Rob Vegas

Christoph Minhoff vs. Markus Lanz

von
Rob Vegas würde gern mit Christoph Minhoff auf eine einsame Insel!

Ich will gar kein Geheimnis daraus machen. Ein Abend auf Phoenix ist mir lieber als die Programmangebote von ARD, ZDF, oder den Privaten. Würde Phoenix ab 22 Uhr auch noch regelmäßig Spielfilme und Klassiker der Fernsehunterhaltung zeigen, so könnte ich wohl auf alle anderen Sender verzichten. Doch warum ist das eigentlich so?

Es liegt wohl besonders an der Sachlichkeit. Ich bin dieser Hektik bei den anderen Anstalten einfach überdrüssig geworden. Da hatte sich Markus Lanz diese Woche fünf Gäste eingeladen. Christine Kaufmann, den XXL-Ostfriesen, eine dürre Society-Lady, ein Ex-Germanys Next-Topmodel und natürlich noch einen Mediziner. Was soll bei so einer Sendung schon groß passieren? Innerhalb von 45 Minuten gehen alle einmal aufeinander los, sieben Lacher werden vom Publikum belohnt, der Mediziner gibt ein paar Alltagsweisheiten von sich und das Ex-Model schimpft auf Heidi Klum herum. Die Show ist nicht dazu da um ein Gespräch zu ermöglichen. Man lernt auch nichts dabei. Vielmehr lädt man sich fünf Gladiatoren ein und hofft auf einen famosen Kampf für das Publikum. Markus Lanz hatte sich übrigens an diesem Abend für mich ins endgültige Aus geschossen. Er versuchte nämlich permanent Frau Kaufmann gegen die dürre Society-Lady anzustacheln. Ist sie nicht wirklich zu dürr? Ist sie nicht magersüchtig? Selbst den Mediziner bat er um Hilfe, welcher am Ende endlich! leichte Tendenzen zu einer Magersucht bescheinigte. Ende gut, alles gut. Hat nur leider nicht ganz geklappt, denn die dürre Society-Dame konnte sich gut erklären und hat leider nicht ganz die Klischee-Antworten gegeben. Beim nächsten Mal wird sie wohl nicht eingeladen.



Bei Phoenix laufen die Talks anders ab. C-Promis werden gar nicht erst eingeladen. Vielmehr sind es Wissenschaftler, Vertreter von Vereinen und anerkannte Experten. Hier entstehen die Gesprächsrunden aufgrund des Themas. Und gerade dann ist es spannend wie sich darum gestritten wird. Nie zu laut und doch informativ, denn ein Moderator wie Christoph Minhoff hat sich vor der Sendung scheinbar wirklich mit dem Thema auseinandergesetzt. Da kommen neue Fragen vom Moderator auf und die Runde setzt sich mit ihm und seinen Fragen auseinander. Er fragt nach, nimmt die Sicht des Zuschauers ernst, bittet um Erklärungen und nicht selten entsteht auch durchaus ein guter Humor. Natürlich ist Phoenix nicht frei von Fehlern. Hier gibt es keine große Lightshow und das Intro von „Unter den Linden“ ist sicherlich schon an Fetzigkeit im Sender nicht zu übertreffen, aber dennoch nimmt man als Zuschauer am Ende mehr mit als bei schlichten Talkformaten. Da unterhält sich Ranga Yogeshwar mit Experten über Ernährung und endlich werden einmal Antworten gesucht. Bei Lanz hätte wohl schon jetzt ein Gast sein Pilates-Video und das neue Buch zur eigenen Diät vorgestellt. Phoenix ist zugegeben ein Informationskanal von ARD und ZDF. Dennoch muss sich doch ein jeder Moderator seiner eigenen Sendung fragen wie viel er mit seiner Sendezeit in den Köpfen der Zuschauer bewegt hat. Habe ich Fragen beantwortet? Haben ich und meine Gäste für eine spannende Diskussion gesorgt? Haben wir neue Perspektiven und Probleme aufgezeigt?

Oder habe ich nur eine Freakshow abgeliefert? Sollte ich Lady-Bitch-Ray wieder einmal einladen? „Ficken“ wurde schon lange nicht mehr gesagt. Welche Gäste gehen schon nach fünf Minuten aufeinander los und ich kann mit einem Machtwort als tolle Moderatorin wirken?

Talkshows sind heute leider ein Baukasten geworden. Nehmen Sie einfach ihren eigenen Namen, machen ein Intro mit durchsichtigem Balken dazu, lassen sie das Publikum schon beim Start der Sendung applaudieren wie bei Wetten Das..? und laden Sie sich bitte einen Politiker, einen C-Promi, einen Volksschauspieler mit gemeinnützigem Engagement und einen zum Thema passenden Experten ein. Je nach Wunsch gerne noch einen Mediziner der gut aussieht. Fertig sind 45 Minuten als solide, anerkannte Fernsehunterhaltung. Ein Machtwort von Ihnen alle fünf Minuten sollte dann auch für eine Nachbetrachtung auf stern.de sorgen. Bei politischen Gästen wäre sogar Spiegel Online drin.

Da lobe ich mir mein Exil auf Phoenix mit Christoph Minhoff. Mit dem kann man es im Gegensatz zu Markus Lanz und Co. Lange auf einer einsamen Insel aushalten.

Ihr

Rob Vegas

Kurz-URL: qmde.de/50704
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelVor dem Serienfinale: «Friday Night Lights» weiter schlechtnächster ArtikelPopcorn und Rollenwechsel: Wie man einen miesen Film überlebt

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung