Sonntagsfragen

Sonntagsfragen an Matthias Paul

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Er ist der „Neue“ bei «Rote Rosen» und kein unbekanntes Gesicht. Matthias Paul war bereits in der Sat.1-Produktion «Schmetterlinge im Bauch» zu sehen. Er erzählt, warum er «Rote Rosen» besser findet und wie sich sein Leben seit seinem Einstieg in der ARD-Serie gestaltet.

Herr Paul, Sie drehen jetzt seit einiger Zeit am Set von «Rote Rosen». Wurden Sie dort gut aufgenommen? Fühlen Sie sich schon ein wenig heimisch?
Das ist eigentlich wie in einer Familie. Sogar einer Familie, in der man nicht nur einen Tag verbringt, sondern ein Jahr seines Lebens. Das ist auch der Unterschied zum normalen Film: Da sieht man sich ein paar Wochen und dann ist die Zusammenarbeit wieder vorbei. Viele meiner Kollegen wissen genau dieses «We are Family» zu schätzen. Deswegen machen sie es den Neuen dann natürlich auch leicht, sich einzufühlen.

«Rote Rosen» hat ein recht altes Ensemble – natürlich sind auch junge Kollegen dabei – aber eben auch einige ältere Semester. Spüren Sie da einen Unterschied was Stimmung und Feeling am Set angeht?
Das Konzept von «Rote Rosen» sieht vor, dass wir uns um erwachsenere Themen kümmern. Wenn wir an «Schmetterlinge im Bauch» denken: Das war eine klare Teenie-Story. Alissa Jung wollte als Nelly den richtigen Mann fürs Leben finden. Drumherum gab es einige Handlungsstränge rund um erste Liebe und ersten Job und vieles mehr. Bei solchen Formaten sind die Probleme allerdings begrenzt. Man hat einfach nicht die Vielfalt, die wir bei «Rote Rosen» haben. Es ist spannender Menschen zu sehen, wie sie im reiferen Alter auf Dinge reagieren, weil sie einfach mehr Lebenserfahrung haben. Meiner Ansicht nach haben wir bei «Rote Rosen» also wesentlich interessantere und ernsthaftere Konflikte.

Aber zurück zur Stimmung am Set: Waren Sie betrübt als Sie damals am Morgen die «Schmetterlinge im Bauch»-Quoten gesehen haben?
Einerseits schon, andererseits sind das nur Zahlen, die man benötigt, um Formate miteinander vergleichen zu können. Das wird alles nur für die Konsumforschung gemacht und hat nichts damit zu tun, ob etwas gut ist oder nicht. Das wissen wir auch. Wenn es nur danach ginge, müsste man nur noch «K11» produzieren und alle wären zufrieden. Solche Formate gehen vom Anspruch her in eine ganz andere Richtung, haben trotzdem aber gute Zuschauerzahlen und daher ihre Berechtigung.

Aber: Beim privaten Fernsehen herrscht ein recht hoher Quotendruck und deswegen hat man diese Zahlen natürlich immer im Hinterkopf. Das ist meiner Meinung nach aber sehr gefährlich: Es führt nämlich dazu, dass langfristige Strategien aus dem Auge verloren werden. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben da einen wesentlich längeren Atem. Beim privaten Fernsehen wird gerne einmal vorschnell an der einen oder anderen Ecke gefeilt und am Ende kommt nichts Halbes und nichts Ganzes heraus.

Sie haben vor Ihren Rollen in den Telenovelas auch in Primetime-Serien mitgewirkt. In «Motorrad-Cops» hatten Sie eine Hauptrolle. Und oftmals belächelt man als Seriendarsteller die Kollegen von täglichen Serien so ein bisschen. Haben Sie Ihre Einstellung da geändert?
Sehr. In Daily-Formaten bekommen manchmal auch Laien eine Chance, die exakt auf eine bestimmte Rolle passen, aber jetzt nicht unbedingt als Schauspieler eine große Karriere machen möchten. Bei Primetime-Produktionen triffst du hingegen nur Profis, die aber immer wieder sehr eigene Ziele verfolgen. Als ich mich das erste Mal für eine tägliche Serie entschieden habe, habe ich gemerkt, welch unglaubliches Engagement in so einem Format steckt. Zudem habe ich das Gefühl - vielleicht irre ich mich da auch -, dass sich das Niveau der Dailys in den vergangenen Jahren stark verbessert hat.

Die Schauspieler sind besser geworden, die Geschichten, die Sets?
Am Set von «Schmetterlinge im Bauch» habe ich viele Kollegen getroffen, mit denen ich vorher Filme gedreht habe. Die haben mir dann gesagt: Matthias, ich habe gerade nichts anderes. Also mache ich hier mit. Ich muss ja arbeiten und Geld verdienen. Und daraus entstand dann so ein Gefühl: „Ja, gut, das ist ne Daily, das steht sicher nicht oben auf der Wunschliste, aber dann machen wir jetzt etwas tolles draus…“

…klingt nicht gerade motiviert…
Aber es hat seine gute Seite für die Qualität der Serie - das betrifft im Übrigen nicht nur Darsteller, sondern auch Dekorateure oder Kostümbildner oder dergleichen. Viele von ihnen haben aus der Situation einfach eine Tugend gemacht. Und ich denke, dass es nicht verwerflich ist, wenn es der Anspruch eines Schauspielers ist, eher große Kinofilme zu drehen - Filme mit richtig tiefgründigen Geschichten. Alles in allem ist so am Set von «Schmetterlinge im Bauch» - trotz der doch leider weniger guten Quoten eine gute, motivierte und engagierte Arbeitsatmosphäre entstanden.

