Die Kritiker

«Schwarzbrot und Champagner: Queen Mary II»

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Story
Der Hafen von Brooklyn: Betty und Isabelle müssen sich beeilen, gleich werden sie die 2.600 Passagiere an Bord der 'Queen Mary 2' begrüßen. Neun Tage lang sind die beiden Hostessen für die Betreuung von 800 deutschen Gästen zuständig.

Während Betty und Isabelle an der Gangway versuchen, ihre Landsleute ausfindig zu machen, kontrolliert Chefkoch Vicky Ratnani die Lebensmittellieferungen. 'Gemüse, Wurst, Käse und Bier sind eingetroffen', meint er, 'genau so wie die Deutschen es mögen'. 'Die Deutschen haben ihre eigenen Vorlieben', verrät uns auch der Bäckermeister an Bord des Traumschiffs. Eigens für sie wurde das Sortiment um Schwarz- und Graubrot erweitert.

Neun Decks höher suchen die ersten Passagiere ihre Unterkunft. Bei 1.300 Kabinen und endlosen Treppenhäusern keine leichte Aufgabe. 'Einmal mit der ´Queen Mary 2´ reisen', das war schon lange Wunsch der Beekens aus Hamburg. Ehemann Jens fand ein Angebot im Internet: 2.000 Euro kostet die Reise in der Innenkabine ohne Fenster. Die beiden Rentner sind begeistert von ihrem Schlafgemach. Doch andere deutsche Gäste sind offensichtlich anspruchsvoller und werden ihrem kritischen Ruf gerecht. Am nächsten Morgen nehmen Betty und Isabelle die ersten Beschwerden entgegen. Auch im Restaurant gibt es Ärger. Zwei deutsche Paare wollen einen Tisch für sich allein. 'Da sind sie wie die Engländer', meint der Restaurantchef. 'Ein Tisch ist für sie wie ein Stück Land. Sie wollen ihn erobern, besetzen und behalten'.

Die Hostessen arbeiten bis zu 14 Stunden täglich. Ein harter Job, denn sie geben Sprachkurse, Tanzunterricht, sind Kummerkasten und moderieren das Abendprogramm. Auch im Notfall sind sie auf Position. Ein Schwerverletzter muss vom Rettungshubschrauber geborgen werden.

Kritik
Damit ein Dokumentarfilm interessant wird, muss er die selben dramaturgischen Elemente und Strukturen wie ein Spielfilm aufweisen. Es muss einen zentralen Konflikt geben, der den Zuschauer faszinieren und nicht mehr loslassen darf. Dies ist in «Schwarzbrot und Champagner» leider nicht der Fall. Lieblos werden hier die Ereignisse, die sich auf der Fahrt der Queen Mary II von New York nach Hamburg ereigneten, in chronologischer Reihenfolge hintereinander gesetzt. Es fällt daher schwer, eine konkrete Handlung zu erkennen.

Lustige Situationen entstehen leider immer nur aus der selben Prämisse heraus; nämlich aus den mangelnden Englischkenntnissen der deutschen Mitreisenden. Auf Dauer wird das sehr schnell langweilig und ermüdend, wodurch der Zuschauer immer wieder in Versuchung geführt wird, wegzuzappen.

Die mit dreißig Minuten eigentlich knapp bemessene Sendezeit hätte ohne Probleme noch um die Hälfte gekürzt werden können: Nichts wirklich aufregendes passiert und der Zuschauer schläft ein. Alles in Allem ist «Schwarzbrot und Champagner: Deutsche auf der Queen Mary II» daher abzuraten.

Im NDR-Fernsehen läuft die Dokumentation am Mittwoch, 17. Januar 2007, um 22.30 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/18321
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