360 Grad

Money Makes Springfield Go Round

von
20th Century Fox und die amerikanischen Sprecher der «Simpsons» streiten sich derzeit ums Geld. Das hat mittlerweile Tradition.

Zwischen den amerikanischen Sprechern der «Simpsons» und dem Produktionsstudio der Cartoon-Serie war noch nie so richtig alles in Butter. In schöner Regelmäßigkeit zofft man sich auf dem Lot der 20th Century Fox ums Geld – und das seit Jahren, ohne jemals eine zufriedenstellende Endlösung gefunden zu haben. Jetzt rächt sich das einmal wieder, diesmal vielleicht sogar endgültig – auch wenn niemand an einem definitiven Ende der Serie Interesse hat, das im Mai ins Haus stehen könnte, wenn bis dahin keine Einigung erzielt ist.

1998 kam es zur ersten monetären Auseinandersetzung, da die sechs Hauptsprecher Dan Castellaneta (Homer), Julie Kavner (Marge), Nancy Cartwright (Bart), Yeardley Smith (Lisa), Hank Azaria (Moe, Apu) und Harry Shearer (Mr. Burns, Smithers, Principal Skinner) zu diesem Zeitpunkt lediglich rund 25.000 Dollar pro Folge (also etwa eine halbe Million Dollar pro Staffel) verdienten, als die Serie bereits Beträge im neunstelligen Dollar-Bereich einfuhr. Es kam zum ersten großen Krach, in dessen Verlauf das Studio sogar Castings abhielt, um Sprecher zu finden, die die bisherigen ersetzen sollten. Vergeblich. Man einigte sich schließlich mit dem bestehenden Personal auf eine Gehaltserhöhung um etwa einhundert Prozent.

Doch allzu lange hielt der Frieden nicht – unter anderem, weil schon drei Jahre später die von Kompromissen durchsetzten Verträge wieder ausliefen. 2001 einigte man sich schließlich auf eine Gage von etwa 100.000 Dollar pro Folge, zusätzlich zu einer Million Dollar als Einmalzahlung. Eine Gewinnbeteiligung für die sechs Hauptsprecher schloss das Studio aus.

2004 wurde es wieder brenzlig, als Cartwright & Co. im Verlaufe einer erneuten Gehaltskrise ihre Probentermine nicht mehr wahrnahmen und in Streik traten. Ihre Forderungen waren diesmal schon deutlich astronomischer: 360.000 Dollar wollten sie pro Folge als Bezahlung, fuhren diese Summe aber schließlich als Zeichen des guten Willens auf eine Viertel Million herunter. Eine Gewinnbeteiligung konnten sie wieder nicht durchsetzen.

Die letzten Gehaltsverhandlungen vor drei Jahren liefen diversen Berichten zufolge deutlich ruhiger ab als die vorherigen, und die Sprecher verdienen seitdem ca. acht Millionen Dollar pro Jahr.
Doch für die kommenden Staffeln ist man bei Fox nun nicht mehr bereit, solche Summen zu zahlen. Sollten die Originalstimmen der Springfielder eine Gehaltskürzung um fast die Hälfte nicht hinnehmen, sei eine neue Staffel finanziell für das Studio nicht mehr tragbar, heißt es. Einen Gegenvorschlag, den die Vertreter der Sprecher eingereicht haben und der eine Gehaltskürzung um fast ein Drittel, dafür aber eine Gewinnbeteiligung als Kompensation vorsieht, lehnte das Studio mittlerweile ab.

Für Außenstehende mag es befremdlich wirken, dass sechsstellige Beträge für ein paar Stunden Arbeit gezahlt werden, und dass man sich um deren genaue Höhe so verbissen streitet. Doch – like it or not – so läuft eben Hollywood. Und es ist durchaus fraglich, ob ein angelsächsisches Publikum einen Austausch der Sprecher hinnehmen würde; eine Option, die aber derzeit im fernen Amerika nicht einmal auf dem Tisch zu liegen scheint.

Gleichzeitig ist es jedoch mittlerweile ein alter Hut, dass «Die Simpsons» qualitativ seit Jahren deutliche Ermüdungserscheinungen zeigen. Über zwanzig Jahre Prime-Time schlauchen wohl selbst Amerikas Lieblings-Underachiever Bart. Sollten die Verhandlungen in der derzeitigen Gehaltskrise wirklich scheitern, ist es wohl sicherlich die bessere Option, die Serie ein für allemal zu beenden, anstatt auf Gedeih und Verderb mit einem neuen Cast weiterzuproduzieren.

Mit 360 Grad schließt sich auch nächsten Freitag wieder der Kreis.

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