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Von Mike, Molly und einem spannenden Serienstart

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Sitcoms und Sat.1? Diese ungewöhnliche Konstellation wird ab Donnerstagabend wieder auf ihren Erfolg getestet – mit «Mike & Molly», einer neuen Serie vom Sitcom-Erfolgsproduzent Chuck Lorre. Alle Hintergründe zum Start…

Wenn man an Sitcoms im deutschen Fernsehen denkt, dann wird in jüngster Zeit meist sofort ein Sender im gleichen Atemzug genannt: ProSieben. Mit Erfolgsformaten wie «Two and a Half Men» und «How I Met Your Mother» ist man nicht nur im Abend-, sondern auch im Mittagsprogramm seit längerer Zeit erfolgreich, während alle anderen größeren Sender auf diese Programmfarbe verzichten – abgesehen von Ausnahmen wie dem zusammengeschrumpften Sitcom-Nachmittag bei kabel eins (der nur noch aus zwei «Half Men»-Folgen besteht) oder einer baldigen Rückkehr Charlie Sheens mit «Anger Management» bei VOX. Eine weitere solche Ausnahme kommt am Donnerstagabend hinzu: Dann zeigt Sat.1 mit «Mike & Molly» wieder eine klassische Sitcom, die in den USA bald bereits in die dritte Staffel geht und 2010/11 der erfolgreichste Comedy-Neustart im amerikanischen Fernsehen war.

«Mike & Molly» erzählt in seinen ersten Minuten die Geschichte des übergewichtigen Polizisten Mike, der endlich etwas gegen seine Gewichtsprobleme tun will und daher seit einiger Zeit eine Selbsthilfegruppe besucht. Dort lernt er eines Tages Molly kennen, eine Gleichgesinnte, die als Grundschullehrerin arbeitet. Mike und Molly sind sich auf den ersten Blick sympathisch – und gehen bald miteinander aus, werden zu einem Paar.

Die Sitcom präsentiert also eine klassische Liebesgeschichte, welcher der Zuschauer von Beginn an beiwohnen kann und deren Entwicklung er im Laufe der weiteren Episoden verfolgt. Die Gags bleiben dabei in den ersten Folgen meist oberflächlich und vorhersehbar – wenn zwei Übergewichtige die Hauptprotagonisten einer Sitcom sind, weiß man, welche Witze man erwarten kann. Unter die Gürtelllinie oder ins Fremdschämen gleiten die Gags dabei aber nicht ab, sodass das Format familientauglicher ist als vielleicht andere moderne Sitcom-Erfolge.

Auch sonst bleibt «Mike & Molly» eine oberflächliche Comedy, die viel Romantik versprüht und sympathisch ist – besonders aufgrund der Darsteller: Als Mike hat Schauspieler Billy Gardell seine erste richtig große Hauptrolle gelandet und verkörpert diese solide; insbesondere wertet aber Molly-Darstellerin Melissa McCarthy die Sitcom auf: Bis 2007 porträtierte sie Sookie St. James bei den «Gilmore Girls» und gehörte später zum Cast der Serie «Samatha Who?». Im vergangenen Jahr war sie mit der Filmkomödie «Brautalarm» auch im Kino erfolgreich und gewann für die Rolle der Megan zahlreiche Preise. Eine besondere Erwähnung gilt auch Carl McMillan, gespielt von Reno Wilson. Er porträtiert in «Mike & Molly» einen Schwarzen in einer Sitcom – in den vergangenen Jahren ist dies, besonders im Vergleich mit früheren Hits wie «Die Bill Cosby Show» oder «Alle unter einem Dach», leider eher selten vorgekommen.

Aber nicht nur dies macht «Mike & Molly» zu einer etwas anderen Sitcom, sondern auch die Tatsache, dass hinter dem Format ein Mann steckt, der in den vergangenen Jahr das Genre erfolgreich geprägt hat wie kein zweiter: Chuck Lorre. Er war Miterfinder der Quotenhits «Two and a Half Men» und «The Big Bang Theory»; «Mike & Molly» ist sein jüngstes Projekt, an dem er als ausführender Produzent und Autor mitwirkt. Erfunden wurde die Sitcom diesmal ausnahmsweise nicht von ihm selbst – sondern von Mark Roberts, der als Stand-Up-Comedian in den 1990er Jahren aktiv war und Gastauftritte bei Serien wie «Seinfeld» und «Friends» hatte.

Warum «Mike & Molly» letztlich die nicht ganz übliche, allseits bekannte Sitcom-Ware ist, lässt sich allein an der deutschen Ausstrahlung ablesen: Wie anfangs angesprochen wird das Format nicht bei ProSieben ausgestrahlt (wie die anderen Sitcoms von Chuck Lorre), sondern in Sat.1. Dem Sender also, der sich diesem Genre nach dem Flop mit «Cougar Town» zuletzt konsequent verweigert hat – vielleicht ohne Grund. Denn «Cougar Town» hatte als filmische, nicht vor Publikum aufgezeichnete Sitcom am späten Sonntagabend vielleicht wenige Chancen auf Erfolg. Damals wurde Krimiware im Vorprogramm gezeigt – genau wie diesmal mit «Criminal Minds», das am Donnerstagabend mit neuen Folgen zu sehen ist. Deren Einschaltquoten waren in den vergangenen Wochen aber so gut, dass auch «Mike & Molly» halbwegs erfolgreich starten dürfte. Danach wird es wie immer davon abhängen, wie gut das Publikum mit den komödiantischen Charakteren warm wird. Bei Chuck-Lorre-Sitcoms hat dies in der Vergangenheit jedenfalls mit Bravour geklappt.

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