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Die Renaissance der Science-Fiction

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Mit «Der Marsianer» kommt ein Film in die Kinos, in dem der Mensch gegen die Widrigkeiten des Weltraums kämpft. Doch Ridley Scotts Survival-Drama ist mehr als bloße Science Fiction. Es festigt einen neuen Trend in Hollywood.

Schon seit ihren Anfängen unterliegt die Science Fiction ständigen Veränderungen. Mittlerweile ist die Anzahl der Subgenres schier unüberschaubar und es gibt unzählige Einteilungen, welche Filme oder Romane in welches Genre fallen. Doch seit ein paar Jahren entwickelt sich ein neuer Trend in den Medien. Ob «Limit» von Frank Schätzing oder eben «Der Marsianer» von Andy Weir, es sind Geschichten, in denen die Technik in den Vordergrund gerückt wird. Eine Technik, bei der sich viele Forscher und Wissenschaftler einig sind, dass sie schon sehr bald wirklich existieren könnte. Es ist eine Renaissance der Science in Science Fiktion. Doch woran erkennt man eigentlich die verschiedenen Genres? Nachfolgend stehen vier grobe Einteilungen, an denen Sie sich orientieren können.

Science Fiction als Märchen


Was haben die beiden Filmreihen «Star Wars» und «Star Trek» gemeinsam? Richtig, die hier benutzte Technik ist Usus. Sie wird weder hinterfragt, noch steht sie im Mittelpunkt der zu lösenden Probleme und ist damit schlicht und ergreifend nur ein Mittel zum Zweck. So besitzt der Replikator von Captain Picard in «Raumschiff Enterprise – The Next Generation» ungefähr den Status eines Fernsehers in unserer realen Welt. Ist er kaputt, kommt ein Techniker und repariert ihn. Niemand fragt nach der Funktionsart der Geräte, es sind Alltagsgegenstände.

Die erfundenen Universen von «Star Wars» und «Star Trek» erlangen für den Zuschauer gerade deshalb Gültigkeit, weil sie in nicht greifbaren Dimensionen spielen. Egal ob räumlich oder zeitlich, die Welten sind so weit von unserer Wirklichkeit entfernt, dass in ihnen alles möglich scheint. Was in früheren Geschichten von Hexen und Zauberern vollbracht wurde, ist nun durch die Technik realisierbar. Filmreihen wie «Star Wars» oder «Star Trek» sind also moderne Märchen, in denen Dinge möglich sind, die ins Fantastische gehen. Und obwohl die Technik hier so allumfassend ist, spielt sie in dieser Art von Science-Fiction-Filmen kaum eine Rolle und ist meist austauschbar.

Weitere Beispiele für Science-Fiction-Märchen sind «Serenity – Flucht in neue Welten», «Dune – Der Wüstenplanet», «Starship Troopers» und «Avatar – Aufbruch nach Pandora».

Science Fiction als etwas Unfassbares


Egal ob nun Iron Man in «The Avengers» oder Aliens in «Independence Day» eine Stadt in Schutt und Asche legen, für den Normalsterblichen bedeutet dies meist nur eines: Zuschauen. Oder im besten Fall weglaufen. Die Technik ist hier eben nicht allumfassend, sondern etwas Spezielles und steht nur einem kleinen Kreis von Personen zur Verfügung. Und wenn es ganz schlecht für die Menschheit läuft, dann besitzt diese Technik sogar nur der außerirdische Feind. Der technische Standard der Erde ist bei diesen Beispielen oftmals gleich mit der realen Welt. Keine guten Aussichten.

Doch auch wenn die Technik in solchen Filmen häufig eine entscheidende Rolle spielt, wird sie auch dort selten erklärt. Wie im ersten Punkt ist sie Mittel zum Zweck, um beispielsweise zu verdeutlichen wie intelligent Tony Stark oder wie weit überlegen die angreifende Alienrasse ist. Das Augenmerk liegt hier ebenfalls nicht auf der wirklichen Wissenschaft. Zum einen kann man fliegende Anzüge und Kraftfelder natürlich nicht wissenschaftlich erklären, zum anderen spielen hier Wissenschaft und Technik erzählerisch eine untergeordnete Rolle. Schließlich hat die Menschheit in «Independence Day» andere Probleme, als zu fragen, wie ein Laser funktioniert.

Weitere Beispiele für Science Fiction Filme mit unfassbaren Elementen sind «Robocop», «Krieg der Welten», «Pacific Rim» und «Transformers».

