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«The Amazing Spider Man»

von
Die 70er Jahre-Serie wurde nach 13 Folgen wegen der hohen Produktionskosten eingestellt – sie hatte nicht nur Freunde.

Comicverfilmungen sollten heutzutage eine leichte Angelegenheit sein. «X-Men» startete den Trend in der modernen Filmwelt, «Spider-Man» legte die Latte höher, und «Elektra» zeigte, dass es auch mal daneben gehen kann. Im Fernsehen erleben die Comicverfilmungen zur Zeit eine Renaissance, nachdem vor allem die kleineren Kabelsender Interesse an unbekannten Comicstoffen bekundet haben, die außerhalb des Superheldengenres angesiedelt sind. Der Trend von Comicserien im Fernsehen startete in den 1950er Jahren als ABC «Adventures of Superman» ausstrahlte und setzte sich bis in die 80er Jahre fort. Einen großen Anteil an der langen Lebenserhaltung von TV-Comicserien hatte unter anderem CBS, welches mit «Wonder Woman» 1976 erste Erfolge feierte, und diese mit «The Amazing Spider-Man» schon ein Jahr später fortsetzen wollte. Nicholas Hammond spielte darin den Physikstudent und Fotojournalist Peter Parker, der im Labor von einer radioaktiv-manipulierten Spinne gebissen wurde und fortan als Spider-Man den New Yorker Verbrechern auf die Füße trat.

1977 gab CBS einen Pilotfilm in Auftrag, um den Stoff fürs Fernsehen zu testen. Um das Budget in Grenzen zu halten, wurden so gut wie alle Elemente der Comics fallen gelassen und Peter Parker trat stattdessen gegen normale Verbrecherkönige an – meistens Terroristen mit einer tickenden Bombe, oder Gefängnisinsassen, die einen perfiden Ausbruchplan in die Tat umsetzten. Die Autoren haben dabei nicht nur auf Bösewichte wie Green Goblin oder Doc Ock verzichtet, sondern haben auch beschlossen, beliebte Charaktere wie Tante May oder Mary Jane nicht in die Serie einzubringen. Das brachte nicht nur den Zorn damaliger Fans mit sich, sondern auch strenge Worte von Spider-Mans Erfinder höchstpersönlich: Stan Lee, der als Berater für die Autoren fungierte, konnte die Serie nicht nur nicht leiden, sondern zeigte auch seine Unzufriedenheit, indem er «The Amazing Spider-Man» als „zu kindisch“ beschrieb. Die Quoten waren für CBS jedoch Grund genug, nach der kurzen ersten Staffel, welche nur fünf Episoden hatte, eine zweite zu bestellen.

Am Ende erreichte «The Amazing Spider-Man» jedoch nur eine Laufzeit von 13 Episoden, und wurde auf Grund der hohen Kosten von CBS letztendlich nicht verlängert. Die letzte Doppelfolge «The Chinese Web» wurde im Juli 1979 ausgestrahlt und Fans mussten 23 Jahre warten, um ihren Helden in Fleisch und Blut wieder zu erleben. TV-Journalisten stellten sich zudem die Frage, ob die Verlängerung von CBS' «The Incredible Hulk», welches im gleichen Zeitraum seine zweite Staffel beendete, ein weiterer Grund für die Absetzung von «The Amazing Spider-Man» war. Immerhin hatte CBS in den 70ern nicht vorgehabt, bei den Zuschauern als „The Superhero Network“ dazustehen. In Deutschland wurde niemals die komplette Serie ausgestrahlt, stattdessen wurden alle drei Zweiteiler (der Pilotfilm, die Doppelfolge „The Deadly Dust“ sowie „Chinese Web“) als Kinofilme veröffentlicht und waren vor allem in England und im asiatischen Raum ein Erfolg. Japan nutzte den Erfolg des ersten Films sogar dafür, eine eigene Version von Spider-Man ins Fernsehen zu bringen. Diese wich jedoch völlig von den Marvel-Comics ab und paarte seinen Superhelden mit einem Roboter. Die Serie überlebte für 41 Folgen, wurde jedoch noch drei Monate vor dem amerikanischen Spider-Man abgesetzt.

Die Serie selbst gilt nach Sam Raimis «Spider-Man»-Trilogie als billiger Spaß, welche zwar einen gewissen Charme besitzt, ansonsten allerdings nichts mit dem Marvel-Universum des Wandkrabblers gemein hat. Die Stuntarbeiten während der Produktion galten in den 70ern als revolutionär und einzigartig, was nicht umsonst einiges an Geld verschlungen hatte (Fred Waugh, Hammonds Stuntman, performte all seine Stunts und Kämpfe ohne Hilfe von Spezialeffekten). Doch wenn man sich die Serie heutzutage anschaut, kommt man nicht darüber hinweg, die Leichtherzigkeit der Geschichten als albern zu betrachten – besonders wenn eine Hand voll der Sequenzen mit Spider-Man in Action als Archivaufnahmen in späteren Episoden wiederverwendet wurden.

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