First Look

«Sense8»: Wir werden emotional herausgefordert

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Rund zwei Jahre nach der provokanten und vieldiskutierten ersten Staffel kehren die acht globalen Freunde auf den Bildschirm zurück. Netflix‘ «Sense8» fordert uns als Zuschauer wie keine andere Serie zu einer emotionalen Mutprobe heraus.

Cast & Crew

  • Autoren: The Wachowskis («Matrix») (Andy Wachowski, Lana Wachowski), J. Michael Straczynski («Thor», «Babylon 5>», «World War Z»)
  • Regie: The Wachowskis, Tom Tykwer, James McTeigue, Dan Glass
  • Executive Producers: The Wachowskis, J. Michael Straczynski, Grant Hill
  • Cast (Sensates): Brian J. Smith, Tuppence Middleton, Aml Ameen, Bae Doona, Miguel Ángel Silvestre, Tina Desai, Max Riemelt, Jamie Clayton
  • Cast (Weitere): Naveen Andrews, Daryl Hannah
Berlin, Chicago, London, Mexico City, Mumbai, Nairobi, Reykjavik, San Francisco und Seoul. Willkommen zurück im globalen Netflix-Zirkus namens «Sense8».

Rund zwei Jahre ist es her, dass der Streaming-Anbieter dieses serielle Experiment auf seine Zuschauer losließ. Riesiges Budget, große Namen als Macher: Die Wachowski-Geschwister («Matrix») setzen mit «Sense8» ihre persönliche Geschichte von Menschsein, Menschlichkeit und Mitgefühl um. Ganz klassisch, im alten Schema Gut gegen Böse, ohne charakterliche Ambivalenzen oder Schattierungen. Gut und Böse: Kein Charakter vereint beides in «Sense8», und damit stellte man sich auch gegen eines der großen Merkmale der heutigen Qualitätsserien.

Wenn «Sense8» aber sowieso eines nicht ist, dann typisch. Eine feste Location, an die sich der Zuschauer gewöhnen kann, einen Ort, in den er eintauchen kann – das gibt es hier nicht, im Gegenteil. Immer wieder springt man innerhalb der acht Story-Metropolen von Location zu Location, ein Gefühl von serieller Heimat stellt sich nie ein. Vielmehr wird auf die gegenteilige Emotion gezielt: Das global village ist Realität, und wir befinden uns mittendrin. Überwältigung soll sich beim Zuschauer einstellen, nicht Verbundenheit oder Heimatgefühl. Dafür sorgen die epischen Bilder und Szenerien, die die Wachowski-Geschwister heraufbeschwören. Beispielsweise schon im provokanten Weihnachts-Special von «Sense8», das mehr abstraktes Kunstwerk ist als Geschichte.

Jetzt ist die zweite Staffel der Serie erschienen, die 2015 als meistdiskutiertes Format viele Schlagzeilen produzierte. Style over substance ist ein Grundsatz, den auch die neuen «Sense8»-Folgen beherzigen: Eine in Grundzügen einfach gestrickte Story ist das unwichtigste Merkmal dieser Serie. Vielmehr geht es um die Charaktere, ihre Empathie und ihr Verständnis von Liebe im umfangreichsten aller Sinne. «Sense8» ist ein humanistisches Manifest und vermittelt seine Botschaft in den vielen emotionalen zwischenmenschlichen Szenen, die zur spärlichen Handlung wenig beitragen.

«Sense8»: Ein einzigartiges Serienerlebnis


Kurzer Rückblick: Acht Menschen aus verschiedenen Kontinenten entdecken durch einen Schicksalsschlag die Möglichkeit, telepathisch miteinander zu kommunizieren. Sie bauen eine emotionale Verbindung, können Sprache, Wissen und Fähigkeiten teilen. Und sie unterstützen sich gegenseitig im Kampf gegen eine Untergrund-Organisation, die es auf diese acht sogenannten „sensates“ abgesehen hat. Die erste Staffel handelte im Wesentlichen davon, dass die Charaktere ihre emotionale Verbindung miteinander stärken, sich näher kennenlernen und mehr über den gemeinsamen Feind herausfinden. Zu Beginn der zweiten Staffel geht die Jagd auf die mysteriösen Wissenschaftler weiter, die die „sensates“ finden und töten wollen. Im Mittelpunkt steht dabei ein Mann mit dem Codenamen „whispers“, der sich in die Gedanken der acht Freunde hacken kann und versucht, sie ausfindig zu machen. Umgekehrt sind diese auf der Suche nach seiner wahren Identität, nach seinem echten Namen und seinem Aufenthaltsort. In der ersten Folge der zweiten Season nimmt diese Suche ein wenig Fahrt auf, die Freunde kommen ihrem Ziel näher – und der Gegner wird nervös. Alles läuft also auf eine Konfrontation hinaus, auf einen großen Kampf.

«Sense8» liefert eine Story, die problemlos in wenigen Sätzen zusammengefasst werden und auch deutlich schneller erzählt sein könnte. Wer danach sucht, ist bei diesem ungewöhnlichen Format falsch. Vielmehr ist die Handlung nur Mittel zum Zweck, um die bereits beschriebene Botschaft globaler Menschlichkeit und Empathie zu vermitteln. Verpackt in ein audiovisuelles Meisterwerk, das seinesgleichen sucht in der aktuellen Serienlandschaft, sind es die großartig gespielten Charaktere, mit denen man sich verbunden fühlt und damit die Botschaft von «Sense8» inhaliert. Großartig geschriebene Dialoge regen zum Innehalten an und lassen uns über die großen Fragen des Lebens nachdenken.

«Sense8» ist also auch und vor allem eine emotionale Herausforderung für den Zuschauer, weil wir mit uns selbst konfrontiert werden. Und damit ein einzigartiges Serienerlebnis.

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