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Quotenmeter.de vor Ort: «Unser Star für Oslo»

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Einen Sekundenbruchteil später findet man sich in der Sendung «Unser Star für Oslo» wieder, die flugs begonnen hat. Matthias Opdenhövel und Sabine Heinrich, die beiden Moderatoren, betreten die Bühne und holen kurz darauf auch Jury-Präsident Stefan Raab zurück, den das Publikum abermals feiert als wäre er noch nicht erschienen. Das ist zumindest für die Live-Übertragung auf ProSieben authentisch. Da der gelernte Metzger aus Köln-Sülz aber nicht alleine in der Jury sitzen möchte, werden in kurzen Einspielern Yvonne Catterfeld und schließlich Marius Müller-Westernhagen vorgestellt, die wie Raab auf den Sesseln direkt links neben der Bühne Platz nehmen.

Im Übrigen mitten in der Zuschauermenge, da auch drum herum noch Gäste sitzen durften – doch war dies zwar im Rampenlicht, doch für den Überblick eher unvorteilhaft. Schon beim Auftritt der Jury bekommt man Details mit, die im Fernsehen so deutlich nicht zu sehen waren. Als Marius Müller-Westerhagen auf seinem Sessel, die übrigens ähnlich denen von «TV total» waren und nach Marke Fernsehsessel im heimischen Wohnzimmer aussahen, Platz nehmen wollte, nimmt er das bereit gelegte Zubehör für seine späteren Notizen in die Hand, während Stefan Raab ihm diese reichen will. Etwas witzig wirkte diese Szene des missglückten Shakehands zwischen Müller-Westernhagen und Raab. Die Jury also im Saal, fehlen nur noch die Kandidaten. Nacheinander werden sie durch eine MAZ vorgestellt, dürfen dann ihren Titel vortragen. Mit Argusaugen werden sie von der Jury beobachtet, später bekommt jeder seine Kritik, die meistens jedoch gut ausfällt.

„Wir kritisieren hier ja auf hohem Niveau“, merkt man Raab schon an, dass er plötzlich mit Ernst bei der Sache war, aber zwischenzeitlich auch eine Prise Humor nicht vermissen ließ. Die Jurykonstellation harmonierte sehr gut, auch da gab es die einen oder anderen spaßigen Dialoge untereinander, so dass die Mischung zwischen ernsthafter Kandidatensuche und einigen locker-flockigen Sprüchen durchaus gegeben war. Das ist gleichermaßen eben unterhaltsam, aber auch der musikalische Anspruch kommt keineswegs zu kurz. Denn die zehn Kandidaten, die angetreten waren, sind echte Kaliber. Sie haben in Sachen Gesang nicht nur einiges drauf, sondern sind auch noch sympathische Charaktere, wenngleich sie sich alle in ihrer Art unterscheiden. Im Vorfeld hatte Raab schon gesagt, dass es auch auf „Charisma und Haltung“ ankäme. Was mit Charisma gemeint ist, zeigte der 21-jährige Cyril Krueger, der mit seiner Gitarre und dem Song «Hotel California» Yvonne Catterfeld zum Beispiel sofort in seinen Bann gezogen hatte. Auch Raab war begeistert: „Andere müssen jahrelang saufen, um so eine Stimme zu bekommen“, schielte er auch zu Marius Müller-Westernhagen rüber, der ebenfalls für rauere Töne bekannt ist.

„Was hast du denn gemacht, um diese Stimme zu bekommen?“, fragt Raab ihn spitz. Aber auch Müller-Westernhagen war keineswegs nur der kritischste Juror, sondern auch mal für einen Spaß zu haben. Nach dem Auftritt von Kandidatin Meri aus Würzburg meinte Catterfeld: „Das klang fast wie Beyoncé.“ Müller-Westernhagen fragt nach: „Wer?“ – „Beyoncé“, antwortet Catterfeld. „Ach, die“, wendet sich der deutsche Sänger gelangweilt ab und sorgt für Lacher im Saal. Diese kleineren Sticheleien heiterten die Sendung auf. Was unter Haltung verstanden werden kann, zeigte die emotionalste Kandidatin Lena Meyer-Landrut aus Hannover. Sie sang, hüpfte und war ohnehin ganz aufgeregt. "Ich fühl mich hart", sagte sie später. Ihre Performance hat gefallen, obwohl die „Heavytones“ ihren Musiktitel bei den Proben nicht spielen wollten, wie Raab erzählte. „Sie hat aber gesagt, ich will diesen Titel, sonst scheide ich eben aus. Das zeugt von Größe“, lobte Raab, der das sicher genauso gemacht hätte.

