Sonntagsfragen

«Dinner»-Executive Producerin Christiane Schiek-Tajima 'Routine ist wichtig, aber zugleich größte Bedrohung'

von   |  1 Kommentar

Das erfolgreiche Koch-Format «Das perfekte Dinner» feiert in dieser Woche sein 10-jähriges Jubiläum. Wir haben mit Executive Producerin Christiane Schiek-Tajima über den Produktionsprozess, den Erfolg der Sendung und natürlich gutes Essen gesprochen.

Seite 2
Wie verhindern Sie, dass das Format nach 10 Jahren in einen Trott versinkt? Wie halten Sie das Format frisch?
Das ist die größte Herausforderung bei einem so lange bestehenden Format. Routine ist für uns wichtig, aber auch gleichzeitig die größte Bedrohung: Wir versuchen uns vor Betriebsblindheit zu schützen und den kritischen Blick aufs Format nicht zu verlieren. Wir sind glücklicherweise in der Situation, dass der Sender VOX voll hinter uns steht und wir immer neue Varianten und Spielarten (Dinner im Schlafrock, Auslandsspecial, Wer ist der Profi, Wunschmenu, Kinderdinner, Pärchendinner etc.) gemeinsam ausprobieren können. Viele davon finden ihren Platz dauerhaft in der Sendung, andere Ideen werden wieder verworfen.

Natürlich muss sich auch «Das perfekte Dinner» dem Zeitgeist von Foodblogs und YouTube-Kochshows anpassen, aber nicht unterwerfen. Das Dinner wurde im Laufe der Jahre immer sanft modernisiert, ist aber vielleicht auch gerade aufgrund seiner einfachen Erzählstruktur und zeitlosen Grundidee nicht gezwungen, sich jeder Mode anzupassen.
«Das perfekte Dinner» - Executive Producerin Christiane Schiek-Tajima
Wie schätzen Sie ihre Show in der heutigen Fernsehlandschaft ein? Die Medienwelt und auch die Fernsehwelt unterliegt einem ständigen Wandel. Es gibt, wie es scheint, immer mehr Sendungen, Unterhaltungsplattformen, Streaming-Dienste, welche die Aufmerksamkeit vor allem jüngerer Zuschauer auf sich ziehen. Selbst Koch-Dokus lassen sich mittlerweile auf Netflix finden. Ist «Das perfekte Dinner» diesem Wandel unterworfen? Wenn ja, wie gehen Sie damit um? Oder glauben Sie, dass das Format zeitlos ist? Wie hat sich die Sendung Ihrer Einschätzung nach in den vergangenen zehn Jahren verändert?
Das sind aber viele Fragen in einer (lacht). Es wird für «Das perfekte Dinner» in der nächsten Zeit sicher eine der größten Herausforderungen sein, die jungen Zuschauer nicht zu verlieren. Natürlich muss sich auch «Das perfekte Dinner» dem Zeitgeist von Foodblogs und YouTube-Kochshows anpassen, aber nicht unterwerfen. Das Dinner wurde im Laufe der Jahre immer sanft modernisiert, ist aber vielleicht auch gerade aufgrund seiner einfachen Erzählstruktur und zeitlosen Grundidee nicht gezwungen, sich jeder Mode anzupassen. Das Format besteht, wie auch schon erwähnt, nicht nur aus der Kochebene, sondern auch aus dem Aufeinandertreffen von interessanten Menschen. Gleichzeitig kann es auch im weitesten Sinn als ein „Wohnungseinrichtungsformat“ gesehen werden, das durch den spannenden Einblick in Küche und Wohnzimmer immer wieder Trends abbildet. In zehn Jahren unterlagen nicht nur die Menüvorschläge der Kandidaten, sondern auch die Wohnungen regelrechten Modewellen. Wer «Das perfekte Dinner» liebt, der liebt kochen und das Kennenlernen von Menschen gleichermaßen, wie den Blick durch das Schlüsselloch: „Wie wohnen die, was machen die, wie entwickeln die sich im Verlauf der Woche?“ Das gibt es meines Wissens in dieser Form und Kombination auch nicht bei Netflix und Co.. Was hat sich verändert?

Das Kochniveau ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. In unserem Special «Wer ist der Profi?», in dem hoch ambitionierte Hobbyköche gegen einen Profikoch antreten, gewinnt nicht immer der Profi. Das sagt schon einiges über das Kochniveau aus! Auch wirklich junge Köche unter 20 können mithalten und sind total kochbegeistert. So wächst für uns tatsächlich eine zweite Kochgeneration heran. In unserer Geburtstagswoche ab dem 07.03.2016 kocht zum Beispiel eine Kandidatin, deren Mutter schon beim Dinner teilgenommen hat.

