Die Kritiker

«Vom Suchen und Finden der Liebe»

von
Story
Obwohl ihn sein älterer Freund, der Musikprofessor Theo Stokowski, immer wieder eindringlich davor gewarnt hatte, sich einer romantisch-exaltierten Liebesbeziehung hinzugeben, besteht der etwas chaotische Komponist Mimi Nachtigal genau darauf und gibt sich seit sieben Jahren einer obsessiven "Amour fou" hin. Aber die Sängerin Venus Morgenstern, für die er jahrelang seine schönsten Lieder schrieb, schafft ihn dann doch - oder er sie?

Nach sieben Jahren Romantik und Ideal trennt sich das Traumpaar. Aber weder Mimi noch Venus kommen wirklich vom anderen los. Keiner schafft es, sich ein neues Leben aufzubauen. Vor allem Mimi leidet so extrem, dass er Selbstmord begehen will. Während sein väterlicher Freund Theo mit seiner Frau Helena ein "maßvoll-vernünftiges" Leben führt, stürzt Mimi sich in seiner Maßlosigkeit in den Tod - ausgerechnet in Theos Ferienhaus auf einer griechischen Insel.

Venus, die zu spät erkennt, dass sie nur Mimi liebt, ist zu allem entschlossen: Sie will ihren Liebsten aus dem Totenreich Hades zurückholen, so wie einst Orpheus seine Euridike. Und wirklich bekommen die beiden wie im griechischen Mythos eine letzte Chance für ihre "ewige Liebe". Doch auch Mimi und Venus können ihre große Chance nicht nutzen. Venus blickt im Zorn zurück, und der arme Mimi muss deshalb wie weiland Euridike in den Orkus zurückstürzen.

Darsteller
Moritz Bleibtreu («München») ist Mimi Nachtigall
Alexandra Maria Lara («Wo ist Fred?») ist Venus Morgenstern
Uwe Ochsenknecht («Elementarteilchen») ist Theo Stokowski
Anke Engelke («Ladykracher») ist Helena Stokowski
Heino Ferch («Die Luftbrücke») ist Hermes
Justus von Dohnány («Fürchte dich nicht») ist Harry
Marily Milia ist Kalypso
Richard Beek («Harte Jungs») ist Charon
Christoph Maria Herbst («Stromberg») ist Robby Gediner

Kritik
Helmut Dietls neuer Film kommt an seine vorhergehenden Meisterwerke wie «Rossini», «Schtonk» und «Late Show» nicht heran. Das mag unter anderem daran liegen, dass in «Vom Suchen und Finden der Liebe» Dietls Hauptstilmittel, der Sarkasmus, nur unterschwellig vorkommt und sich nicht durch den ganzen Film zieht, wie das in seiner unvergesslichen Parodie des Showgeschäfts in «Late Show» mit Thomas Gottschalk und Harald Schmidt war. Der Film ist zwar experimentierfreudig und lässt sich nicht die typische 08/15-Drei-Akt-Struktur aufzwingen, jedoch driftet er immer mehr ins Kitschige ab. Vor allem der Anfang des Filmes, an dem sich Mimi und Venus zum ersten Mal begegnen, ist ein gutes Beispiel dafür.

Zwar treten lustige Momente und Dialogpassagen („elysischer Nuttenpuff“) auf, jedoch sind diese wirklich gut geratenen Szenen deutlich in der Minderzahl, zugunsten eher stereotypen und gefühlsduseligen Liebesszenen, die die Handlung aber nicht wirklich vorantreiben.

Die Schauspieler können insgesamt im Großen und Ganzen überzeugen. Harald Schmidt spielt seinen Cameo-Auftritt brilliant, aber leider viel zu kurz. Aus seiner Figur hätte man viel mehr machen können, ein neuer Konflikt wäre entstanden, der den durchhängenden zweiten Akt etwas mehr belebt hätte. Alexandra Maria Laras Mangel an Gesangstalent lässt sich in einem Film, in dem sie eine Sängerin spielt, leider nur schwer kaschieren.

Alles in Allem ist die Parodie auf die alte griechische Sage von „Orpheus und Eurydike“ zwar geglückt, wer einen Dietl-Film mit bissigem Humor auf altem Niveau erwartet, wird aber enttäuscht werden.

Das ZDF zeigt «Vom Suchen und Finden der Liebe» am Montag, den 1. Weihnachtsfeiertag, um 22.30 Uhr.

Kurz-URL: qmde.de/17988
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