach den letzten Flops wird er sich bestimmt zweimal überlegen, ob er sein Geld für eine neue TV-Produktion hergibt.

NBC und der Versuch, die Zuschauer mit Qualität zum Sender zurückzulocken - seit fünf Jahren geht dies gründlich in die Hose, und «Chase» war nur eines von vielen Beispielen, warum man von Anfang an sehen konnte, dass der Sender seine vorletzte Position in den Sendercharts nicht abgeben wird. Bis zum Ende des TV-Jahres wird es sicherlich noch weitere schnelle Opfer geben und bevor die Upfronts im Mai abgehalten werden, wird der TV-Friedhof eine Hand voll weitere NBC-Serien willkommen heißen. Und Kelli Giddish darf für das nächste Jahr nach einem neuen Piloten Ausschau halten, nur um ein drittes Mal in drei Jahren vom Sender nach einer halben Staffel abgesägt zu werden. Mit etwas Glück wird sie jedoch hoffentlich nicht in die Spuren von Kyle Bornheimer und Christian Slater treten, denn Talent hat die Darstellerin. Und vielleicht findet auch Bruckheimer sein Händchen für TV-Serien wieder: Zur Zeit arbeitet HBO an einem Piloten, basierend auf der Dokumentation «Cocaine Cowboys», den er unter anderem neben Michael Bay produzieren soll.

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