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Brunnemann: 'Die Entwicklung von «Danni Lowinski» war beunruhigend'

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Was in Staffel vier von «Danni Lowinski» passiert und weshalb die dritte Staffel sich zu Beginn so schwer tat, erklärt Produzent Markus Brunnemann. Außerdem spricht er über das Aus von «Nordisch herb» und die heute Abend beginnende dritte «Flemming»-Staffel.

Herr Brunnemann, Staffel vier für «Danni Lowinski» wird seit einigen Tagen gedreht. Glückwunsch. Gerne spricht man davon, dass dritte Staffeln recht schwierig zu gestalten sind. Ändert sich das bei vierten Staffeln?
Es gab eine Menge Gründe, weshalb es uns schwierig erschien, die dritte Staffel von «Danni Lowinski» zu konzipieren. Das lag vor allem daran, dass unsere Serie sich wirklich sehr stark auf die Figur Danni Lowinski konzentriert. Aber wir haben die dritte Staffel insgesamt gut überstanden. Statistiken besagen übrigens, dass Serien, die die dritte Staffel überstanden haben, meist auf eine sehr lange Laufzeit kommen.

Was erwartet die Zuschauer nun in Staffel vier? Einige Details hat Sat.1 ja schon veröffentlicht.
Eigentlich will ich auch gar nicht mehr verraten. Es soll ja spannend bleiben. Aber ein paar Dinge, auf die sich der Zuschauer freuen kann, will ich erzählen: Dannis Klapptisch zieht um. Sie hat sich in den drei Jahren jetzt so bewährt, dass wir ihr einen kleinen Traum erfüllen wollen. Außerdem können wir sagen, dass Danni in der vierten Staffel vor dem Traualtar steht. Und dann haben wir drei neue Herren in der Serie: Einen neuen Schlüsseldienst, den Staatsanwalt August von Grün und den faszinierenden Unterweltkönig Pit.

Sie sprechen es an: Es gibt wieder einen neuen Schlüsseldienst. Der dritte in vier Staffeln. Wird das jetzt zum Running Gag?
Nein, das ist so nicht gedacht. Es gibt unterschiedliche Gründe, warum wir die Figur getauscht haben. Man kann sagen, dass wir eine neue Energie im Untergeschoss haben wollten. Orkan liefert uns mehr Straße, eine raue Realität. Orkan ist ein junger Mann, der immer wieder Gefahr läuft, mit dem Gesetz in Konflikt zu geraten. Deshalb sorgt Orkan in der neuen Staffel für viel Wirbel. Danni sieht aber vor allem die Chance, ihn in die richtige Richtung zu ziehen. Der eher auf Sicherheit bedachte Nils ist gerne anderer Meinung. Mit Orkan ist es so, als wenn man den Bock zum Gärtner machen würde. Wie kann man ihm nur einen Schlüsseldienst anvertrauen?

Und Danni wird wieder zwischen zwei Männern stehen. Oliver, der jetzt in festen Händen ist – und wohl dem neuen Staatsanwalt. Wann muss denn für sie ein Happy End herausspringen?
Da wird es eine Menge Überraschungen geben. Ihre Vermutung ist da nicht richtig. Und eine Hochzeit wird es ja auch geben.

Die Quotenentwicklung zu Beginn der dritten Staffel war… beunruhigend. Gegen Ende (und mit anderem RTL-Gegenprogramm) lief es für Sie dann besser. Wie unruhig waren Sie zwischendrin?
Man ist ja eigentlich immer unruhig, wenn eine Serie, in der so viel Herzblut steckt, auf Sendung ist. Aber Sie haben Recht: Die Entwicklung zu Beginn der dritten Staffel war meiner Meinung nach beunruhigend – und ich will das nicht mal auf das RTL-Gegenprogramm schieben. Wir haben das genau analysiert – uns viele Fragen gestellt, ob wir alles richtig gemacht haben. Ich glaube, dass wir keinen anderen Weg hätten gehen können. Wir sind hier wieder bei dem Punkt der schwierigen dritten Staffeln. Wir erzählen unsere Geschichten hauptsächlich über die Figur Danni. Sie war zu Beginn der dritten Staffel in einer Krise. Beide Männer hatten sich von ihr abgewendet, nachdem sie sich für keinen der beiden hatte entscheiden können. Die Zuschauer, die mit der Serie aber vor allem den Spaß, die Freude und die Lebenslust von Danni verbinden, waren damit wohl nicht so glücklich. Für die Autoren führte an dieser Geschichte aber kein Weg vorbei. Als wir dann die Figur Oliver wieder stärker in die Geschichte eingebracht haben, zogen die Quoten auch gleich an.

