Serien-Update

«Entourage»

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Kritik an «Entourage» gab es schon immer – während Staffel sieben fiel diese noch einmal heftiger aus.

Das turbulente Auf und Ab eines aufsteigenden Hollywoodstars ist in der Regel nicht nur für die Klatschpresse ein gefundenes Fressen. Auch die ganz gewöhnlichen Normalos riskieren regelmäßig einen Blick in die glitzernde Welt von Hollywood bestehend aus Ruhm, Geld, Sex, Drogen und Rock'n'Roll, dass es sich schon fast lohnt, das eigene Leben komplett links liegen lassen, um den Durchbruch in Hollywoodland zu finden. Das ist möglicherweise einer der größeren Faktoren, warum «Entourage» sich als eine der langlebigsten Serien auf HBO entwickelt hat und den Zuschauern über Jahre Freude bereitet hat. Am Freitag endet auf dem FOX Channel die siebte Staffel, und am Sonntag beginnt auf HBO der Anfang vom Ende von «Entourage», wenn die achtteilige finale Staffel premiert. Zeit für einen Rückblick auf die Staffel, welche die Comedyserie in dramatische Bahnen brachte und aus diesen Gründen nicht mehr genauso überzeugen konnte, wie in den sechs Staffeln zuvor.

Es scheint kein Zufall zu sein, dass Doug Ellin mit der siebten Staffel die bisher härteste Kritik der Serie einstecken musste. Zu einfallslos schien die Staffel, zu unpassend schien die Story rund um Vince und seine Beziehung zu Drogen und Pornostars, zu schlecht war die darstellerische Leistung von Sasha Grey. «Entourage»-Fans glauben nicht nur, dass Sasha Grey die Serie faktisch im Alleingang runtergezogen hat, sondern geben die Schuld auch Ellin, der über die Monate hinweg nicht aufhören konnte zu erzählen, wie „großartig“ und „heiß“ seine Pornodarstellerin in seiner Serie war, und genau das der Grund war, warum er ihr eine so große Story in der zweiten Staffelhälfte gab. Zusätzlich zeigte die siebte Staffel, dass Ellin vollständig kritikresistent ist. Von seinen früheren Anschlussfehlern, für die Ellin dank «Entourage» einschlägig bekannt ist, hat er offenbar nichts gelernt und liefert vor der finalen Staffel genau das gleiche Problemwerk ab, welches «Entourage» auch schon in den vergangenen Jahren Kritik verschaffte – im vergangenen Jahr allerdings weitaus häufiger als gewohnt.

Die Gefolgschaft rund um Vince hat immer noch das Problem, dass sie selten in den ganz großen Geschichten mit involviert ist. Wie üblich ist Turtle das beste Beispiel für diesen Fehlstand: Kaum hat Vince seinen Führerschein bekommen, welchen er für die Enzo-Ferrari-Biografie benötigte, ist Turtle als Fahrer quasi arbeitslos geworden, und war genötigt sich andere Geldquellen zu suchen. Heraus kam ein recht unausgeglichener Mix zwischen sexuell frustrierender Love Story und Businessgeschäft, in welchem Turtle sich so gerne beweisen wollte, jedoch an Hindernisse geriet, welche die angesprochenen Anschlussfehler wiederholt sichtbar machten. Auch Vinces Halbbruder Drama ist ein Fall von Autorenvernachlässigung, ging auch sein Anteil an eigenständigen Geschichten mit ansteigender Episodenanzahl zurück, nachdem das kreative Team hinter der Serie Drama seit dem „Five Towns“-Debakel nur noch in die Jobsuche steckte..

Beide Charaktere hatten Schwierigkeiten, einen passenden Rhythmus in dieser Staffel zu finden. Turtles kleiner Chauffeur-Service war nur ein Vehikel, um ihn mit der heißen Mexikanerin Alex zusammenzubringen, damit diese ihn in die Welt des Tequilas führen kann. Währenddessen ist Drama nur damit beschäftigt, seinen bald auslaufenden Network-Deal mit CBS hinterher zu weinen, was für ihn Arbeitslosigkeit bedeuten würde, solange er nicht erkennt, dass seine Person und sein Gesicht nicht mehr für eine Dramaserie geschaffen sind. Es gab Momente, in denen beide Geschichten die Frontrunner der Episode waren, doch gerade in der zweiten Staffelhälfte konnte man meinen, dass Ellin und seine Autorenpartnerin Ally Musika zwischendurch die Ideen ausgegangen sind.

