US-Fernsehen

Pilot Watch I: «Hellcats» und «Nikita»

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In den nächsten Wochen wird Quotenmeter.de jeden Pilotfilm der Networks sichten. Übersichtliche Kritiken und Inhaltszusammenfassungen finden Sie zukünftig hier. Dieses Mal werden die neuen The CW-Serien unter die Lupe genommen. Aus den USA berichtet Marco Croner.

Die Saison ist eröffnet. Rund zwei Wochen bevor die übrigen amerikanischen Broadcaster ihrerseits mit neuen Formaten an den Start gehen, programmierte The CW, das schwächste Glied der Network-Kette, bereits seine diesjährigen Hoffnungsträger: «Hellcats» (Foto) und «Nikita». Nicht verwunderlich, ist es in gewisser Weise doch ein Herbst letzter Chancen für den kleinen Sender. Zwar konnte man im vergangenen Jahr dank «The Vampire Diaries» ein Teil des aktuellen Vampir-Hypes werden, allerdings geht es 2010 mit der beliebten Superheldenserie «Smallville» zu Ende – und auch die Zukunft von «Supernatural» ist keine gewisse. Kurz: Dawn Ostroff braucht einen neuen Hit. Dementsprechend viel Hoffnung setzt man also in seine neuen Eigenproduktionen, die mit gehöriger Frauenpower das weibliche und mit typischen CW-Beautys das männliche Publikum begeistern sollen.

Damit die neuen Serien aber nicht mit den Wellen anderer untergehen, verlegte man den Saisonstart nach vorn und ließ so in der letzten Woche auch «The Vampire Diaries» zurückkehren, um der Neuauflage von «Nikita» ein erfolgreiches Lead-In zu verpassen. Der Plan ging auf: 3,57 Millionen Zuschauer sahen die Premiere. Auch die erste Episode der «Hellcats » überzeugte und lockte immerhin 3,02 Millionen Menschen an. Können diese Werte in Konkurrenz mit den kommenden Serien von CBS & Co. gehalten werden, dürften Verlängerungen nur noch Formsache sein. The CW hat für die eigenen Verhältnisse immerhin nicht wenig in diese beiden Serien investiert und kann sich eine wählerische Haltung kaum leisten. Doch wie steht es um die inhaltliche Qualität der Formate? Quotenmeter wird in den nächsten Wochen jeden Network-Pilotfilm sichten und Ihnen in kurzer Form einen Überblick verschaffen. Dieses Mal: «Hellcats» und «Nikita».

«Hellcats»


Inhalt: Marti Perkins (Alyson Michalka) blickt mit Zuversicht ihrem Jura-Studium am Lanncer College entgegen. Nur, um einen Tag vor Start des Semesters festellen zu müssen, dass ihre Mutter (Gail O'Grady) einen Brief verschwiegen hat, der ihr Stipendium und damit den Traum vom besseren Leben begräbt. Verzweifelt beginnt Marti nach einer Lösung zu suchen. Fündig wird sie im Cheerleader-Stipendium, das sie mithilfe eigenwiller Tanztechnik auch bekommt. Kurz darauf ist also die übermotivierte Savannah (Ashley Tisdale) ihre Zimmergenossin und die verletzte Alice (Heather Hemmens), deren Platz sie im Team übernimmt, ihre Rivalin. Dazu kommen der charismatische Mannschaftskollege Lewis (Robbie Jones) und Dan (Matt Barr), Martis bester Freund, der – wie könnte es anders sein – etwas für sie übrig hat.

Kritik: Die erste Episode «Hellcats» unterscheidet sich in Sachen Stilmitteln nicht großartig von den anderen CW-Piloten der letzten Zeit: Musik-Überbeschall, schnelle Schnitte und klischeehafte Charaktere. Wer sich ganz allgemein oder eben ab und an für ein Guilty Pleasure auf dieses Niveau fallen lässt, kann aber durchaus seinen Spaß mit der Serie haben. Denn die Tatsache, dass man keine Zeit verliert und die Handlung zügig vorantreibt ohne an Glaubwürdigkeit zu verlieren, kann über weniger unterhaltsame Szenen hinweg trösten. Die hat man dann meist der Abwesenheit von Hauptdarstellerin Aly Michalka zu verdanken, die als Marti zwar wankelmütig daherkommt und künftig noch etwas mehr Tiefe verträgt, eine Serie wie diese aber ohne Probleme tragen kann.

