Interview

«Rote Rosen»-Produzent Lempert: „Unsere Zuschauer wollen nicht tiefgehend beunruhigt werden“

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Stabile Zuschauerzahlen sind die beste Bestätigung: Auch nach 14 Staffeln ist «Rote Rosen» nachmittags noch gefragt. Am 27. Februar beginnt die 15. Geschichte mit Madeleine Niesche als neuer Hauptfigur. Produzent Emmo Lempert spricht mit uns über Abgrenzung zu «Sturm der Liebe», wieso er die 16. Hauptdarstellerin schon unter Vertrag hat und wie sich die Rosen künftig ändern sollen.

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Viele unserer Fans nehmen sich um 14.10 Uhr eine Stunde Zeit, um eine schöne Geschichte erzählt zu bekommen. Sie wollen nicht tiefgehend beunruhigt werden. Es darf nicht zu komplex und nicht zu düster sein.
Emmo Lempert, «Rote Rosen»-Produzent
«Sturm der Liebe» hat gerade groß einen Mord erzählt und sich damit etwas getraut, dass man sich eigenen Aussagen zufolge vor zehn Jahren noch nicht getraut hätte. Wird auch «Rote Rosen» etwas mutiger?
Wir waren schon mutig und haben mal neue Sachen ausprobiert. Ich erinnere an die Staffel, die sich um das Zeugenschutzprogramm gedreht hat. Wir haben klar gelernt, dass das zu viel für unsere Zuschauerinnen und Zuschauer war. Wir sind das entspannte und nicht zu sehr beunruhigende Format. Wir laufen mitten am Tag und nicht am Vorabend oder in der Primetime. Wir sprechen viel mit unseren Fans – bei Facebook, im Forum, via Mail und persönlich z.B. bei unserem Fan-Tag. Und wir wissen: Viele unserer Fans nehmen sich um 14.10 Uhr eine Stunde Zeit, um eine schöne Geschichte erzählt zu bekommen. Sie wollen nicht tiefgehend beunruhigt werden. Es darf nicht zu komplex und nicht zu düster sein. Das unterscheidet uns vielleicht auch von manchem britischen Format wie «East Enders» zum Beispiel. Nichtsdestotrotz: Wir haben Mord schon erzählt, es gab bei uns sogar tote Kinder. Das ist mutig. Aber wir müssen es dosieren. Eine ganze Staffel wäre zu viel davon.

Sehen Sie sich noch als Traditionalist unter den Dailys?
Wenn Sie das so sehen, dann nehme ich das als Kompliment. Ich würde sagen: Wir kennen unsere Verabredung mit den Zuschauerinnen und Zuschauern. Wir haben es zuletzt geschafft, gegen den Trend wieder Reichweite zu gewinnen. Das ist eigentlich Aussage genug.

Sie liegen in der Tat recht konstant bei 1,5 Millionen Zuschauern. Leichte Schwankungen mal außen vor gelassen.
Wenn ich an Staffel elf mit Jenny Jürgens denke, da hatten wir auch Spitzen weit darüber. Das hatte sicherlich aber auch mit dem Effekt von Udo Jürgens zu tun. Wir hatten damals gute Presse. Wenn ich aber daran denke, dass sich die Zuschauer ja immer mehr verteilen, es mehr und mehr kleine Sender gibt, dann sind konstant 1,5 Millionen ein Erfolg für mich.

Heißt: Feuer, Sturm, Event-Folgen gibt es weiterhin?
Das ist ja die klassische Tool-Box einer Soap. Wir werden auch weiterhin Events generieren. Wir sind für Neues offen und überprüfen uns immer. Wenn wir eine Staffel starten, dann haben wir einen Plan, was passieren soll. Aber wir können das auch ändern. In der Jochen-Horst-Staffel zum Beispiel gab es ein anderes Ende als zunächst vermutet.

«Rote Rosen» (Das Erste)

  • 2014: 1,61 Mio. (17,1% - 14-49: 6,3%)
  • 2015: 1,57 Mio. (16,2% - 14-49: 6,7%)
  • 2016: 1,47 Mio. (14,7% - 14-49: 6,1%)
  • 2017: 1,49 Mio. (14,9% - 14-49: 5,4%)
Im TV geht gerade die 14. Staffel ihrem Ende entgegen. Wie fällt da Ihr Fazit aus?
Das ist schnell gesagt: Die Hauptgeschichte hat gepunktet, wir hatten eine starke Besetzung und viel richtig gemacht. Luft nach oben gibt es immer. Deshalb suchen wir ja nach Inspirationen. Ich denke, wir müssen uns vor allem auch abseits verstärken. Wir haben jetzt eine neue Kollegin, die sich um Social Media kümmern soll. In diesen Bereichen haben wir noch Wachstumspotential. Denn: Man darf nicht unterschätzen, auch unsere etwas älteren Zuschauer sind viel im Netz unterwegs. Da wird es künftig mehr Content von uns geben.

Es gab in Staffel 14 auch eine YouTuber-Geschichte. War die für das ältere Publikum nicht zu abstrakt?
Sie wurde sogar sehr gut angenommen. Wir waren hier ein bisschen Schul-Fernsehen für die Best-Ager. Wir haben somit den Eltern ein bisschen gezeigt, was bei ihren Kids gerade so abgeht. Es war aber auch gut präsentiert, weil wir zwei unglaublich tolle Darstellerinnen hatten.

Wir werden künftig auch stärker als bisher auf Rückkehrer setzen.
Emmo Lempert, «Rote Rosen»-Produzent
Andere Soaps bringen regelmäßig ehemalige Darsteller auch zurück in die Serie. Bei Ihnen war das bis dato eher die Ausnahme. Warum?
Wir haben das auch mal gemacht und haben es für die Zukunft sogar stärker im Kopf. Bei unseren Hauptrosen ist das aber sehr schwer. Wir schicken zum Ende einer Staffel ein Paar ja immer glücklich in Richtung Sonnenuntergang. Wenn dann ein Teil zurückkäme, dann müssten wir quasi aus dem Off heraus die Trennung erzählen und würden somit eines unserer Versprechen, das Happy End, brechen. Das sehe ich bei uns nicht. Aber wir haben einen hervorragenden Cast – ich blicke nochmal nach England. Dort gibt es im Serienuniversum immer 50 oder gar 60 Figuren, die mitwirken. Nicht immer liegt der Fokus auf allen. Aber wir werden künftig auch stärker als bisher auf Rückkehrer setzen.

Danke für das Gespräch.

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