Heißt das im Umkehrschluss auch, dass Sie künftig vor solchen Krisen der Hauptfigur zurückschrecken werden?
Natürlich sind die Quoten letztlich immer entscheidend. Aber trotzdem hat gerade eine Serie wie unsere Entwicklungen, die einfach nicht vermieden werden können. Wir würden das künftig vielleicht mit anderen Fällen flankieren oder versuchen, die weiteren Figuren in dieser Zeit anders zu erzählen.

Inwieweit darf sich Annette Frier bei den Dreharbeiten selbst mit einbringen? Man sieht in einigen Folgen ganz gern so kleine Eigenheiten, die Annette hat, die sie so zum Beispiel auch in der «Schillerstraße» zeigt oder wenn sie in Sendungen zu Gast ist.
Annette Frier bringt sich da sehr stark mit ein. Sie ist Danni, sie prägt die Figur von Staffel eins an. Sie hat ein unglaubliches Gespür für Timing – nicht nur im Bereich Comedy. Keiner kennt Danni Lowinski besser als Annette Frier und es macht unglaublich viel Spaß, ihr bei der Arbeit am Set zuzuschauen.

«Flemming» geht nach starker zweiter Staffel beim ZDF in eine dritte Runde. Nach 12,3 Prozent bei allen in Staffel eins, stiegen die Quoten dann auf 14,6 Prozent an. Waren Sie selbst überrascht von den stark steigenden Quoten?
Ich war vor allem stolz. Wir hatten an der Serie ganz erheblich gearbeitet. «Flemming» ist ein Paradebeispiel dafür, was in einer Serie alles möglich ist. Wir haben nach Staffel eins den Kern des Formats analysiert und gestärkt und das Drumherum verbessert. Wenn man beide Staffeln anschaut, sieht man meiner Meinung nach erhebliche Unterschiede. Und uns hat es sehr gefreut, dass die Veränderungen beim Publikum so gut ankamen. Von Beginn an haben wir daran geglaubt, dass unsere ungewöhnliche Besetzung funktioniert: Samuel Finzi war als begnadeter Theater-Schauspieler bekannt, ihm haben wir Claudia Michelsen an die Seite gestellt. Ein perfektes Duo.

Was hat die Analyse der ersten Staffel ergeben?
Wir waren da etwas zu düster und hatten die Stärken der Figuren noch nicht gut genug herausgearbeitet. Die Fälle führen die Ermittler immer in die Abgründe menschlicher Psyche. Wir haben erkannt, dass es deshalb notwendig ist, die Hauptfiguren mit einer gewissen Leichtigkeit aufeinander treffen zu lassen.

Zu Deutsch: Das Format wurde mainstreamiger?
Das hat nichts mit Mainstream zu tun. Die Fälle, die wir behandeln, sind nicht leicht: Autor Gregor Edelmann lässt sich dabei immer von der Realität inspirieren, die übrigens noch brutaler als unsere Geschichten ist. In Staffel zwei sind die Fälle letztlich nicht weicher geworden. Wir sprechen nach wie vor von sehr harten Themen wie Muttermorden, Kindsmorden und dergleichen. Die Mischung muss stimmen.

