Vermischtes

„Wir sprechen sogar mit Israelis“

von  |  Quelle: Tagesspiegel
Al Dschasira-Chefredakteur Sheikh gab dem Tagesspiegel ein mehr als denkwürdiges Interview.

Ahmed Sheikh ist 57 und Chefredakteur von Al Dschasira. Der im Emirat Katar ansässige Nachrichtensender feiert im Dezember sein zehnjähriges Bestehen. Zu diesem Anlass gab der Journalist dem Tagesspiegel ein Interview. Sheikh ist aber wohl eher Palästinenser als Journalist.

So verteidigte er indirekt die diversen Selbstmordattentate auf Israelis, in dem er klar stellte, dass man in Palästina dafür keineswegs das Wort „Selbstmordattentat“ verwende, sondern von „Kommandoangriffen“ spreche. Im Endeffekt finde er dies auch nicht verwerflich. Sheikh wörtlich: „Wenn das Land besetzt ist und das Volk vom Feind getötet wird, muss jeder zur Tat schreiten, sogar wenn er sich dabei opfert.“ Ohnehin läge das Problem bei den Israelis, die durch Angriffe der Armee ebenso Unschuldige töten würden.

Auf seine Arbeit als Journalist angesprochen, sagt er zwar, dass ihm die Newsstory heilig sei und er alles andere darum vergesse. Doch schon bei der nächsten Aussage wird deutlich, was ihm wirklich heilig ist – und das ist wohl eher Palästina. Denn fast schon stolz sagt der 57-Jährige, dass sie, als sie über Beit Hanoun berichteten, sogar mit Israelis gesprochen hätten. Schließlich könne man es nicht leisten, nur mit Palästinensern zu sprechen.

Die Berichterstattung des Senders über die Lage im Irak verteidigte er strikt – auch die Tatsache, dass sein Sender Bilder zeigte, auf denen das Köpfen einer westlichen Geisel zu sehen war. „Amerikaner besetzen ein Land, und man muss nicht nur damit rechnen, sondern auch akzeptieren, dass sich die Menschen dort wehren.“ Ebenfalls mit einem gewissen Stolz zog er den Schluß, dass am Ende US-Verteidigungsminister Rumsfeld zurücktreten musste. Doch damit nicht genug: Er forderte die Amerikaner sogar auf, endlich damit aufzuhören, seinem Sender vorzuwerfen, dass auf Grund der Berichterstattung das Leben der US-Soldaten gefährdet sei.

Dass er Israel und die USA hasst, wird vor allem dann klar, als er die Länder erneut angreift, als er nach der Unabhängigkeit der Berichterstattung gefragt wird – schließlich finanziert der Staat Katar den Sender zum Großteil. Diese sei natürlich gegeben, sagt er Chefredakteur. Man kritisiere deutlich, dass die amerikanische Luftwaffe in Katar eine derart starke Präsenz habe. Sheikh weiter: „Wir kritisieren auch, dass die Israelis hier in Doha eine diplomatische Vertretung haben dürfen.“

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