Die Kritiker

«Kongo»

von

Kritiker


Oberleutnant Nicole "Nicki" Ziegler, Ermittlerin bei den Feldjägern, wird zu einem Auslandseinsatz nach Bukavu in den Ost-Kongo geschickt, wo deutsche Elite-Soldaten im Rahmen eines EUFOR-Einsatzes die Blauhelm Mission der UN unterstützen. Gemeinsam mit ihrem forschen Kollegen Werner Malinckrodt soll sie den Selbstmord des Soldaten Rene Wenz klären, der sich offenbar in der Bar des Feldlagers erschossen hat.

Tatsächlich deutet zunächst alles auf Selbstmord hin: Wenz kam mit den verstörenden Verhältnissen in dem schwarzafrikanischen Krisengebiet nicht klar, zudem wollte ihn offenbar seine Frau verlassen. Doch als Nicki auf dem Handy des Toten ein obskures Video findet, das den Tod in einem völlig anderen Licht erscheinen lässt, vermutet sie nicht Selbstmord, sondern Mord. Hauptmann Kosak ist wenig begeistert von der energischen jungen Soldatin, die mehr und mehr Unruhe in die Einheit trägt. Auch junge Soldaten wie Feldwebel Marco und sein Freund Philipp, beide Freunde des Toten, sind irritiert. Kosak wird aber von Oberst Lonsky, dem Kommandeur der Truppe, zur Unterstützung der Ermittlungen verpflichtet, Lonsky sieht in der engagierten und idealistischen Nicki eine Seelenverwandte.

Gemeinsam mit Werner und der Sprachmittlerin Noelle kommt sie allmählich einem Verbrechen in einem grausamen Krieg auf die Spur, in dem jeder jeden zu terrorisieren scheint und auch die deutschen Soldaten nur wenig zum Schutz der gequälten Zivilbevölkerung vor dem gefürchteten Captain Crocodile und seinen Kindersoldaten beitragen können. Nicki muss erst lernen, nach welchen Spielregeln in diesem Krieg gespielt wird - und gerät schließlich in Lebensgefahr.

Darsteller


Maria Simon («Goodbye, Lenin!») ist Nicole Ziegler
David Rott («Sisi») ist Marco Bogner
Jörg Schüttauf («Tatort: Frankfurt») ist Kosak
Florence Kasumba («Das Papst-Attentat») ist Noelle
Götz Schubert («KDD - Kriminaldauerdienst») ist Lonsky
Maximilian Brückner («Tatort: Saarbrücken») ist Werner

Kritik


Der Kongo hat seit dem Terrorregime des belgischen Königs Leopold, II eine äußerst tragische Geschichte. Heute ist das Land trotz seines gigantischen Reichtums an Bodenschätzen eines der ärmsten der Welt und befindet sich nach jahrzehntelangen Fehden und Bürgerkriegen in einem politisch wie human desolaten Zustand.

Der von Peter Keglevic inszenierte Film zeigt, verwoben in einen fiktiven Plot, auf eindrucksvolle Weise die Lage der Bundeswehr vor Ort. Es ist ein Guerilla-Kampf um Leben und Tod. Sterben ist hier grausamer Alltag. Man hat sich bei der Produktion sichtlich darum bemüht, die Gegebenheiten so realitätsnah wie möglich darzustellen, was unbestreitbar gelungen ist. Denn die Atmosphäre ist durchwegs authentisch. Gleiches gilt für die Story des Films um Mord, Suizid und ein Spinnennetz aus Intrigen. Die Autoren Stefan Dähnert und Alexander Adolph schaffen es, durch eine auf den ersten Blick kleine neue Idee ein ganzes Genre, in diesem Fall den Krimi, zu neuen Höhen zu schwingen. Die Prämisse „Krimi im Krieg“ rettet die im deutschen Fernsehen mittlerweile unsäglich abgelaufene Gattung, eben weil das „Whodunnit?“-Motiv hier vollständig im Hintergrund bleibt.

Zwar werden die Umstände des Mordes/Suizids von René Wenz am Ende des Films recht befriedigend aufgelöst, doch sie bilden nie das Zentrum der Dramaturgie. So werden auch nicht alle Fragen restlos beantwortet. Wie in der Realität eben. Und auch die letztendliche Auflösung der Hauptkonflikte ist alles andere als optimistisch. Einen Film über einen afrikanischen Bürgerkrieg mit einer positiven Note enden zu lassen, wäre auch abscheulich gewesen.

Gänzlich mängelfrei ist der strukturelle Aufbau des Drehbuchs leider nicht. So gibt es etwa im zweiten Akt einige Szenen, die keine wirklich neuen Facetten zum Thema beitragen, und somit zu einigen vermeidbaren Längen führen, während Flashbacks als Plot-Devices zum Schluss hin immer exzessiver und unpassender genutzt werden. Durchwegs gelungen sind den Autoren jedoch die Charaktere, auch wenn ein Zugang zu vielen von ihnen aufgrund ihrer jeweiligen Persönlichkeitsstrukturen schwer fällt. Dennoch kann ihr Handeln stets zumindest auf intellektueller Ebene nachvollzogen werden. Dies sowie die herausragende schauspielerische Leistung von Maria Simon machen aus «Kongo» einen der interessantesten ZDF-Fernsehfilme dieses Jahres.

Das ZDF zeigt «Kongo» am Montag, den 18. Oktober 2010, um 20.15 Uhr.

Mehr zum Thema... Kongo TV-Sender ZDF
Kurz-URL: qmde.de/45253
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