Die Kritiker

«Meine Tochter, ihr Freund und ich»

von

Dieser turbulente Liebesreigen lässt Andre Sawatzki erst ihren Mann Dietrich Siegl verlieren und dann Bestseller-Autoren Axel Milberg finden.

Inhalt:


Iris ist 49 und wird zufällig in einem Einkaufszentrum Zeugin, wie ihr Mann Günther, mit dem sie immerhin schon 25 Jahre verheiratet ist, mit der Nachbarin in der Bettenabteilung ein Ehebett ausprobiert. Tochter Sandra, zufällig beruflich im Einkaufszentrum, kommt auch noch hinzu und das Drama – in unserem Fall die Komödie – nimmt seinen/ihren Lauf. Tief verletzt zieht Iris bei ihrer Tochter ein, nicht ahnend, das diese mit dem 52jährigen Schriftsteller Hans zusammen wohnt. Laut Sandra nichts Festes, doch versucht sie, ihrer Mutter krampfhaft zu verheimlichen, dass die Hochzeit schon in wenigen Tagen stattfinden soll. Schließlich taucht auch noch Hans' Sohn Tobias auf. Der steht eigentlich auf Tochter Sandra, wirft jedoch nun ein Auge auf die deprimierte Iris. Diese ist völlig überrumpelt von den plötzlichen Avancen des jungen Burschen und spürt zum ersten Mal seit langem wieder so etwas wie Schmetterlinge im Bauch. Aber auch Hans fühlt sich immer mehr zu Iris hingezogen. Und Sandra ist eigentlich doch ganz tief drinnen in Tobias verliebt...

Darsteller:


Axel Milberg («Stauffenberg», «The International») als Hans
Andrea Sawatzki («Das Experiment», «Klimawechsel») als Iris
Anna Rot («In 3 Tagen bist du tot») als Sandra
Manuel Rubey («Falco», «Brand») als Tobias
Dietrich Siegl («Zores», «Um Himmels Willen») als Günther
Ulrike Beimpold («Muttis Liebling», «Die Wand») als Margit

Kritik:


Die deutsche Komödie. Manche sagen ihr nach, dass sie altbacken und vorhersehbar ist. Andere freuen sich gerade über diese Attribute, versprechen sie doch Vertrautheit und nicht zu anspruchsvolle Berieselung. Wird es jedoch etwas derber, aufwändiger und aufrührerischer, landen die Produktionen gerne im Kino – siehe «Lammbock» oder «Bang Boom Bang». Von den großartigen «Musterknaben» ganz zu schweigen. Man könnte glatt meinen, dass das Fernsehen das Mittelmaß abbekommt, während die besseren Produktionen für‘s Kino aufgespart werden. Eine These, die aber an anderer Stelle fortgeführt werden kann.

«Meine Tochter, ihr Freund und ich» hatte hingegen nichts im Kino zu suchen. Nicht unbedingt wegen seiner Qualität, sondern weil «Meine Tochter, ihr Freund und ich» durch und durch Fernsehunterhaltung ist, die sich mit zum Beispiel aufgesetzt wirkenden Zeitraffer-Aufnahmen einen hippen Anstrich verleiht, aber im Grunde nichts Aufregendes bietet, außer einer Liebesgeschichte im Viereck, an deren Ende jeder das bekommt, was er sich insgeheim wünscht.

Natürlich wäre es viel zu einfach, wenn schon nach gut 30 Minuten jedes Töpfchen zu seinem Deckelchen findet und ja, spätestens wenn alle Figuren aufgestellt sind, weiß man, wer wen kriegen wird. Aber bei romantischen Komödien läuft der Hase nun mal nicht geradeaus, sondern zickzack und findet trotzdem in seinen Bau. Der Weg ist das Ziel und so konstruieren die Autoren Uli Bree und Gabriel Castaneda Senn eine weitgehend spannungsarme Handlung, die aber gespickt ist mit scharfen und witzigen Dialogen und allerlei verbalen Gefechten der erstklassigen Schauspieler. Andrea Sawatzki und Axel Milberg sind es auch, die mit ihrer Präsenz «Meine Tochter, ihr Freund und ich» auch durch die seichten Momente der ZDF/ORF Co-Produktion tragen. Die Nebendarsteller Anna Rot als Tochter Sandra und Manuel Rubey als Sohn Tobias sind schließlich das i-Tüpfelchen für die schön funktionierende Figurenchemie.

Gerade in der ersten Hälfte hat «Meine Tochter, ihr Freund und ich» seine Mühe, voran zu kommen. Aber ist man mit den sympathischen Charakteren erst einmal warm geworden, nimmt auch das Tempo zu. Getrübt wird der Spaß im weiteren Verlauf nur durch eine mal wieder völlig überkanditelte Drogenszene mit Haschkeksen, in der der Konsum von Canabis gleichgesetzt wird mit totalem Kontrollverlust a la LSD. In Zeitlupe wird da durch den Schrebergarten getanzt und mit ausgebreiteten Armen im fahrenden Cabrio gestanden ... Offenbar immer noch die standardisierte TV-Vorstellung eines 'Highs'. Das hätte eleganter und klischeefreier gelöst werden können. Dass Iris zum Schluss ihre Erfahrungen mit der Trennung vom Mann und der Neufindung der Liebe zu einem Buch – wird natürlich ein Bestseller – verarbeitet, ist dann auch einer dieser ärgerlichen Fremdschämmomente, wo man sich fragt, ob es nicht einen Tick hätte origineller sein dürfen. Dennoch: «Meine Tochter, ihr Freund und ich» ist ein wunderbar gefilmter (Kamera: Volker Tittel) Fernsehfilm mit schmerzfreier Handlung, der von Regisseur Walter Weber routiniert in Szene gesetzt wurde und mit witzigen Dialogen und erstklassigen Schauspielern glänzen darf.

Das ZDF zeigt «Meine Tochter, ihr Freund und ich» am Donnerstag, 13. Dezember 2012 um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/60915
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