Die Kritiker

«Stürmische Zeiten»

von
Story
Werner Stegemann wohnt schon seit Ewigkeiten auf einer idyllischen Insel. Als der gelernte Reet-Dachdecker seinen 60. Geburtstag im Kreis seiner Verwandten und Freunde feiert, kommen seine schweren familiäre Verhältnisse zum Tragen: Mit seinem Sohn, einem erfolgreichen Architekten, ist er seit Ewigkeiten zerstritten und seine geliebte Frau ist vor einigen Jahren an Krebs gestorben.

Parallel dazu entscheiden sich die Stadtmenschen Inka Schmidt und ihr Sohn Max, auf der Insel Urlaub zu machen. Hier kommen sie auch gleich in Kontakt mit Nils, Werners Sohn. Während sie sich Hals über Kopf ineinander verlieben, baut Max zu Werner ein richtig gutes Verhältnis auf, welches von Liebe geprägt ist. Plötzlich wird bekannt, dass Nils Lymphdrüsenkrebs hat. Unter diesen Umständen ändert sich das Leben aller involvierten Charaktere.

Darsteller
Wolfgang Stumpf («Keinohrhasen», «Dresden») ist Werner Stegemann
Max von Thun («Das Papstattentat», «Die Flucht») ist Nils Stegemann
Marie Zielcke («Süperseks», «Fata Morgana») ist Inka Schmidt
Sven Pippig («Stromberg», «Bella Block») ist Manni
Maverick Queck («Berlin, Berlin») ist Chang
Carmen-Maja Antoni («Polizeiruf 110») ist Frau Schulze

Kritik
In einer Szene des ZDF-Films «Stürmische Zeiten» philosophieren Werner und seine Dachdeckerkollegen Manni und Chang über Filme. Auf eine Feststellung kontert der 60-jährige Werner „Die Frage ist nur, wer will den Film sehen?“. Die eigentliche Frage ist nun allerdings, ob diese Zeile purer Selbstsarkasmus ist oder ausschließlich auf einen anderen Film bezogen ist. Denn wenn man so will, hat der von Zoltan Spirandelli gemachte Film absolut keine Daseinsberechtigung. Hier werden die ödesten Familienkonstellationen und -probleme, die man allesamt schon zu Genüge in anderen Filmen bewundern durfte, in uninpirierte Bilder gepackt und dem ahnungslosen Publikum als „Fernsehfilm der Woche“ verkauft.

Die gesamte Story des Films ist so dermaßen vorhersehbar und nicht spannend, dass dem Betrachter ein anderer Zeitvertreib empfohlen sei. Spätestens nach der Information, dass Nils und sein Vater Werner zerstritten sind (à pro pros innovative Familienverhältnisse), ist klar, dass ein schwerer Schicksalsschlag (Nils' Krebs) das Leben aller vorzeitig aus den Bahnen wirft, worauf natürlich auch die standesgemäße Versöhnung stattfinden muss. Was darauf mit Nils passiert, kann man sich an drei Fingern abzählen.

Auch die restlichen Verbindungen (Ferienliebe mit schmachtenden Geigen im Hintergrund, trauernder Ehemann etc.) sind wohl aus dem Handbuch für die Basis eines langweiligen Films entnommen. Dazu wird der Film noch mit einigen so lächerlichen Szenen garniert, dass der Gesamteindruck auch dadurch nicht verbessert werden kann. Sollen die plötzlichen Schwindelanfälle Werners' etwa eine Metapher auf seine derzeitige Situation darstellen? Die Szene mit dem Feuerwehrkran (zur Information: den benötigt Werner, um vom Dach zu kommen) ist in einem Maße abstrus, unlustig und unglaubwürdig (sprich: die Szene hat ihre Wirkung eindeutig verfehlt), dass es den Zuschauer schüttelt.

Wenigstens versuchen die Schauspieler, allen voraus Max von Thun als Nils Stegemann, das nötigste zu retten. Sie sind definitiv nicht der Grund für die endlose Belanglosigkeit des Films, wenngleich man Maria Zielcke die Doppelfunktion als Mutter und Stripperin nicht in jedem Moment abkauft. Die dröge Zusammenschachtelung der Szenen sorgt übrigens auch dafür, dass der Film kein Eigenleben entwickelt oder sich in irgendeiner Weise vom Rest abhebt.

Zu erwähnen sind noch die Szenen auf dem Motorboot gegen Ende des Films: Werner bemerkt, dass Nils mit einem kleinen Segelboot aufs Wasser treibt. Instinktiv springt er auf ein Motorboot Unbekannter, worauf ein unglaublicher Showdown folgt (Mann zu seiner Frau, der nach einem seichten Handgemenge im Wasser landet: „Ich lasse mich scheiden!“). Diese und andere Szenen haben fast schon wieder ihren eigenen Humor.

Wer einen lahm inszenierten Familienfilm mit der Langweiligkeit als Garantie sehen will, darf sich auf «Stürmische Zeiten» freuen.

Das ZDF zeigt «Stürmische Zeiten» am Montag, den 07. April 2008, um 20.15 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/26450
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