Die gemeinschaftliche Produktion von ARD und ProSieben kann sich also sehen lassen. Die Kandidaten bieten einen musikalischen Mehrwert, die Jury harmoniert und lockert die Stimmung auf und auch dem Moderatoren-Duo kann Beifall geklatscht werden. Matthias Opdenhövel und Sabine Heinrich machten ihre Sache mehr als gut. Scherzkeks Opdenhövel sorgte zudem immer mal wieder für zwischenzeitlichen Spaß. Die Fachsimpeleien der Jurymitglieder waren etwas zu ausgewogen, oftmals verstrickte sich gerade Raab in Redewendungen.

Doch das Gesamtpaket stimmt. Anders als bei «DSDS» steht die Unterhaltung nicht im Vordergrund. Dort ist nämlich die musikalische Darbietung zu finden, doch auch der Unterhaltungswert kommt aufgrund der erwähnten Details nicht zu kurz. Einen Unterschied, ob die Sendung im Studio gesehen wird oder vor dem Fernseher zu Hause, macht es zweifelsohne. Das birgt Vor- und Nachteile. Die Nachteile: Aufgrund der Geräuschkulisse durch das Applaudieren der Zuschauermenge bekam man nicht alle Worte der kurzen Interviews mit den Kandidaten nach den Jury-Statements mit. Die Vorteile: Das ganze Geschehen ist besser im Blick zu halten, da nicht nur das gesehen wird, was die Kamera zeigt. In der Werbepause kam jeweils „Anheizer“ Thomas wieder. Es wurden dann Ausschnitte der Castings gezeigt, die in Teilen schon bei «TV total» zu sehen gewesen sind. Auch Stefan Raab haben diese – obwohl er sie schon zu Genüge kennen dürfte – offensichtlich erheitert. Zumindest dann, wenn er denn hinschauen konnte, zumal die Maskenbildnerinnen zum Nachschminken kamen und auch die Aufnahmeleiterin immer wieder ein paar Details des weiteren Verlaufs besprach.

Die Jury sprach sich auch während der Live-Sendung oft ab. Ein weiteres Zeichen dafür, dass der Auftrag, einen wettbewerbesfähigen Star zu finden, nicht auf die leichte Schulter genommen wird. So fiel es der Jury auch schwer, sich zwischen den zehn Kandidaten zu entscheiden, da nur fünf weiter kamen. Als Catterfeld einen Bewerber benennen sollte, der eher schlechte Karten hat, dies aber nicht konnte, witzelte Raab: „Vielleicht ja der schöne Cyril“, in Anspielung auf Catterfelds Schwärmen nach dessen Auftritt. Bei der Entscheidungsfindung macht man es viel zu spannend. Die Überlänge der Sendung resultierte aus den vielen Aufforderungen zum Abstimmen. Diesen Teil kann man demnächst getrost verkürzen. Während die Grafiken gezeigt wurden, wedelte die Aufnahmeleiterin stetig mit ihren Zetteln in der Hand, die Zuschauer sollten Klatschen. Als das Ergebnis dann endlich da war, wollte Sabine Heinrich die Verkündgung nicht mehr hinauszögern, zumal Kandidatin Lena den Tränen nahe war. Neben ihr und Cyril sind auch Kerstin Freking (Osnabrück), Meri Voskanian (Würzburg) und Katrin Walter (Köln) eine Runde weiter.

Ein buntes Bühnenbild mit Jury und den weitergekommenen Kandidaten bildete den Abschluss. Doch zum Ausruhen war keine Zeit: „Herzlichen Willkommen bei «TV total»“, brüllte Raab Sekunden nachdem sich Opdenhövel und Heinrich verabschiedet hatten. Auch die Late-Night, in der die Kandidaten und auch die Jury noch mal zu Gast waren, wurde live übertragen. Von Kameras begleitet hetze man nach der Raab’schen Begrüßung zur Sendung durch die Katakomben ins benachbarte «TV total»-Studio. Eine lange Nacht.

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