Die Kritiker

«Der Wettbewerb»

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Hubert Fischbach hat es gut im Leben. Seine reizende Frau Henni ist eine wunderbare Mutter seiner Kinder Alina, 10, und Theo, 8. Seine Karriere in einem Energiekonzern steht vor einem großen Schritt in die richtige Richtung. Nur die Verwandtschaft macht ihm dann und wann Stress. Was immer Hubert erreicht hat, für seinen Vater Hermann, einen pensionierten General, war und ist es niemals genug. Der bevorzugt seit jeher Huberts Bruder Viktor. Bei Familienbesuchen ballt es sich, leben die Fischbach-Brüder Hubert und Viktor doch Wand an Wand in zwei Doppelhaushälften.

Hubert und Viktor könnten unterschiedlicher nicht sein. Aufsteiger auf Erfolgskurs der eine, kleiner Kaufmann mit Bio-Laden der andere. Kleine Sticheleien zwischen den beiden gehören zum Alltag, in den Viktor am Elektrofahrrad und Hubert im luxuriösen Geländewagen aufzubrechen pflegen. Der verändert sich jedoch zunehmend, als beide beschließen, an einem Öko-Wettbewerb teilzunehmen. Ein streng überwachtes Auswahlverfahren soll feststellen, welche Familie in der Gemeinde den kleinsten ökologischen Fußabdruck hinterlässt.

Hubert lässt sich nach anfänglicher Skepsis von Alina und Theo zur Teilnahme überreden. Für Viktor waren die Teilnahme und natürlich auch der Sieg von Anfang an klar. Viktor, seine Frau Margit und Tochter Viktoria führen bereits seit Jahren ein umweltbewusstes Leben. Eigentlich muss kaum noch etwas investiert werden, um ihre Doppelhaushälfte zum ökologischen Musterhaus zu machen.

Wenn Hubert an einem Wettbewerb teilnimmt, spielt er nicht um zu verlieren. Schon gar nicht gegen seinen kleinen Bruder Viktor. Auch Viktor, der die ersten Gehversuche Huberts im Öko-Bereich noch belächelt, vergeht zunehmend der Spaß. Der Kampf der ungleichen Brüder entwickelt sich zu einem Match auf Biegen und Brechen. Jeder sucht den kleinsten Vorteil, schreckt auch vor Offensivmaßnahmen nicht zurück. Die benachbarten Familien geraten in einen absurden Kleinkrieg einander hochschaukelnder Öko-Maßnahmen.

Henni und Margit verbünden sich schließlich, um dem grotesken Schauspiel ein Ende zu bereiten. Sie rechnen nicht damit, dass es bei den streitbaren Brüdern seit der Kindheit nur ein mögliches Ende gibt - wenn einer am Boden liegt.

Darsteller
Harald Krassnitzer («Der Winzerkönig») als Hubert Fischbach
Cornelius Obonya («Das Glück dieser Erde») als Viktor Fischbach
Ann-Kathrin Kramer («Mein Nachbar, sein Dackel und ich») als Henni Fischbach
Julia Cencig («Das Glück dieser Erde») als Margit Fischbach

Kritik
Nach der letzten Landtagswahl in Baden-Württemberg konnte man durchaus die Befürchtung haben, bald in einer Ökodiktatur leben zu müssen. Wie das aussehen könnte, zeigt uns «Der Wettbewerb».

Doch man zeigt es uns leider nicht auf eine sonderlich clevere Weise. Denn schon in der Prämisse steckt das Drehbuch von Susanne Freund, Katharina Bali und Ines Häufler knietief in den Unglaubwürdigkeiten, da die Motivation der Hauptfigur nicht nachvollziehbar wird. Hubert Fischer ist ein gestresster Unternehmensanwalt, der ein Großprojekt in Kasachstan betreut, und gerade noch so ansatzweise genug Zeit für seine Frau und Kinder findet. Als ihm die Idee der Umweltschlammschlacht aufgetischt wird, ist er aber sofort Feuer und Flamme und stürzt sich in das Abenteuer. Sein Job, auf den er vorher so fixiert war, ist jetzt zweitrangig. Die Prioritäten liegen für ihn nun bei Dämmungen und Solaranlagen. Und all das nur, um die alte Rivalität mit seinem Bruder, der obendrein noch in der anderen Doppelhaushälfte wohnt, wieder aufkochen zu lassen. Es entsteht ein Plot, der von Anfang an an den Haaren herbeigezogen ist.

Erzählt wird er leider auch wenig konsequent, da man sich letztlich nicht für eine konkrete Richtung entscheiden kann und so zwischen einem Öko-Lehrstück mit moralisierendem Duktus und dem Anspruch, eben gleichzeitig eine Komödie sein zu wollen, alterniert. Dumm nur, dass das komödiantische Potential bereits völlig ausgeschöpft ist, wenn Hubert im Cowboy-Kostüm vor der Polizistin steht oder ihm bei der Konferenzschaltung mit den Kasachen die kürzlich für die eigene Milchproduktion angeschaffte Ziege in die Quere kommt. Da soll man dann wohl lachen.

Auch die übrigen Motive, mit denen man versucht, einen Zugang zur Geschichte zur ermöglichen, sind gänzlich abgedroschen. Die genervte Ehefrau darf ein wenig auf eine Boxbirne eindreschen und der Energieverbrauchfaschist Hubert im Supermarkt ökologisch nachhaltige Produkte fordern. Die Gags zünden nicht, die Erzählweise ist platt, die Charaktere völlig unglaubwürdig. «Der Wettbewerb» (Regie: Michi Riebl) ist televisionäre Durchschnittsware vom Reißbrett, ohne künstlerische Ambition oder auch nur die entfernteste Bemühung, eine nachvollziehbare Geschichte zu erzählen. Fernsehen auf Sparflamme. Wenigstens CO2-neutral.

Das Erste zeigt «Der Wettbewerb» am Mittwoch, 18. April 2012, um 20.15 Uhr.

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