Wir kennen noch «Die Cleveren» von früher – oder jetzt natürlich «Criminal Minds». Warum aber gibt es von dieser Sorte doch vergleichsweise wenige Krimis, die sich mit der Psyche der Täter beschäftigen?
Weil diese schwieriger zu schreiben sind. In normalen „Whodunit“-Krimis wird eine Indizienspur gelegt – am Ende baut man noch eine Wendung ein. Bei «Flemming» müssen aber Charaktere geschaffen werden, die psychische Fehler haben. Jeder von uns ist ein bisschen eifersüchtig – aber keiner von uns würde deshalb einen Mord begehen. Diese Figuren aber schon. Sie bleiben zunächst dennoch unerkannt – es müssen also Szenen geschaffen werden, in denen die Ermittler anhand von kleinen Gesten, von Sätzen oder einfach nur Handlungen Hinweise auf diese psychische Erkrankung bekommen. Deshalb ist «Flemming» für mich so einzigartig und deshalb würde ich mir wünschen, dass wir mit Staffel drei noch mehr Zuschauer begeistern.

Das ZDF wird die langjährige Freitags-Serie «Ein Fall für Zwei» mit der 300. Folge beenden. Auf der einen Seite geht damit ein Klassiker, auf der anderen Seite beschleicht einen das Gefühl, dass die Serie wirklich auserzählt ist. Welche Gefühle haben Sie dabei?
Mir geht das ähnlich. Die Trauer überwiegt. Claus Theo Gärtner begleitet mich seit Kindestagen. Ich habe die Serie wirklich geliebt, nicht zuletzt wegen Claus Theo Gärtner. Man kann also mit Recht sagen, dass da eine Ära zu Ende geht. Es ist beeindruckend, dass die Macher es geschafft haben «Ein Fall für Zwei» über die 300 Folgen hinweg auf der Höhe der Zeit zu halten. Bei Formaten, die von nur einer Figur geprägt werden, stellt sich bei deren Ausscheiden immer die Frage, ob es ohne diese Figur weitergehen kann. Schauen Sie auf «Wetten, dass..?» – da ist es ähnlich und da hat sich das ZDF für eine Fortsetzung entschieden. Man darf ein solches Format aber auch sterben lassen. Wir haben das letztlich damals mit der Sat.1-Serie «Edel & Starck» genauso gemacht, weil wir uns eine weitere Staffel mit anderer Besetzung nicht vorstellen konnten.

Im Ersten wurde Ihre «Heiter bis tödlich»-Serie «Nordisch herb» nicht fortgesetzt. Schmerzt das noch?
Ja natürlich. Solche Entscheidungen tun immer weh.

Die Wiederholungen der Serie laufen derzeit ein bisschen besser als die First Runs. Was ist denn «Heiter bis tödlich» nun: Ein Flop? Oder sich in Richtung Erfolg bewegend? Helfen Sie mir.
Von Erfolg wird hier wohl keiner sprechen. Das wäre auch falsch. Aber man kann auch nicht von einem Misserfolg reden. Es war ja allen klar, dass mit der Etablierung der Vorabendkrimis ein langer Weg zu gehen ist. Ich finde es ermutigend, dass «Hubert und Staller» in Wiederholungen nicht absackt. Auch wir haben zugelegt. Der Weg der ARD ist absolut richtig und es ist gut, dass Frank Beckmann das mit seinen Kollegen weiter konsequent durchzieht. Serien zu etablieren, braucht immer Zeit.

Bei «Danni Lowinski» ging es schnell. Die Serie schlug von Folge eins an ein.
So etwas treibt einen letztlich an. Jeder hat ja das Recht zu hoffen, dass das auch bei dem nächsten Format wieder so funktioniert. Ein Erfolg direkt von Beginn an ist aber die Ausnahme und nicht die Regel.

Befinden Sie sich in Gesprächen mit der ARD für eine neue «Heiter bis tödlich»-Serie?
Ja, es gibt recht konkrete Gespräche und wir glauben, dass wir gute Ideen haben. Aber wir basteln zurzeit noch ein bisschen und hoffen, dass wir zum Zuge kommen.

Viel Glück mit dem Staffelstart von «Flemming» am 14. September und vielen Dank für das ausführliche Gespräch.


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