Die Kritiker

«Ellas Geheimnis»

von

Inhalt:


Einst war Ella eine aufgeschlossene und lebensfrohe junge Frau. Die Umgebung der Rooibos-Farm ihrer Familie, gelegen in der Nähe von Kapstadt war ihr Spielplatz, Südafrika ihre Heimat. Doch die Zeit der Apartheid warf lange Schatten: Ella, die sich unsterblich in den farbigen Ben verliebt hatte und mit diesem auch bereit zur Flucht war, sah sich mit der Ablehnung ihrer Mitmenschen und Eltern konfrontiert. Auf ihre plötzliche Schwangerschaft folgte das baldige Aus der Beziehung – Ben wurde festgenommen und ließ sein Leben, während Ella ihre Tochter Maria zur Adaption frei gab und nach Deutschland auswanderte.

Inzwischen ist Ella eine angesehene Neuropsychiaterin und lebt in Hamburg, die Vergangenheit hat sie gänzlich aus ihrem Alltag verbannt. Bis auf diesen einen Monent jedes einzelnen Tages, der Maria gewidmet ist. Zur Beerdigung ihrer Schwester Hilde kehrt Ella zurück zur Farm, die zu verkaufen gedenkt. Sie trifft auf Jack, einen Jugenfreund, Saartjie, Freundin und Angestellte der Familie sowie ihren Onkel Friedrich, der für die Verhaftung Bens verantwortlich ist. Ella begreift, dass die alten Wunden geschlossen werden müssen, damit der wahre Heilungsprozess beginnen kann.

Darsteller:


Hannelore Hoger («Bella Block») ist Ella
Rolf Lassgård («Wallander») ist Jack
Amelie Kiefer («Die Welle») ist Ella (jung)
Henriette Confurius («Die Wölfe») ist Hilde
Mary Twala («Friends») ist Saartjie
Chumani Pan («Free Willy 3») ist Ben

Kritik:


Bella Block und Kurt Wallander in Afrika - ein Team-Up der anderen Art. Teilweise kommt durch das puzzlehafte Einsetzen von Flashbacks tatsächlich etwas Krimi-Feeling auf, wenn auch der klar vorhersehbaren Art. Ohenhin deckt «Ellas Geheimnis» einige Genres ab, ohne dabei in übermäßigen Kitsch abzudriften: Die prinzipiell recht simple Story umfasst Gesellschaftskritik, Liebesgeschichten und auch sehr eigenes Coming-of-Age. Entstanden ist das Porträt einer starken Frau, das Hannelore Hoger vorsätzlich auf den Leib geschnitten wurde. Zu überzeugen weiß der Film definitiv, wirklich mitzureißen vermag er allerdings nicht. Schwer fällt es wiederum eine Ursache auszumachen. Womöglich hätte der intensivere Blick auf einen Aspekt der Geschichte geschadet, oder wäre ihr dienlich gewesen – um es zu verdeutlichen: «Ellas Geheimnis» könnte zweifellos dramatischer oder auch romantischer sein, aber schlussendlich zeigt es gelungen die Aufarbeitung Ereignisse eben dieser Art. Und von Zeit zu Zeit ist damit Genüge getan.

Die Hauptdarsteller Hannelore Hoger und Rolf Lassgård standen bereits zuvor gemeinsam vor der Kamera. Und neben dieser positionierte sich damals Rainer Kaufmann, der auch bei «Ellas Geheimnis» Regie führte. «Bella Block: Das schwarze Zimmer» führte die drei im vergangenen Jahr zusammen, der Wunsch auf eine weitere Kooperation blieb bestehen und wurde nun kurzerhand in die Tat umgesetzt. Hoger und der Schwede Lassgård sprechen unterschiedliche Sprachen – synchronisiert wurde letzterer für den ZDF-Film tadellos von Schauspieler Michael Mendl. Auch den südafrikanischen Darstellern leihten Deutsche ihre Stimmen. Kostja Ullmann beispielsweise spricht Biko, den Neffen von Saartjie. Zuweilen bemerkt der Zuschauer die fehlende Lippensynchronität, verursacht durch Afrikaans, doch ins Gewicht fällt das nicht. Neben den durch die Bank ansehnlichen schauspielerischen Leistungen wurde auch hinsichtlich der Regie alles richtig gemacht, Kameramann Klaus Eichhammer fängt die malerische Kulisse zudem gekonnt ein.

Drehbuchautorin Stefanie Sycholt ist wie ihre Figur Ella als Kind deutscher Einwanderer in Südafrika aufgewachsen und ließ so eigene Erfahrungen in den Film einfließen, die man dem Endprodukt durchaus entnehmen kann. Dennoch will der Funke nicht völlig überspringen, «Ellas Geheimnis» trabt von Stelle zu Stelle, manchmal schneller, manchmal langsamer. Man hängt an der jungen Ella (Amelie Kiefer) und ihrer Begierde nach einer Zukunft mit Ben, ebenso wie man der gereiften Frau Sympathe schenkt. Die Handlungen der Charaktere sind nachzuvollziehen und begründet. Aus erzählerischer Sicht ist der Film zweifellos zu empfehlen, doch es obligt dem Einzelnen Gefallen an dem sehr speziellen Motiv des Themas zu finden. Man hat die Qual der Wahl – doch es heißt nicht umsonst: Im Zweifel für den Angeklagten.

Das ZDF zeigt «Ellas Geheimnis» als Fernsehfilm der Woche am Montag, den 17. Mai 2010, um 20:15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/41970
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