Kirschs Blüten

«Kirschs Blüten»: Eingenetzt

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Die Fußball-WM ist vorbei, das "Orakrakel" hatte wieder Recht & Günther Netzer hört im Ersten auf.

Aus und vorbei: Die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika ist vorbei und bringt nicht nur einen Sieger hervor. Natürlich: Die spanische Nationalmannschaft hat sich fußballerisch durchgesetzt und hält erstmals den Weltmeistertitel in Händen. Gratulation! Sie haben zwar nicht immer schön gespielt, ja manchmal sogar so lässig, dass man ihnen ein Aus nach der Vorrunde als Rache für die leichtfertige Chancenverwertung gewünscht hätte. Doch war ihr Fußball schlicht effektiv. Selbst das Finalspiel gegen die Holländer war kein schönes Spiel, zwölf gelbe Karten sprechen ja auch für sich. Doch waren auch hier die Spanier in der entscheidenden Szene die cleverere Mannschaft, wo es schon nach einem dramatischen Elfmeterschießen roch. Dass jeder bekommt, was er verdient, sagte auch ARD-Experte Günther Netzer schon vor dem Spiel. Die Spanier haben eingenetzt und sind sicherlich auch die verdienten Sieger. Aber auch auf die Leistung unserer deutschen Nationalelf kann man stolz sein. Zwar sprang nur der dritte Platz heraus, aber immerhin erfrischte dieses Spiel. Sie haben geführt, sie haben zurück gelegen, sie sind wieder in Front gekommen. Drei Treffer – nun gut auch zwei auf der Gegenseite – das klingt doch nach tollem Offensiv-Fußball, wenngleich das letzte Spiel in Südafrika für Jogi Löws Jungs nicht ganz so rühmlich verlief wie die triumphalen Siege mit vier Toren gegen England, Australien oder Argentinien.

Orakel-Oktopus Paul, die Hellseher-Krake aus Oberhausen, hat das alles ja ohnehin schon am Freitag vorausgesagt. Respekt! Bei einer Trefferquote von 100 Prozent ist das schier beachtlich, aber auch ein stückweit beängstigend. Ein Krake im Rentneralter (die Lebewesen haben eine maximale Lebensdauer von drei Jahren, Paul ist bereits zwei Jahre alt) konnte den Ausgang aller Deutschlandspiele sowie das Finale der WM voraussagen, ohne mit der Wimper zu zucken. Auf den Teller kommt sie trotz dem Wunsch vieler Deutschland-Fans nicht, vielmehr wird sie in Spanien schon wie eine Heilige gehuldigt. Ja, nicht einmal Uri Geller hat solche mentalen Fähigkeiten, um den WM-Sieger voraussagen zu können. Vielleicht sollte Pulpo Paul in seinen letzten Atemzügen noch kurzerhand eine TV-Show bekommen. Dann klappt das vielleicht auch mal mit dem Kontakt zu den Aliens, was bei Uri Gellers Versuch vor zwei Jahre ja desaströs missglückte. Denn die Eingebungen der Krake mögen vielleicht auch die Außerirdischen beeindrucken. Nun denn, zurück auf irdischen Boden. Insgeheim war Spanien übrigens auch mein Favorit auf den WM-Titel. Zumindest habe ich sie immer dann genannt, wenn die die Frage aufkam, wer denn meiner Meinung nach Weltmeister wird. Bin ich jetzt etwas auch ein Hellseher? Wann bricht dann das große mediale Interesse los? Soll ich nun Lottozahlen voraussagen? Wohl eher nicht, denn beim Quotenmeter.de-Tippspiel lag ich ja komplett daneben. Jeder bekommt eben, das was er verdient. Und das "Orkrakel" somit keine Konkurrenz. Immerhin stimmten selbst die Prognosen des Fachmanns Günther Netzer auch nicht immer. Man kann eben nicht immer einnetzen.

Die Zeichen stehen aber auf Veränderung: Die kommenden Vorbereitungsspiele der Nationalelf und auch die Europameisterschaft 2012 wird Krake Paul aus Oberhausen nicht mehr erleben. Günther Netzer wird dann gegen sein ARD-Pendant Gerhard Delling auch nicht mehr einen Spruch nach dem anderen einnetzen können, denn dann ist das Traumduo im Ersten in Sachen Sportberichterstattung längst Geschichte. Beide gehen getrennt Wege, denn wie Netzer schon lange im Vorfeld angekündigt hatte, hört er nach der Weltmeisterschaft auf. Die Übertragung des Spiels um den dritten Platz war seine letzte TV-Präsenz in der ARD. Doch ob er das Analysieren von Fußballspielen gänzlich lassen kann? Schauen wir mal. Jedenfalls werden wir ihn vermissen und sagen jetzt schon: Danke, Günther. Immer wieder erfrischend waren die Sprüche und Zankereien mit Delling. Trockener Humor und Sticheleien. Wie Ernie und Bert oder andere kongeniale Gegenspieler. Preisgekrönt ist ihre Moderation, obwohl sie sich zumindest vor der Kamera offenbar nicht immer vertragen können. Unter anderem der Grimme-Preis gehört zu ihren Auszeichnungen. Auch hier gilt: Jeder bekommt das, was er verdient. Die Moderatoren-Duos von ZDF und RTL haben sie weit in den Schatten gestellt. Doch war es nicht nur die Unterhaltung, die sie dem Fußball-Zuschauer in der Halbzeitpause sowie vor und nach dem Spiel boten, sondern dank Netzer eben auch fundierte fußballerische Analysen, die man sich auf der Zuge zergehen lassen muss. Eine Best-of-DVD gibt es ja. Ein großes Stück Fernsehgeschichte ist darauf gepresst worden. Nach 13 Jahren geht eine Reihe von kompetenten Kommentaren gepaart mit Live-Versprechern und Delling-Beschimpfungen zu Ende. Schade drum. Doch den Ruhestand hat er sich auch verdient, der Netzer.

«Kirschs Blüten» gehen auch in der nächsten Woche wieder auf – jeden Dienstag. Nur bei Quotenmeter.de!

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