Reality TV hat gelegentlich einen schlechteren Ruf. Aber zumindest immer wenn ich mir Ihre Sendung ansehe, ist der Ton unter den Kandidaten freundschaftlich und gemeinschaftlich, auch wenn sie in Konkurrenz zueinander stehen und sich gegenseitig kritisieren müssen, was «Das perfekte Dinner» sehr sympathisch macht. Ohne zu sehr ins Detail gehen zu wollen, spielen sich schon einmal größere Dramen bzw. Streitereien zwischen den Kandidaten bei den Aufzeichnungen ab? Und falls ja, wie gehen Sie mit so etwas um?
Hier stolpere ich über den Begriff „Reality TV“. «Das perfekte Dinner» ist eine Koch-Doku. Und dabei eine der wenigen wirklichen Dokus. Das heißt, dass wir abbilden, was geschieht und bisher noch nie etwas beschönigen oder vertuschen mussten. Klar, gibt es Runden, wo die Chemie nicht stimmt oder sich Kandidaten nicht verstehen. Zu offenen Auseinandersetzungen ist es bisher glücklicherweise noch nie gekommen. Wenn es so wäre, würden wir dies als Doku auch zeigen wie z.B. in unserem Hunde-Special: Die Haustiere haben sich sehr gut verstanden, mit den dazugehörigen Frauchen und Herrchen hat das nicht so gut geklappt (lacht).

Wir werden das Format nicht in an den Quotenerfolg der Anfangszeit zurückführen können, aber wir sind davon überzeugt, dass wir durch ständige Formatpflege erfolgreich bestehen können.
«Das perfekte Dinner» - Executive Producerin Christiane Schiek-Tajima
«Das perfekte Promi-Dinner» hat am Ende des vergangenen Jahres auch die Krebserkrankung der Schauspielerin Hendrikje Fitz zum Thema gemacht. Dies ist natürlich ein sensibles Thema. Wie gehen sie an so ein Thema heran, so dass es auch innerhalb des Kontextes einer Unterhaltungssendung feinfühlig behandelt wird?
Als wir den Dreh mit Hendrikje Fitz begonnen haben, galt sie als geheilt und ist sehr offen und selbstbewusst - auch medial - mit ihrer Erkrankung umgegangen. Während der Dreharbeiten hat Hendrikje eine neue Diagnose erhalten. Wir haben den Dreh sofort unterbrochen und ihr natürlich angeboten, die Dreharbeiten einzustellen. Hendrikje Fitz möchte aber, dass mit der Krankheit Krebs anders, offen und vor allem offensiv umgegangen wird. Nach einer Pause hat sie sich ausdrücklich die Fertigstellung der Sendung gewünscht. Gemeinsam mit dem Sender, ihren Schauspielkollegen und Hendrijke selbst haben wir uns entschlossen, diesem Wunsch nachzugehen. Diese Entscheidung haben wir uns nicht leicht gemacht. Die Sendung ist sicher kein «Perfektes Promi Dinner» im üblichen Sinne geworden, aber auch kein Rührstück über eine an Krebs erkrankte Schauspielerin. Den Umgang mit so einem Thema kann man nicht lernen und hat uns ebenfalls an unsere Grenzen geführt. Wir hatten das Glück, dass Hendrijke Fitz selbst eine klare Erwartungshaltung an ihr Umfeld hat, keine Berührungsängste zulässt und so lange gegen die Krankheit kämpft, wie es nur möglich ist. Für sie ist die Fertigstellung der Sendung eine Erfolgsgeschichte gewesen.

Ihre Quoten sind zwar stabil, aber in den vergangenen Jahren doch zurück gegangen. Bereitet diese Entwicklung Ihnen Sorgen? Und wenn ja, sehen Sie Möglichkeiten, dem entgegenzuwirken?
Auf die Frage habe ich gewartet (lacht). Ja, die Quoten sind nach zehn Jahren zurückgegangen. Und natürlich schauen wir besorgt auf unsere Quoten, gerade wenn eine in unseren Augen besonders gelungene Woche, den Zuschauer scheinbar nicht begeistert. Wir werden das Format nicht in an den Quotenerfolg der Anfangszeit zurückführen können, aber wir sind davon überzeugt, dass wir durch ständige Formatpflege erfolgreich bestehen können.

Nach 10 Jahren erfolgreich auf Sendung, in welche kreative Richtung können Sie das Format noch pushen? Gibt es dahingehend schon konkrete Pläne, über die Sie sprechen können? Oder sollte man lieber die Hände von einem Erfolgsrezept lassen?
Auch in 2016 werden wir wieder neue Elemente einfließen lassen, ohne das erfolgreiche Grundkonzept aus den Augen zu verlieren. Lassen Sie sich überraschen.

Herzlichen Dank für das ausführliche und informative Gespräch!

vorherige Seite « » nächste Seite

Kurz-URL: qmde.de/84214
Finde ich...
super
schade
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelAwards: Die neue heiße Ware im Serien-Hollywoodnächster Artikel«Gotham» schlägt sich wacker
Es gibt 1 Kommentar zum Artikel
Gnutzhasi
10.03.2016 09:41 Uhr 1
Kann man nur "Glückwunsch" sagen, auch wenn in letzter Zeit oft Koch-Teilnehmer extrem polarisierten und teilweise abstoßend rüberkamen.
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung