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RTL reagiert auf #verafake – «Schwiegertochter gesucht» soll weitergehen

von   |  3 Kommentare

Dennoch wollen RTL und Warner Bros. Konsequenzen ziehen aus dem von Jan Böhmermann aufgedeckten Vorfall. Die Chefetage verteidigt zudem die Aufwändsentschädigung von nur 150 Euro für die Teilnehmer.

Respekt an Herr Böhmermann. Wir sind ihm komplett auf den Leim gegangen, denn er hat uns einen sympathischen Schwiegersohn präsentiert. Wir haben uns in ihn 'verliebt' und in diesem Fall gleichzeitig unsere redaktionelle Aufsichtspflicht missachtet. Wir werden dafür die Verantwortung übernehmen und inhaltlich sowie personell umstrukturieren.
Warner Bros. ITVP Deutschland GmbH, Geschäftsführer René Jamm
Jan Böhmermann hat für den Mediencoup des Monats gesorgt, in dem er zwei Schauspieler in die RTL-Kuppelshow «Schwiegertochter gesucht» geschleust hat. Diese gaben sich als Vater und Sohn aus und waren als Liebes-Suchende dann auch vor einigen Wochen in «Die neuen Söhne» der Vera int-Veen-Show zu sehen (alle Informationen zum von Böhmermann #verafake genannten Coup lesen Sie hier). RTL hatte unmittelbar am Donnerstagabend noch eine Prüfung der Umstände angekündigt und sich nun am Freitagnachmittag gemeinsam mit der Produktionsfirma Warner Bros. zu Wort gemeldet. Die Quintessenz der Gespräche: Man habe Fehler gemacht, wolle die Sendung aber nicht einstellen.

Tom Sänger, bei RTL verantwortlich für die Unterhaltungssparte, erklärte: „Bei der Produktion einer Folge von «Schwiegertochter gesucht» sind Fehler im Bereich der redaktionellen Sorgfaltspflicht gemacht worden. Dazu stehen wir gemeinsam mit der Produktionsfirma Warner. Die Produktion der aktuellen Staffel wird daher von einem neuen Team realisiert.“ Gemeinsam wolle man nun dafür sorgen, dass sich diese Fehler nicht wiederholen. Wenn die nächste Staffel dann vermutlich im Spätsommer startet, wird man genau hinschauen müssen, was in den Augen des Senders RTL „Fehler“ waren und was schlicht Konzept der Sendung ist. Denn: Dass Kandidaten dort zum Spaßobjekt gehören, über die sich Millionen von Menschen Sonntag für Sonntag amüsieren, scheint genauso eingeplant. Mit ernsthafterem Hintergrund ist quasi der Erfolg des Formats sogar in Gefahr. Ein Fehler, so schreibt RTL, sei es im Fall von #verafake gewesen, sich nicht die Personalausweise zeigen zu lassen. Dieser Fehler hätte vermutlich RTL und den Produzenten vor dem Coup Böhmermanns bewahrt, nicht aber das grundlegende Problem gelöst.

„Falsch“ sei auch gewesen, dass dem Protagonisten „ein konkreter Textvorschlag“ gemacht wurde, um seine Liebe zu Schildkröten zu dokumentieren oder dass im angeforderten Gesundheitsbogen der offensichtliche Alkoholkonsum des angeblichen Vaters verneint wurde.

Quoten-Quickie «Schwiegertochter gesucht»

  • Staffel im Jahr 2013: 3,47 Mio. Zuschauer / 16,1%
  • Staffel im Jahr 2014: 3,78 Mio. Zuschauer / 18,5%
  • Staffel im Jahr 2015: 3,20 Mio. Zuschauer / 16,0%
Reichweite ab drei / Quote 14-49
René Jamm ist Chef der Produktionsfirma Warner Bros. ITVP Deutschland GmbH und er spricht ein Lob an «Neo Magazin Royale»-Moderator Jan Böhmermann aus. „Respekt an Herr Böhmermann. Wir sind ihm komplett auf den Leim gegangen, denn er hat uns einen sympathischen Schwiegersohn präsentiert. Wir haben uns in ihn 'verliebt' und in diesem Fall gleichzeitig unsere redaktionelle Aufsichtspflicht missachtet. Wir werden dafür die Verantwortung übernehmen und inhaltlich sowie personell umstrukturieren". Details dazu nannte auch er nicht.

Dass die Protagonisten der Sendung für zehn Drehtage (plus eventuelle Nachdrehs) nur rund 150 Euro bekommen, obwohl RTL in etwa das Fünfhundertfache in alleine einer Werbeminute einnimmt, erklären Sender und Produktionsfirma damit, dass die Böhmermann-Figuren angeblich als arbeitslos gemeldet waren. Einem Arbeitslosen - in diesem Fall haben die beiden Schauspieler angegeben, arbeitslos zu sein - würden bei einer höheren Summe die Bezüge wie das Arbeitslosengeld gestrichen, erklärt RTL und fügt an: „Die Aufwandsentschädigung ist nicht die Motivation der Protagonisten, die im Rahmen einer TV-Sendung einen Partner suchen.“ Und auch dafür, dass die Produktionsfirma dem Schildkrötenliebhaber gleich noch mehr Tierchen in die Wohnung stellte, kann RTL recht einfach erklären. „Wer gern Schildkröten sammelt, bekommt diese oft auch geschenkt. Ob Schildkröten oder Puzzle, es handelt sich um Gastgeschenke, nicht um gezielte Manipulation oder Verdrehung von Tatsachen“, erklärt RTL am Freitagnachmittag.

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Es gibt 3 Kommentare zum Artikel
Sentinel2003
13.05.2016 15:19 Uhr 1
Auweia RTL!!!



Hammer Jan, was für ein geiler Bericht über diese sehr merkwürdige Sendung!! :!: :wink: :roll:
Cheops
13.05.2016 18:11 Uhr 2
Diese Kuppelshows der Privatsender sind ohnehin der letzte Dreck!
alexander.lutz
17.05.2016 10:26 Uhr 3
Ich denke es ist bereits jetzt ziemlich klar, wie Warner und RTL ihre Fehler deuten werden: Es wurden Formalien verletzt.



Man wird die am Dreh beteiligten Mitarbeiter wohl austauschen und darauf bestehen dass die Formalien eingehalten werden und das wars dann. An der Sendung selbst und am Konzept wird sich nichts ändern.



Ich vermute mal, dass es weitergehende Änderungen erst nach strafrechtlichen Konzequenzen geben wird.



Was die Aufwandsentschädigung angeht, ist die Argumentation an sich schon richtig, aber natürlich auch wieder menschenverachtend. RTL könnte ja eine höhere Aufwandsentschädigung über mehrere Monate in 150 €-Raten Auszahlen oder man zahlt den Leuten soviel dass nicht um ihr ALG trauern müssen.

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