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Das gelebte Eva-Prinzip

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Reinhold Beckmann moderierte als "Nachwuchstalent" anstelle von Eva Herman neben Bettina Tietjen. Seinen besten Moment hatte er gleich zu Beginn. Quotenmeter.de-Redakteur Alexander Krei über den «Talk mit Tietjen».

Foto: ARDWas eigentlich als «Herman & Tietjen» geplant war, wurde am Freitagabend kurzerhand zum «Talk mit Tietjen» umgetauft. „Schade“ fand Tietjen die Tatsache, alleine moderieren zu müssen – was wohl ehrlich gemeint sein muss, denn schnell hat der NDR seiner Moderatorin noch ein „Nachwuchstalent“, wie sie selbst sagte, zur Seite gestellt. Talkshow- und Fußball-Philosoph Reinhold Beckmann, der sich selbst als „Praktikant“ ansah und im weiteren Verlauf der Sendung auch so moderierte. „Der NDR hat mir `ne Weiterbildung spendiert“, sagte er zu Beginn des Abends. Nicht mehr oder weniger als das war es schließlich auch.

Hatte die Sendung zuletzt ohnehin fast nur noch vom nicht selten gespielten Zicken- und Läster-Terror der Moderatorinnen Bettina Tietjen und Eva Herman gelebt, war die Show diesmal – ohne die lautstark geschasste Herman – nichts mehr als ein belangloser Plausch mit noch belangloseren Gästen. Da war zum Beispiel Ingolf Lück, der zuletzt zum kabel eins-Dauergrinser mutierte und sich „seit der Grunschule nicht weiterentwickelt“ habe, wie er gleich zu Beginn des Gesprächs deutlich machte. Es folgte Geplauder über Männer, Frauen, Kinder und das Alter.




Reinhold Beckmann hatte schließlich im Gespräch mit Schauspielerin Charlotte Schwaab seinen ersten großen Talk-Auftritt des Abends – und gleich zu Beginn fragte er seinen Gast, was sie denke, wie es ihm beim Vorabansehen des Spielfilms «Die Frau vom Checkpoint Charlie» gegangen sei. „Rotz und Wasser“ habe er geheult, es habe ihn „wirklich gepackt“. Gut zu wissen. Weiter im Takt – diesmal war Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski an der Reihe, der durchaus Interessantes zu erzählen hatte. Dumm nur, dass sich Moderatorin Tietjen kaum für Details interessierte und munter ihren Fragenkatalog durcharbeitete, was auch Opaschowski wohl nicht gefallen hat, beantwortete er im Laufe der Zeit doch lieber seine eigenen Fragen.

Besser wurde es von nun an nicht mehr: Box-Promoter Wilfried Sauerland, der innerhalb von einer viertel Stunde seine Lebensgeschichte – vom Besuch arabischer Länder bis hin zu seinen fünf Ehen – erzählte. Komikerin Ruth Moschner sprach danach über ihr neues Buch über Pralinen und Märchen, ein Pfarrer-Trainer erzählte von seiner Arbeit – und Heinrich Schauspieler Schafmeister und Sängerin Annett Louisan waren auch noch da.

Am Ende ging’s für Reinhold Beckmann übrigens nur noch um eine Frage: „Bettina, wie war ich?“ Ihre Antwort: „Sensationell!“ So schloss sich dann doch noch der Kreis: Mit ehrlichen Wort begann die Sendung, mit einer Lüge wurde das dunkle Kapitel nach mehr als zwei Stunden endlich abgeschlossen. Den unterhaltsamsten lieferte Beckmann übrigens schon am Anfang, als er vom „gelebten Eva-Prinzip“ sprach – schließlich arbeite der Mann, während die Frau zu Hause geblieben sei. Bezeichnend, dass man die beste Szene schon nach drei Minuten abgehakt hatte.

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