Solche Geschichten waren jedoch schon immer das Problem in «Entourage», konnten jedoch von der unterhaltenden Comedy und der Chemie der Darsteller jedes Mal übertüncht werden. Dieses Mal wurde aber alle Aufmerksamkeit auf Vince und seine Drogensituation gelegt, und heraus kam, dass die Autoren doch kein so glückliches Händchen für die Mischung zwischen Drama und Comedy hatten. Allerdings kann man das Problem nicht nur Sasha Grey zuschreiben, die immerhin in ihren ersten paar Auftritten entgegen den Worten der wütenden Fans einen soliden Auftritt hinlegte (immerhin war ihr Charakter das Mittel zum Zweck für Vinces Entwicklung gegen Ende der Staffel). «Entourage» wurde nicht für seine dramatischen Geschichten kreiert und hat es selten bis gar nicht geschafft, einen dramatischen Anteil in die Episoden einzubauen. Stattdessen war und ist die Serie eine Anlaufstelle für die erinnerungswürdigen Tiraden eines Ari Gold, der mit seinen sexistischen und demütigenden Kommentaren die Herzen der Kritiker im Sturm eroberte. Doch wie es sich für die ernstere siebte Staffel gehört, bekam auch Ari die Chance, ein wenig Emotionalität in seinem Beruf und Privatleben zu bringen. Bei ihm haben die Autoren allerdings eine Story gefunden, die sich in der finalen Staffel weitaus besser auszahlen kann, als die nun rechtlichen Probleme eines Vincent Chase.

Ari war es auch, der im letzten Jahr die bessere Geschichte bekommen hat, welche vielleicht die Staffel vor der endgültigen Vergessenheit gerettet hat. Ein Kritikpunkt der Zuschauer war immer, dass die Autoren selten etwas völlig Neues in die Serie brachten, und die Staffeln deshalb nach Schema F abliefen. Keine Überraschungen, keine Twists, keine Verkomplikationen. Aris Probleme mit Lizzie Grant konnten deshalb überzeugen, da es in der Welt von «Entourage» eine Frau gab, die Ari in Schach halten und bedrohen konnte und gleichzeitig nicht mit ihm verheiratet ist. Und die hassvolle Dynamik zwischen Ari und Lizzie wurden am Besten ausgespielt, als Aris Nemesis Amanda Daniels wieder auf seinem Radar erschien, und deren Kleinkrieg von Neuem ausgeführt wurde. Dieses Mal sogar mit gestiegenen Risiken und der Gefahr für Ari, seine Glaubwürdigkeit in der Agentur und mit seinen Klienten vollständig zu verlieren. Nach Aris unaufhaltsamen Aufstieg als Agent in Hollywood war es ein Genuss zu sehen, dass sein mühevoll aufgebautes Kartenhaus genauso schnell wieder zusammenfallen kann.

Nach all den qualitativen Problemen während der zweiten Staffelhälfte liegt es nun in der Hand von Doug Ellin und seinen Autoren, aus der nun geschaffen Situation samt Cliffhangern etwas zu machen. «Entourage» war nie dafür bekannt, seine Staffelfinalen großspurig aufzulösen und wird sicherlich einen billigen Ausweg für die achte Staffelpremiere finden, doch wird sich hier zeigen lassen, ob das Team hinter der Serie wenigstens für die Zielgerade etwas aus der Dramatik der Situation machen kann. Allerdings wird dem HBO-Programm nach dem Serienfinale etwas fehlen. Es gibt halt nicht alle Jahre einen Charakter wie Ari, der es immer wieder schafft Frauen zu demütigen, diese aber trotzdem als Freunde, oder in seinem Fall als Geschäftspartner, gewinnt. Die Planungen der Produzenten, dass es nach der Serie einen Kinofilm geben wird, sind zur Zeit jedoch nur Planungen. Bestätigungen gibt es zur Zeit keine, aber so wie man Doug Ellin kennt wird er von «Entourage» sicherlich nicht so schnell die Finger loslassen – zumal seine Serie zur Zeit der einzige Grund ist, warum er in Hollywood einen Job hat.

Mehr zum Thema... Entourage TV-Sender FOX Channel
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