Science Fiction als Dystopie


Im Gegensatz zur Utopie stellt sich die Dystopie die Frage, was passieren würde, wenn die Menschen der Zukunft ihre fortgeschrittene Technik gegen sich selbst einsetzen und dadurch eine Verschlechterung der Lebensqualität eintreten würde. Oder noch schlimmer: Die Maschinen selbst übernehmen die Herrschaft über die Menschheit. So wissenschaftlich sich das jetzt anhört, richtig auseinandergesetzt wird sich mit dem Thema Science in diesen Science-Fiction-Filmen nicht. Im Actionstreifen «Terminator» wird nicht erklärt, wie Skynet erbaut wurde oder ein Terminator funktioniert. Auch «Matrix» erklärt nicht die mathematischen Abläufe ebenjener namensgebenden Gleichung.

Trotzdem spielen Wissenschaft und Technik hier eine stärkere Rolle, als bei den beiden vorangegangenen Punkten. Oftmals ist das Verstehen des Problems gleichzeitig an die Lösung gekoppelt, was zumindest eine rudimentäre wissenschaftliche Auseinandersetzung voraussetzt. Deshalb müssen in «Terminator 2» sämtliche Chips der Terminatoren vernichtet werden, da sie erst den Sprung in die Quantenmechanik ermöglichen. Und in «Matrix» muss Morpheus erklären, warum Neo einen riesigen Stecker in den Hinterkopf gebohrt bekommt. Bemerkenswert an diesen Science-Fiction-Filmen ist, dass die Menschheit fast immer die Schuld an ihrer eigenen Lage trägt. Sei es durch technischen Fortschritt oder skrupelloses Verhalten.

Weitere Beispiele für Science-Fiction-Dystopien sind «Total Recall», «THX 1138», «Running Man» und «Bladerunner».

Science Fiction als Welt des Möglichen


Keine Laser, keine Roboter, keine Raumschiffe mit Lichtgeschwindigkeit. Es gibt nicht viele erfolgreiche Science-Fiction-Filme ohne diese drei Elemente. Zumindest ist die Zahl der Filme im Vergleich zu den anderen drei Kategorien relativ gering. Doch es tut sich etwas in Hollywood. Der realistische Ansatz von Wissenschaft und Technik ist immer stärker im Kommen. Filme wie «Gravity», «Interstellar» und jetzt «Der Marsianer» versuchen so realistisch wie möglich zu bleiben und setzen Fiktion eben erst dann ein, wenn die Wissenschaft nicht weiterkommt. Natürlich ist der Flug zum Mars oder gar – wie in «Interstellar» – in andere Galaxien nicht möglich, trotzdem basiert die gezeigte Technik auf der, der realen Welt. Dies wird auch immer wieder deutlich gemacht, indem sich auf bekannte physikalische Formeln bezogen oder eine bereits existierende Technik benutzt wird.

Hollywood scheut sich auch nicht mehr, komplexere Vorgänge zu erklären und damit einer breiten Masse zugänglich zu machen. Worüber sich in «Star Trek» keiner Gedanken macht, wird hier zu einem ernsthaften Problem. Zum Beispiel was passiert, wenn der Pilot zu viel Schub auf ein Triebwerk gibt. Oder der Raumanzug eines Astronauten ein Loch hat. Es sind solche Momente in «Gravity» oder «Der Marsianer», die verdeutlichen, dass man als Zuschauer keine Aliens, Laserwaffen oder Roboter braucht, um echte Spannung zu erzeugen. Es reicht, wenn man weiß, dass zwischen dem Protagonisten und dessen sicherem Tod nur ein fünf Zentimeter dicker Raumanzug liegt. Es ist wohl die realistischste Form der Science Fiction und zieht eben dadurch ihren größten Reiz. Sie feierte mit «2001 – Odyssee im Weltraum» ihren größten Triumph und steckt seitdem (oder gerade deswegen?) doch in der Krise. Jetzt, im Jahre 2015 zeichnet sich ein kleiner Trend ab. Zum dritten Mal in zwei Jahren kommt der Zuschauer in den Genuss eines hervorragenden Science-Fiction-Films, der beide Bezeichnungen verdient: Science und Fiction.

Weitere Filme mit realistischem Bezug sind «Contact», «Dark Star», «Moon» und «Deep Impact».

Zum Abschluss


Natürlich ist die Einteilung in vier Sparten sehr grob. Es gibt immer wieder Filme, die eine Mischform aus genannten Punkten bilden, wie etwa «Die Tribute von Panem». Trotzdem lassen sich alle Science-Fiction-Filme lose in diese vier Punkte aufteilen. Hollywood folgt mit der Produktion solcher Blockbuster auch hier nur einem Trend. Das Universum ist in. Auch ohne Aliens, Raumschiffe und Laserwaffen. Eben weil der Weltraum schon gefährlich genug ist. Und wenn es ein Film schafft dabei so unterhaltsam zu sein, wie «Der Marsianer», kann dieser Trend gar nicht lange genug dauern.

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