1 Stunde Wahnsinn

«1 Stunde Wahnsinn»: Vom Finger-Handy zur Schoko-Vagina

von
Quotenmeter.de-Redakteure schauen fern, dieses Mal von 22.00 bis 23.00 Uhr. Alle Eindrücke über die eine Stunde TV-Konsum gibt es hier.

Sonntagabend, Fernsehen zum Wochenausklang. Es ist 22.00 Uhr die wichtigen Primetime-Sendungen neigen sich dem Ende zu. Der Einstieg beginnt sehr politisch, aber korrekt mit einer Debatte um Hartz 4 bei «Anne Will» im Ersten. „Die Mitte der Gesellschaft muss von dem Staat fair behandelt werden“, heißt es da. Westerwelle, Sozialstaat – Begriffe, die einem in den folgen zwei Minuten um die Ohren geschlagen werden. Ältere Herren diskutieren, Anne Will hakt aber geschickt nach. Ich verstehe aber nicht allzu viel und beschließe, bevor noch über „spätrömische Dekadenz“ philosophiert wird, weiterzuschalten. Im Zweiten geht gerade das «heute-journal» zu Ende. „Jetzt wissen alle, alles“, meint Claus Cleber als ich einschalte. Okay, wenn er das sagt. Im ZDF entdecke ich dann gleich eine neue Sportart für mich: Es läuft das Finale im Eishockey zwischen den USA und Kanada. Das zweite Drittel wird angepfiffen, die US-Sportler liegen mit 0:1 hinten. „Go Canada Go“, ruft die Menschenmenge bei der Live-Übertragung der letzten Wettkämpfe bei Olympia 2010. Mein Interesse an diesem schnellen, temporeichen und actionvisierten Sport ist geweckt, als zehn Minuten Fernsehen am Sonntagabend bereits um sind.

Auf RTL läuft gerade noch «Der Teufel trägt Prada», ich sehe nur wenige Minuten und denke mir: Diesen Film hat man doch schon gefühlte zehnmal gesehen. Also geht es flugs weiter zu Sat.1, wo «Stars & Stories» angelaufen ist. Großes Thema ist Loddar Matthäus und Liliana, die angeblich wieder turteln sollen. Diese Information war bitter nötig. Ich schalte in den eigenen Fremdschämmodus als seine Ex Liliana irgendeinen Kauderwelsch über das Modeln erzählt. Lange halte ich es aber nicht aus, verpassen werde ich wohl eh nichts – und wenn doch, dürfte das Wichtigste bei «Red!» & Co. wiederverwertet werden. Die Piraten sind bei ProSieben rund um Jack Sparrow immer noch auf hoher See, doch ich komme gerade rechtzeitig zur Werbebreak. Es ist mittlerweile 22.20 als ich pünktlich zu «Dexter» bei RTL II einschalte. Eine US-Serie als Alternative zu den Hollywood-Produktionen, eigentlich ganz nett. Doch die Werbung setzt auch hier viel zu schnell ein, so dass kabel eins als mein nächstes Reiseziel mit der Fernbedienung anvisiert wird. «Abenteuer Leben» läuft hier gerade mit einer Hitliste: Bierkistenöffner, Fingerhandy. Kuriose Erfindungen, die aber kein Mensch braucht. Oder vielleicht noch nicht. In der «Promi Kocharena» auf VOX sitzt Rainer Calmund in der Jury - irgendwie passt das. Schauspieler Heinz Hoenig hat gerade irgendwas gekocht, so sieht es zumindest aus. Es muss wohl geschmeckt haben, denn alle überhäufen sich mit Lobeshymnen.

Über einen Spielfilm auf Tele 5 und eine Bauchtrainer-Dauerwerbesendung im Vierten lande ich bei Super RTL. Ein wenig Nostalgie macht sich breit, denn die altbekannte Krimi-Serie «Columbo» wird gerade gesendet. Mich fasziniert der trollige Blick des Inspektor Columbo aufs Neue – paradox, dass gerade er in der Serie den Durchblick hat. Aber haben nicht alle Genies auch ihre Macken? Es ist dann Zeit für etwas Comedy. «Little Britain» kommt auf Comedy Central. Typisch britischer Humor. Im DSF wird Handball gezeigt – jetzt fehlt eigentlich nur noch Fußball, dann wäre ein umfangreicher Sportabend perfekt, denke ich mir. Bei n-tv bleibe ich noch bei einer Doku über Raubkatzen hängen. Tiger, Wildkatzen – die Bilder von National Geographic sind interessant, aber Neues erfährt man nicht wirklich. Im SWR finde ich dann endlich den Fußball. In seiner Sportsendung informiert der Sender über alle wichtigen Partien im Sendegebiet. Da ich aber soweit schon bestens informiert bin, schalte zum Hessischen Rundfunk, der mit dem «großen Hessenquiz» aufwartet. Ich harre hier etwas aus, ehe mir der hessische Akzent etwas zuviel des Guten wird. Im rbb gibt es noch mal Olympia 2010. Bilder von Bob-Abfahrten in Vancouver.

Mit Satire im NDR werde ich dann nach einiger Zeit wieder fündig: Tobi Schlegel präsentiert die Sendung «extra3», die politische Ereignisse lustig aufbereitet hat. Westerwelle, der „Leistungsträger der Nation“, und viele andere werden durch den Kakao gezogen. Gerne würde ich hier noch verweilen, es bleibt noch eine Viertelstunde Fernsehen, ehe es 23 Uhr schlägt. Ich entschließe mich doch mal im WDR vorbei zu schauen: Der zeigt «Zimmer frei». Alexandra Kamp hat sich gerade an etwas Scharfem verschluckt, Götz Alsmann verkleidet sich als Osterhase. Ich verstehe nur Bahnhof. Zurück zum rbb, wo mittlerweile «Krömer – die internationale Show» angelaufen ist. „Die Gedanken von Johannes B. Kerner zu sortieren ist wie eine leere Schublade aufräumen“, sagt Krömer. Zynisch. Eine MAZ über Mikrochips folgt. Ein paar Minuten habe ich noch und suche zum krönenden Abschluss meiner Reise durch die deutsche Fernsehlandschaft am Sonntagabend Musik - bei VIVA. Es war nicht gerade die richtige Wahl, denn hier läuft keine Musik, sondern Playboy-Girls rund um dessen Gründer zieren den Bildschirm. Sie haben Geschenke gebastelt oder anfertigen lassen – wie auch immer: Eine Schoko-Vagina wird in die Kamera gehalten. Guten Appetit. Das Quizzen nach weiblichen Vornamen bei 9live überspringe ich dezent - das ist zu einfach, denn genug Vorschläge hat mir der vermeintliche Musiksender VIVA schon geliefert - und lande zu guter Letzt bei ZDFneo. Hier wird ein Konzert von Green Day übertragen. Jawohl, Musik. Noch mal die Kurve gekriegt, doch noch einen guten Abschluss gefunden. Denn das Konzert schaue ich mir an und lege die Fernbedienung weg.

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