Sonntagsfragen

Philipp Steffens: ‚Ein positiver Impuls für die deutsche Fiktion‘

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Mit der deutschen Krimi-Serie «Der letzte Bulle» feiert Philipp Steffens, einer der jüngsten TV-Produzenten Deutschlands, einen großen Erfolg. Zum Finale der zweiten Staffel des Sat.1-Formats spricht er über die Entwicklung und Zukunft der deutschen Fiktion-Serie.

Die erste Staffel von «Der letzte Bulle» ist bereits lange vor der Ausstrahlung hergestellt worden. Wie schwer war es das gesamte Team wieder zusammenzubekommen? Ist der Cast ferner ein Glücksgriff?
Wir haben einen tollen Cast, der super harmoniert. Henning Baum als Gallionsfigur, Helmfried von Lüttichau als eher ungewöhnlicher Charakter für einen Polizeichef. Auch Proschat Madani als emotional spielende Frau oder Maximilian Grill, der gerade in der zweiten Staffel sein Humorpotenzial entfalten konnte, weil wir seinen Andreas Kringge zu einem eigenständigen Charakter weiterentwickelt haben. Am Team selbst hat sich im Vergleich zur ersten Staffel nichts verändert. Alle waren sofort Feuer und Flamme, als es hieß: «Der letzte Bulle» geht in eine zweite Staffel. Das spricht auch für die Konstanz in unserem Format.

Der Teamgeist ist somit ein weiterer Erfolgsfaktor von «Der letzte Bulle»?
Ja. Das Gemeinschaftsgefühl ist unsere große Stärke. Von der Redaktion über die Produktion bis hin zum Marketing haben alle an einem Strang gezogen, um das Produkt besser zu machen. Das hat auf jeder Ebene funktioniert. Angefangen von den Einspielfilmen, die wir bei Facebook veröffentlichten bis hin zum Set haben alle miteinander gearbeitet. Wir haben von Beginn an gesagt: Das sind unsere Möglichkeiten – was können wir tun? Gemeinsam haben wir den Erfolg erzielt. Die Übergänge zwischen Redaktion und Produktion waren fließend, das habe ich persönlich – und vermutlich auch der Sender – in dieser Form noch nicht erlebt.

Gab es auch Rückmeldungen von Sat.1 zur Staffel?
Der Sender ist sehr zufrieden. Die Einschaltquoten waren stabil und gingen nach oben. Es beginnen sich mehr und mehr Menschen für «Der letzte Bulle» zu interessieren. Das ist ein positiver Impuls für die deutsche Fiktion. Die Sender sehen, dass man auch moderne deutsche Serien etablieren kann.

Was bedeutet denn der Erfolg von «Der letzte Bulle» - und auch «Danni Lowinski» - letztlich auch für die deutsche Serie?
Sat.1 ist ein großes Risiko eingegangen, als man uns den Produktionsauftrag für «Der letzte Bulle» gegeben hat. Es hätte nicht wenige Sender gegeben, die gesagt hätten: Tolle Idee, aber zu hoch gegriffen. Mittlerweile ist es wie selbstverständlich, dass «Der letzte Bulle» eine erfolgreiche deutsche Serie ist. Doch man vergisst, dass damals ein Risiko eingegangen wurde. Man darf jetzt bei dem Aufschwung der deutschen Fiktion-Serie nicht den Fehler machen und allein auf die nun bewährten Serien-Muster setzen, sondern muss das nächste Risiko eingehen. Das ist gerade jetzt eine Chance für alle deutschen Produzenten, weil - nach den Screenings in den USA zu urteilen - im nächsten Jahr nicht sehr viel dabei ist, was aus Amerika nach Deutschland kommen könnte und für die großen Sender interessant sein könnte. Die Senderverantwortlichen müssen jetzt bereit sein, auch mit der deutschen Fiktion über Jahre erfolgreiche Serien zu etablieren. Weil sie im eigenen Land keinen Erfolg haben, sehen sich die Amerikaner mittlerweile auch im Ausland um. Auch wenn «Danni Lowinski» beispielsweise keinen Ableger in den USA bekommt, zeigt die Tatsache, dass die Serie dort getestet wurde, dass deutsche Serien auch international anerkannt sind.

Der Erfolg von «Der letzte Bulle» in Deutschland hält an: Bis zu 19,2 Prozent Marktanteil der 14- bis 49-Jährigen waren in der zweiten Staffel drin. Wie sehr hat man sich darüber gefreut und wie lässt sich dieser Zuschauererfolg erklären?
Die Zahlen beweisen, dass «Der letzte Bulle» beim deutschen Publikum angekommen ist. Das ist eine Art Belohnung für das Team, das hart gearbeitet hat. Wir sind auch im Bereich Social Media sehr aktiv, wenn man allein die 65.000 Facebook-Fans zusammenzählt. Und langfristig lässt sich sagen, dass sich Qualität eben durchsetzt. Viele Menschen entdecken auch den Sendeplatz, montags um 20.15 Uhr, der mit «Wolffs Revier» auch früher schon für Krimi-Serien stand, wieder für sich. Mittlerweile haben wir eine feste Fangemeinde, auf die wir stolz sein können.

Dabei hat man es gegen Günther Jauchs «Wer wird Millionär?» montags gar nicht mal so leicht. Immerhin gab es zuletzt ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Jauch und «Bulle». Wann wollen Sie die Quiz-Show überholt haben?
Zumindest bei den Marktanteilen in der werberelevanten Zielgruppe haben wir «Wer wird Millionär?» schon ein, zwei Mal geknackt, konnten hier Jauch leicht übertrumpfen. Aber das ist ein ungleiches Duell zwischen Fiktion und Show. Es kommt eben drauf an, welche Verabredung der Zuschauer für sich selbst trifft. Will er eine Rate-Show sehen oder einen Krimifall. Meist kommt es auch darauf an, welche Kandidaten bei Jauch sitzen. Kommt dort jemand zum Beispiel bis zur Millionenfrage, dann schlägt uns die Jauch-Sendung auf jeden Fall. Ich sehe hier aber keine Rivalität. Es ist eben ein anderes Angebot für den Zuschauer, der entweder raten will oder sich von uns bespaßen lässt.

Beschäftigen Sie sich auch schon mit der kommenden dritten Staffel?
Ja klar. Wir sind schon mittendrin in der Entwicklung. Wir drehen aber noch nicht. Ich kann aber auf jeden Fall unterhaltsame neue Fälle von dem «letzten Bullen» versprechen.

Darauf freuen wir uns. Vielen Dank für das Gespräch.

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