Glenns Gedanken

True Blööd

von
Unser Kolumnist ist enttäuscht von der HBO-Vampirserie «True Blood».

Leider muss ich heute wieder mal eine unpopuläre Meinung vertreten. Von «True Blood» las und hörte ich im Vorfeld so viel Gutes, dass meine Erwartungen an den neuen Erfolg des amerikanischen Pay-TV-Senders HBO entsprechend hoch waren. In den Kritiken heißt es, dass diese Serie der erwachsene Gegenentwurf zur «Twilight»-Saga und «The Vampire Diaries» sei, mit denen ich aufgrund der viel zu aufdringlichen Romantikszenen und unrealistischen Darstellung von Vampiren nichts anfangen kann.

Voller Vorfreude habe ich mir also endlich mal die Zeit genommen, um mich auf meine potentielle neue Lieblingsserie einzulassen. Ich erwartete einen gelungenen Mix aus Mystery, Horror und Grusel, und vor allem eine mitreißende Story. Doch was ich zu sehen bekam, enttäuschte mich in jeder Hinsicht. Dabei bietet der Plot eigentlich eine gute Vorlage für eine ansprechende Umsetzung. Hauptdarstellerin Anna Paquin spielt Sookie Stackhouse, eine Kellnerin in der Kleinstadt Bon Temps im US-Bundesstaat Louisiana, die die mentale Fähigkeit besitzt, die Gedanken ihrer Mitmenschen zu hören. Die Bewohner von Bon Temps wissen um die Existenz von Vampiren und manche von ihnen haben dies auch akzeptiert, da sich die Untoten inzwischen von synthetischem Blut, dem sogenannten "Tru Blood", ernähren und deshalb keine Bedrohung für die Menschen mehr darstellen. Dennoch gibt es sowohl auf Seiten der Vampire als auch bei den Menschen nach wie vor Vorbehalte und Ängste. Irgendwann trifft Sookie zum ersten Mal auf den Vampir Bill Compton und fühlt sich wohl in seiner Nähe, vor allem weil sie seine Gedanken nicht lesen kann, was für das Mädchen eine Wohltat ist. Allmählich beginnt sie, sich in den Vampir zu verlieben.

So weit, so gut. Die Handlung klingt ganz nett, die Umsetzung ist allerdings katastrophal. Das Hauptproblem der Serie ist der Sex. Ich bin nicht zart beseitet und freue mich üblicherweise über mutige Darstellungen, aber bei «True Blood» wirken diese Szenen völlig übertrieben und sinnlos. Irgendwie hat man es geschafft, durch den Faktor Sex die Serie kaputt zu machen. Ich bekam den Eindruck, dass die eigentliche Handlung (soweit vorhanden) letztlich nur um die Sexszenen herum gebaut wurde. Sex unter Vampiren, Sex ohne Vampire, Sex zwischen Menschen und Vampirenm, Sex unter schwulen Vampiren, etc. Sookies Bruder Jason wird als total notgeil dargestellt, der mit praktisch allem poppt, was zwei Beine hat. Es hat mich auf die Dauer schlicht nur genervt. Manchmal wäre mehr Subtilität anstelle der plakativen Popperei einfach besser gewesen. Was noch hinzukommt, ist die Sprache der Serie, die mich mit der Zeit ebenfalls extrem abgeturnt hat. Hin und wieder überlegte ich, ob ich wirklich eine HBO-Serie guckte, oder eine der trashigen MTV-Realityshows, denn ich hörte ständig nur einen primitiven Ghettoslang mit Kraftausdrücken wie "Schlampe", "F*tze", "f*ck dich", etc. Liegt es vielleicht daran, dass solche Begriffe bei den normalen amerikanischen Networks in TV-Sendungen verboten sind, und die Amis diese Neigung deshalb so inflationär in Pay-TV-Serien ausleben? Wie auch immer, dieser übertriebene Hang zu Sex in Wort und Bild hat dazu geführt, dass mir am Ende alle Charaktere unsympathisch und egal waren. Damit war für mich der Punkt erreicht, die Serie abzuhaken. Ich habe mir die ersten vier Episoden angeschaut und danach abgebrochen, weil es kein Anzeichen dafür gab, dass sich die Serie noch verbessert. Vielleicht gebe ich ihr nochmal eine Chance, sobald die Ausstrahlung bei RTL II beginnt, doch meine anfängliche Euphorie ist verflogen. Das Beste an dem Format ist noch der Soundtrack, doch die Serie kann leider nicht halten, was die Musik verspricht. Insgesamt ist «True Blood» ein Griff ins Klo und ich kann den Hype um die Serie absolut nicht nachvollziehen.

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