Eine kleine Überraschung liefert Ashley Tisdale, bekannt als niederträchtige Gegenspielerin aus der «High School Musical»-Reihe. Statt dasselbe Rollenmuster erneut aufgedrückt zu bekommen, mimt sie die naive, übermotivierte Savannah, die nach einem schlechten Start Freundschaft mit Marti schließt und nebenbei die besten Dialogzeilen an den Mann bringen darf. Ohnehin hat der Pilot neben den herausragenden Choreographien so einige witzige Wortgefechte zu bieten. Ohne eine klassische Rivalin kommt «Hellcats» aber natürlich nicht aus. Diese finden wir in Alice, die auf Grund einer Armverletzung für sechs Monate ausfällt und schon gegen Ende der ersten Folge einen Weg findet, Martis Stellung im Team in Verruf zu bringen. Das hölzerne Spiel von Darstellerin Heather Hemmens trifft hierbei auf abgenutzte Figurenkonstellation. Insofern man den sarkastischen Ton beibehalten kann, Savannah mehr ins Rampenlicht rückt und der Hauptfigur Marti einen deutlicheren Standpunkt in diesen aufeinander kollidierenden Welten gibt, sollte «Hellcats» aber auch künftig seine Zeit wert sein. Mit Blick über die Schulter versteht sich.


«Nikita»
Inhalt:
Hat man unrühmliche Vergangenheit, kriminelle Gegenwart und keinerlei Zukunft, im Gegenzug aber einen starken Lebenswillen ist man bei der Division, einer inzwischen abtrünnigen Regierungseinheit genau richtig. Während Spezialisten sich darum kümmern, dass der entsprechende Lebenslauf verschwindet, wird man zum perfekten Auftragskiller ausgebildet. So erging es einst Nikita und so ergeht es nun der jungen Alex, die sich allerdings gegen das neue Umfeld zu wehren beginnt. Erstere beschließt indes ihre dreijährige Flucht gegen die Wand zu fahren und es offiziell zu machen: Sie will ihren ehemaligen Arbeitgeber ein für allemal zerstören. Dieser ist nämlich für den Tod ihres Verlobten verantwortlich, der als Zivilist den strikten Regeln der Division zum Opfer fiel. So muss Nikita einerseits das Vergangene aufarbeiten und andererseits in einem Netz aus Lügen und gefährlichen Gegnern den Überblick bewahren.

Kritik: Auf der Suche nach dem geringsten Widerstand ist The CW in seiner noch jungen Geschichte also doch erstmals vom Weg abgekommen: «Nikita» basiert auf dem gleichnamigen Fim von Luc Besson (1990), dessen Remake (1993) sowie der TV-Serie «La Femme Nikita» (1997-2001) und erzählt eine Geschichte, die sich doch stark von den hauseigenen Twen-Soap-Abziehbildern unterscheidet. Actionreiche Unterhaltung hat man sich auf die Fahnen geschrieben und so betrachtet, geht der Plan im Piloten wohl auch auf. Die Kampfsequenzen sind solide, Hauptdarstellerin Maggie Q sichtlich begeistert über die Möglichkeit kräftig auszuteilen – doch das reicht nicht aus. Wie man an vier Staffeln «La Femme Nikita» sehen kann, steckt hinter der Story um die revoltierende Agentin mehr als nur eine blutige Fehde. Selbstjustiz, Rache, Isolation, Genie und Wahnsinn. Elemente, von denen die Neuauflage nichts erahnen lässt.

Das liegt - neben den wiederum recht klischeehaften Figuren - an zwei Dingen: Zum einen lässt man sich selbst keinen erzählerischen Raum, indem man Nikitas unruhige, ja fast tobende Vergangenheit innerhalb weniger Minuten mithilfe von Flashbacks, Dialogfetzen und billigem Voice-Over herunterbetet. Zum anderen arbeitet man mit Vorsatz nur auf die letzte Minute des Pilotfilms hin, der einen zugegeben interessanten und überraschenden Twist mit sich bringt. Damit will man und muss man sich letztlich von den anderen Adaptionen abheben. Was auch durchaus funktionieren kann, das Potential ist nach der angesprochenen Wendung zweifellos vorhanden. Nur leidet eben das Konstrukt der ersten Episode unter dieser Weitsicht. Die Division bleibt völlig farblos, die Kommando-Kette wirkt wie ein und diesselbe Person, Nikita selbst wird auch nicht gerade sympathsch; einzig Lyndsys Fonsecas Charakter Alex und Melinda Clarke (kaum Screentime im Piloten) können überzeugen. Mit «Alias» scheint man das letztlich schon einmal ausgereifter gesehen zu haben. In den nächsten Episoden muss vor allem Nikitas Handlungsweise für den Zuschauer weit mehr zugänglicher und insgesamt nachvollziehbarer gemacht werden. Dann kann die Serie für The CW auch zum erhofften Action-Aushängeschild werden.

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