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König Lustig startet durch

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Stefan Raab kehrt nach dreimonatiger Sendepause mit «TV total» wieder auf den Bildschirm zurück. Quotenmeter.de blickt zum Start in das zehnte Sendejahr zurück und beleuchtet auch den großen Erfolg der Person Raab.

Am Montag startet Stefan Raabs «TV total» in das mittlerweile zehnte Sendejahr und ist damit für viele Menschen wieder ein Pflichttermin am späten Abend. Nie als echte LateNight-Show akzeptiert, ist «TV total» allerdings mittlerweile die einzige tägliche Unterhaltungsshow im deutschen Fernsehen, die LateNight-Charakter hat. Und das Konzept bleibt erfolgreich, denn immer noch sorgt Raab für ordentliche Quoten – besonders seit der dauerhaften Verlegung des Sendeplatzes auf 23.15 Uhr. Auch wenn seine Show schon seit Jahren nicht mehr in der Branche gewürdigt wurde, so muss man sich eingestehen, dass Raab es über mittlerweile ein Jahrzehnt geschafft hat, stetig eine große Fangemeinde zum Einschalten zu bewegen und sich dauerhaft mit einer täglichen Show im Fernsehen zu halten.

Vielleicht aber würdigt die Branche seinen Erfolg auch nicht, weil er mit seinen Ideen der einzige Innovator im TV ist und allen anderen Sendern, die immer wieder auf importierte Unterhaltungsware setzen, vormacht, wie man erfolgreiches eigenes Fernsehprogramm gestaltet. Nicht nur das ursprüngliche «TV total» mit dem Nonsens-Preis „Raab der Woche“ oder den „Pfui“-Schildern war einzigartig: Auch die später folgenden Sportevents, die zu den erfolgreichsten jemals ausgestrahlten ProSieben-Sendungen gehören, hatten Innovationscharakter, weil es, abgesehen von der Idee, in einem Wok eine Bobbahn herunterzufahren, neu war, trendigen und coolen Sport als bombastisches Event zu vermarkten. Dass der Erfolg von Raabs Primetime-Veranstaltungen nicht ohne «TV Total» möglich gewesen wäre, ist unbestreitbar. Und so ist interessant zu sehen, wie sich dieses Format im Laufe seiner nun fast zehnjährigen Geschichte komplett verwandelt hat.

Am 08. März 1999 ging «TV total» zum ersten Mal auf Sendung und war mit dem Konzept, lustige TV-Pannen und abstruse Szenen zu verwerten, von Anfang an erfolgreich. Im Laufe der Zeit wurde dieses Konzept immer wertloser – im Gegenzug stieg der Wert der Person Stefan Raab so stark an, dass ProSieben es im Jahr 2001 wagen konnte, die Show von nun an täglich, also montags bis donnerstags, auszustrahlen. Mit dieser Umstellung ging natürlich auch eine deutliche Formatänderung einher, die nicht mehr auf das Fernsehen selber, sondern auf Raab setzte, der genug Ideen hatte, um seine Person so exzellent zu vermarkten und eine solche Show allein tragen zu können, obwohl das ursprüngliche Konzept mit TV-Bezug ad absurdum geführt wurde. Eigentlich paradox, dass der Name der Show also bis heute beibehalten wurde.




Statt TV-Pannen veranstaltete Raab in seiner Sendung nun Wettbewerbe um den „Mr. Band“, sendete zwei Musik-Castingshows oder ließ seinen Praktikanten Elton zum Narren machen. Heute betrachten viele Kritiker Raabs Sendung wenig ambivalent als pure Vermarktungsmaschinerie für Sänger und Stars. Sie ist aber eigentlich viel mehr: Nämlich popkulturell relevant. Raab ist die zweite Adresse für die Promis dieser Welt nach Thomas Gottschalk – und so birgt so mancher Gast durchaus größeres Unterhaltungspotenzial. Dennoch schaltet der Fan eigentlich nur wegen Raab selbst ein. Und das weiß dieser nur zu gut.

Der Gipfel der Selbstvermarktung war dann die Samstagabendshow «Schlag den Raab», die neben dem üblichen Innovationscharakter auch ein simpel geniales Konzept bietet, das mittlerweile auf vielen Sendern weltweit erfolgreich ist. Aber was ist das Geheimnis eines Stefan Raab? Er selbst sagt von sich, dass er die Dinge macht, die ihm selber Spaß machen. Das Erfolgsrezept kann manchmal simpel sein. Aber ohne die große Popularität dieses Mannes würden auch die Shows nicht funktionieren.

Doch eines zeigt sich sicher, wenn wir die nun fast zehnjährige Geschichte von Stefan Raab, den Events und seinem «TV total» Revue passieren lassen: Er ist in der TV-Branche unverzichtbar. Und so werden sich am Montag viele Zuschauer auf sein Comeback freuen, das ganz untypisch wenig innovativ verlaufen wird: Denn ohne neues Studio oder Konzept kehrt «TV total» in bewährter Tradition auf den Bildschirm zurück. Einige wenige TV-Gesetze befolgt der selbsternannte König Lustig also doch noch. Denn wie heißt es so schön? „Never change a winning team“ – oder auf die TV-Branche bezogen: „Never change a winning concept“.

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