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Felix Sturm steigt wieder in den Boxring

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Am Samstagabend wird der deutsche Mittelgewichtsboxer nach über einem Jahr erstmals wieder einen Boxkampf bestreiten. Dies ist nicht nur aus sportlicher Sicht spannend, denn auch Sat.1 möchte sich endgültig wieder als Boxsportsender etablieren.

Beinahe 14 Monate ist es nun her, dass der deutsche Profikämpfer Felix Sturm zum letzten Mal seinen Weltmeistertitel im Mittelwicht verteidigen konnte. Am 11. Juli des vergangenen Jahres trat der Sohn bosnischer Eltern zuletzt erfolgreich gegen den armenischen Kämpfer Khoren Gevor an, die Punktrichter votierten nach zwölf langen Runden einstimmig für den 31-Jährigen. Insgesamt musste Sturm bislang nur viermal seit seinem Titelgewinn im April 2007 unter Beweis stellen, dass er in der World Boxing Association (WBA) zurecht den Siegergürtel trägt, zu einer derart langen Pause wie in diesem Jahr kam es bislang aber noch nie.

Es darf jedoch angezweifelt werden, ob für den gebürtigen Leverkusener diese kampffreie Zeit wirklich eine pure Erholung war. Geprägt waren die letzten Monate nämlich oftmals eher von unschönen Schlagzeilen, denn Sturm musste sich aus dem Vertrag mit seinem Boxstall Universum herausklagen, dem er seit 2001 sehr gute Dienste erwies. Nachdem sein ehemaliger Promoter Klaus-Peter Kohl sich nur gegen eine Zahlung von rund drei Millionen dazu bereiterklären wollte, den Vertrag mit seinem Schützling aufzulösen, ging Sturm vor Gericht, wo man sich nach langem Tauziehen vor wenigen Monaten einigen konnte.

Dabei ist Kohl kein unbeschriebenes Blatt in dieser Hinsicht, denn zuvor mussten sich bereits die Klitschkobrüder aus ihrem Vertrag mit dem 66-Jährigen herausklagen. Wie die beiden Ikonen des Boxsports möchte sich auch Sturm nun selbst vermarkten und tritt zudem als eigener Veranstalter auf. Umso wichtiger für die eigene Vermarktung wird es deshalb für ihn sein, wie am Samstag die Quoten seines Titelkampfes gegen den Siebten der Weltrangliste, den 29-jährigen Giovanni Lorenzo aus der Dominikanischen Republik, ausfallen.

Übertragen wird das Sportevent einmal mehr Sat.1, denn der Privatsender möchte seine Sportmarke «ran» bekanntermaßen über den Fußball hinaus erfolgreich etablieren und könnte im Zuge dessen ebenfalls einen echten Erfolg im zuschauerträchtigsten Kampfsport Deutschlands sehr gut gebrauchen. Zuletzt wurde der Privatsender Ende März im Boxsport aktiv, wo Steffen Kretschmann einen eher peinlichen Comebackversuch startete. Den Kampf gegen Denis Bakhtov sahen sich nach 23 Uhr damals immerhin 2,75 Millionen Bundesbürger an, was beim Gesamtpublikum ziemlich gute 18,4 Prozent Marktanteil zur Folge hatte. Nicht ganz so erfolgreich schnitt man jedoch bei den für Privatsendern besonders wichtigen 14- bis 49-Jährigen ab, wo 14 Prozent festgestellt wurden.

Mit derartigen Einschaltquoten werden an diesem Wochenende wohl weder der deulich prominentere Boxer noch die Sendeanstalt wirklich zufrieden sein, geht es doch nach dem Ausstieg des Zweiten Deutschen Fernsehens auch für den Boxsport darum, die Liveübertragungen für deutsche Fernsehstationen wieder attraktiver zu machen. Die Kämpfe von Felix Sturm wurden unter anderem auch für RTL und Sky gehandelt, letztlich soll aber nach den angeblich horrenden Forderungen aber nur Sat.1 als ernsthafte Alternative übrig geblieben sein.

Dabei waren die Werte des letzten Mittelgewichtstitelkampfes durchaus stark. Damals noch beim ZDF beheimatet konnte man ab 23 Uhr immerhin 25,8 Prozent aller Fernsehenden für sich gewinnen, was am 11. Juli 2009 sehr starke 5,12 Millionen Zuschauer waren. Damit konnte der Mainzer Sender seinen Senderschnitt ebenso mehr als verdoppeln wie bei der jungen Zuschauerschaft, wo 1,10 Millionen Menschen zusahen und die öffentlich-rechtliche Fernsehstation zu 13,1 Prozent führten. Dennoch zog sich der Sender kurze Zeit später aus dem Boxgeschäft zurück.

Sollte man das am Samstag ausgestrahlte «ran Spezial» als ernsthaften Gradmesser für den Kampf am Samstag zu Rate ziehen wollen, sähe es für Felix Sturm nicht gut aus. Mit nur 0,54 Millionen Interessierten war die Sondersendung zum Comeback ein Totalausfall und fiel in beiden Altersgruppen mit 4,9 Prozent bzw. 5,0 Prozent völlig durch. Sogar Steffen Kretschmann konnte hier einen größeren Erfolg feiern, denn mit 0,72 Millionen konnte man vier Tage vor dem eigentlichen Kampf immerhin 7,9 Prozent der werberelevanten Zuschauer einheimsen. Es darf jedoch bezweifelt werden, ob diese Zahlen wirklich eine große Aussagekraft besitzen, denn es ist fest davon auszugehen, dass der Sender aufgrund der durchaus vorhandenen Medienpräsenz zumindest Werte deutlich oberhalb des eigenen Senderschnitts einfahren wird.

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