Die Daily also als Abstellgleis für alle diejenigen, die nichts Besseres haben.
Um Gottes Willen, nein! Mir macht das sehr viel Spaß, und es ist eine wirkliche Herausforderung, dieses Pensum professionell und künstlerisch zu packen. Wenn du einen Film drehst, dann musst du teilweise ewig warten, bis das Set neu beleuchtet ist oder irgendwelche Umbaupausen vorüber sind. Hier bei «Rote Rosen» geht das auch dank einer sehr ausgetüftelten Produktionstechnik viel schneller. Du musst nicht jedes Mal neu Spannung aufnehmen, sondern kannst mit kurzem Unterbrechungen fast durchgehend spielen. Das hilft uns Schauspielern sehr!

Ganz kurz einmal für alle, die «Rote Rosen» nicht kennen. Wen spielen Sie?
Einen Familienvater - Roland Olsen - , der von seiner Frau verlassen worden ist. Sie hat auch seine beiden Kinder mitgenommen. Er folgt ihnen jetzt in die neue Stadt, weil er seine Familie zurückhaben möchte. Dieser Trennung sind große Streitereien vorausgegangen. Roland versucht also nun seine Frau zu überzeugen, zu ihm zurückzukommen. Die Geschichte ist von den Autoren großartig gelöst. Beide Figuren haben ihre Glaubwürdigkeit - es gibt nicht den bösen Ehemann oder die böse Ehefrau, die jetzt ihren zweiten Frühling erleben möchte. Genau das gefällt mir auch besser als damals bei «Schmetterlinge im Bauch».

Würden Sie gerne einmal einen „Bösen“ spielen?
Am Set sagt man zu mir, dass ich der „Böse“ bin - aber ich sehe das nicht mal so. Böse wird ja nur jemand, der die bestehenden Umstände verändern möchte. Roland ist aber nicht böse, er ist nur kreativ. Er hat einfach oftmals andere Lösungsansätze. Aber gut: Wenn jemand mit fast allen Mitteln um seine Liebe und seine Kinder kämpft, dann kann man natürlich sagen, dass auch Roland böse ist. Aber: Er könnte es sich auch leichter machen, mit dem Thema abschließen und von dannen ziehen, aber er will kämpfen.

Sie sind jetzt von Berlin nach Lüneburg gezogen - ein großer Unterschied, zumal Lüneburg jetzt auch keine wirkliche Filmstadt ist. Wie schwer fiel die Umstellung?
Ich lebe weiterhin mit meiner Familie in Berlin. Wir wohnen unter der Woche nur in Lüneburg. Die Produktion hat uns dort netterweise eine Wohnung gestellt. Ich muss sagen, dass wir das Leben dort wirklich genießen. Es ist einfach ein Kontrast zum schnellen und hektischen Berlin, der uns aber durchaus gut tut.

Und Lüneburg ist ja ganz besonders stolz auf «Rote Rosen»?
Ja, da gibt es von Gebäck bis hin zu Hotelangeboten zur Serie fast alles. Ich muss manchmal schmunzeln, wenn ich nachmittags durch die Altstadt schlendere und dann in eine vollkommen heruntergekommene Kneipe blicke, wo man wirklich nur die fertigsten Typen erwarten würde und dort dann zwischen zwei und drei Uhr nachmittags «Rote Rosen» läuft und alle gebannt vor dem Fernseher sitzen. Damit aber kein falsches Bild aufkommt: Lüneburg hat auch durch seine Studenten eine wirklich sehr angenehme und unglaublich umfangreiche Kneipenszene.

Welche Wünsche oder Ziele haben Sie noch, Herr Paul?
Ich habe hier einen Vertrag über ein Jahr abgeschlossen. Zu etwas anderem komme ich zur Zeit gar nicht. Und spielen ist meine große Leidenschaft.

Eine Verlängerung ist also nicht ausgeschlossen?
Das hängt von vielen Faktoren ab. Auch davon wie die Familie das durchhält. Bei diesem Produktionspensum bin ich nur zum Essen und Textlernen zu Hause. Alles andere muss gerade auf mich verzichten. Dennoch bis jetzt macht die Arbeit großen Spaß.

Und welche tägliche Serie schauen Sie außer «Rote Rosen» noch?
Eigentlich keine. «Rote Rosen» schaue ich oftmals in der Wiederholung auf einem dritten Programm - das ist wichtig, weil man als Schauspieler wissen muss, wie etwas funktioniert hat, um aus den Szenen zu lernen. Allgemein schaue ich aber gar nicht so viel fern. Ich gehe ich viel lieber ins Kino. Ich finde es klasse, wenn sich 300 Leute gleichzeitig erschrecken oder lachen. Aber darauf werde ich wohl noch bis zum Urlaub warten müssen.

Danke für das Gespräch, Herr Paul.

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