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L.A. Screenings: ProSieben und die Sitcom-Dürre

von   |  2 Kommentare

Bei den L.A. Screenings dominierten dieses Jahr andere Genres, die US-Networks haben erneut weniger Sitcoms bestellt. Das könnte ein Problem für ProSieben werden, dafür gibt es aber Superhelden-Nachschub. RTL kann sich über neue Medical-Dramas freuen.

Mit großen Erwartungen ist die Delegation von ProSiebenSat.1 in diesem Jahr nach Los Angeles gereist sein, doch zumindest in einer Hinsicht dürften sie enttäuscht worden sein. Da der Comedy-Boom in den USA mittlerweile deutlich abgeflacht ist, haben die amerikanischen Networks wie im Vorjahr weniger Sitcoms bestellt. Allen voran CBS und NBC haben ihre Sendezeit für Sitcoms deutlich gekürzt. NBC hat sogar mit Ausnahme von «Undateable» (ab Herbst dieses Jahres bei ProSieben) alle laufenden Comedys abgesetzt. Warner Bros., das immerhin für Hits wie «The Big Bang Theory» und «Two and a Half Men» verantwortlich zeichnet, hat in diesem Jahr keine einzige neue Sitcom verkauft. Daher trifft es sich gut, dass die ProSiebenSat.1 Group erst unlängst mit NBCUniversal einen Vertrag über Sitcoms abgeschlossen hat, doch Hauptabnehmer NBC hebt seine neuen Comedy-Serien fast alle für Anfang 2016 auf.

Das Fehlen von neuen Sitcoms bei den L.A. Screenings ist eine Beobachtung, die alle deutschen Einkäufer im Gespräch mit Quotenmeter.de teilten. „Hier hat Hollywood weiterhin die Hausaufgaben nicht gemacht“, kritisiert ProSiebenSat.1-Einkäufer Rüdiger Böss. Von 20th Century Fox Television erhält ProSieben zum Beispiel «The Grinder» (ein beliebter Fernsehanwalt will nach dem Ende seiner Serie die Familienkanzlei übernehmen, weil er glaubt, dass seine Fernseherfahrung ihn dafür qualifiziert) und das an «Modern Family» angelegte «Life in Pieces». Hinzu kommt die Horror-Comedy «Scream Queens» von «American Horror Story»- und «Glee»-Produzent Ryan Murphy, die laut Böss „gerade bei den jungen Zuschauern richtig gut ankommen wird.“

Nachschub gibt es für ProSieben obendrein an der Superhelden-Front: Das «The Flash»-Spin-Off «DC‘s Legends of Tomorrow» (Bild), «Lucifer» und mit «Supergirl» (alle Warner Bros.) erstmals eine Serie mit einem weiblichen Superhelden in der Hauptrolle. Für das Programm von Schwestersender Sat.1 eignet sich unter anderem «Blindspot», das nicht nur zu den Favoriten bei den Einkäufern der L.A. Screenings gehörte, sondern bei NBC im Herbst dieses Jahres auch den begehrten Sendeplatz hinter «The Voice» erhält. In der Serie wird eine Frau ohne Erinnerung mit Tattoos übersät auf dem Times Square gefunden. Es stellt sich heraus, dass jedes Tattoo zu einem Verbrechen führt.

Für Lacher sorgte überdies das Crime-Procedural «Rush Hour», das offenbar laut Einschätzungen der Einkäufer den Ton der gleichnamigen Filmreihe exzellent getroffen hat. Neben ZDF-Redakteur Sebastian Lückel war auch RTL-Einkäufer Jörg Graf von der CBS-Serie sehr angetan, dennoch muss er aber den Kollegen von ProSiebenSat.1 den Vortritt lassen. Die Mediengruppe RTL Deutschland erhält dafür mit «Code Black» von den ABC Studios eine Krankenhaus-Serie im Stil von «Emergency Room», die nicht nur ProSiebenSat.1-Kollege Rüdiger Böss sehr gefallen hat. «Code Black» steht wie der «Chicago Fire»-Ableger «Chicago Med» und das von «Grey's Anatomy» inspirierte «Heartbreaker» für die Renaissance der Medical-Dramas, wie unter anderem ZDF-Mann Sebastian Lückel bemerkt hat. Jörg Graf freut sich zudem nach «How to Get Away with Murder» (ab Herbst dieses Jahres bei VOX) und «Scandal» über eine weitere Serie von Hit-Produzentin Shonda Rhimes: „«The Catch» von Disney ist eine Serie mit guter Prämisse und qualitativ hochwertig umgesetzt.“

Was die Einkäufer der Sender außerdem noch zu den L.A. Screenings 2015 sagen, lesen Sie hier im exklusiven Interview bei Quotenmeter.de

Kurz-URL: qmde.de/78566
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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Helmprobst
02.06.2015 11:00 Uhr 1
Die Ansicht, Pro7 hätte mit einer "Sitcom-Dürre" zu kämpfen und vor allem die Aussage von Herrn Böss in diesem Zusammenhang teile ich nicht. Mag sein, dass es weniger neues Material gibt, aber wieso sollte diese Tatsache das Programm von Pro7 betreffen? Dort 'sammelt' man ja ohnehin gerne erstmal Serien, bevor genügend Folgen vorliegen um sie im Achterpack zu versenden.



Ausserdem liegen ja noch einige Comedyserien unausgestrahlt im Keller, auf die man auch mal im Tagesprogramm zugreifen könnte. Gerade das Wochenende und vor allem der Samstagmittag wären eine ideale Ausprobierfläche für unbekanntere Serien, die erfahrungsgemäss erst einige Zeit benötigen, bis sie ihr Publikum finden. Hier hatte man früher langsam "Friends" etabliert, und ohne diese Anlaufzeit wäre die Serie vermutlich nie Jahre erfolgreich später in die Prime Time gewandert. Dass Pro7 lieber jeden Tag nur diesselben vier Serien auf allen Sendeplätzen verschleudert, daran trägt nun wirklich nicht Hollywood die Schuld!



Auch gibt es keine Ausrede mehr, um Serien mit nur 1 oder 2 Staffeln einen Bogen zu machen, weil diese sich angeblich nicht für eine tägliche Ausstrahlung anbieten. "Aliens in America" und "Are you there, Chelsea?" wurden jetzt schon mehrfach wiederholt. Man kann also durchaus auch kurzlebige Serien auf Randsendeplätzen ins Programm bringen.



Eine weitere Möglichkeit, wenn Pro7 wirklich das neue Material ausgehen sollte, wäre noch, am Vormittag wieder eine Klassikerschiene mit älteren Sitcoms zu etablieren. Sicher kann man leicht auf dutzende 80er- und 90er-Jahre-Serien mit 100 Episoden+ zurückgreifen, die zeitlos unterhaltsam sind.



Dürre sieht anders aus. Diesen Begriff könnte man besser im Zusammenhang mit Information und Pro7 verwenden...
scoob
02.06.2015 19:54 Uhr 2
Der Begriff "Sitcom-Dürre" bezieht sich lediglich auf das geringe Angebot an neuen Sitcoms bei den diesjährigen L.A. Screenings, daher die Überschrift "L.A. Screenings: ProSieben und die Sitcom-Dürre". Kurzfristig ist ProSieben davon nicht betroffen, richtig. Dennoch kann sich der Sender im Gegensatz zu früher nicht mehr erlauben, eine Sitcom am Nachmittag behutsam aufzubauen, denn dann müsste man mindestens drei oder vier Jahre warten, ehe genügend Folgen vorliegen. Die Sitcoms müssen heutzutage direkt in der Primetime funktionieren.
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