Die Kritiker

«Erzgebirgskrimi – Der Tote im Stollen»

von

Die neue ZDF-Samstagskrimireihe «Erzgebirgskrimi» beginnt mit einem gut gespielten, ebenso spannenden wie kurzweiligen Fall.

Cast und Crew

  • Regie: Ulrich Zrenner
  • Cast: Stephan Luca, Lara Mandoki, Teresa Weißbach, Katrin Bühring, Arnd Klawitter, Adina Vetter, Christian Grashof, Andreas Schmidt-Schaller, Adrian Topol, Hansjürgen Hürrig, Caro Cult
  • Drehbuch: Leo P. Ard, Rainer Jahreis
  • Kamera: Andreas Doub
  • Schnitt: Verena Neumann, Marco Baumhof
  • Musik: Ludwig Eckmann
Das Aufgebot der ZDF-Samstagskrimis findet einen neuen Eintrag: In «Erzgebirgskrimi» aus dem Hause NFP ergeben Stephan Luca («Zorn») und Lara Mandoki («Einsamkeit und Sex und Mitleid») ein sehr reizvolles Ermittlergespann, das es in seinem ersten Fall mit einem ebenfalls toll besetzten Aufgebot an Nebendarstellern zu tun bekommt. Die Geschichte nimmt ihren Anfang, als Dr. Max Hellmann, Professor für Bergbau, ausgerechnet in einem ehemaligen Bergwerk im Erzgebirge tot aufgefunden wird. Hellmann lehrte zuletzt an der Montanuniversität Freiberg/Sachsen und beriet einen internationalen Rohstoffkonzern bei gewinnversprechenden Probebohrungen nach einem vermutet großen Lithium-Vorkommen.

Sowohl Hellmanns Kollege Dr. Winkler (Arnd Klawitter) als auch seine Ehefrau Kristin Hellmann (Katrin Bühring) geraten schnell unter Tatverdacht. Bei ihren weiteren Recherchen erhalten die Ermittler Unterstützung von Försterin Saskia Bergelt (Teresa Weißbach), die die Leiche gemeinsam mit ihrem Vater (Andreas Schmidt-Schaller) entdeckte, sowie von der Rechtsmedizinierin Charlotte von Sellinn (Adina Vetter). Eine Aussage des Ladenbesitzers Erich Fichtner (Christian Grashof) vergrößert den Fall: Er könnte seinen Anfang in DDR-Zeiten genommen haben. Als eine Studentin Hellmanns bei einem seltsamen Autounfall stirbt, wird klar: Antworten müssen her, so schnell wie möglich …


Die Ausstrahlung der zweiten «Erzgebirgskrimi»-Ausgabe ist bereits fest für das Frühjahr 2020 eingeplant. Und angesichts der Auftaktfolge ist das eine gute Nachricht, denn Produzent Rainer Jahreis und sein Team haben eine ansprechende Grundlage für weitere Neunzigminüter in diesem Rahmen geschaffen. So tröpfeln die schaurig-schönen Sagen und Legenden aus der Region rund um das Erzgebirge stimmig in die zentrale Täter- und Indiziensuche, und Regisseur Ulrich Zrenner fängt das ebenso schöne wie auch beengende Naturgebiet mit einem atmosphärischen Auge ein: Der Schwarzenberg lockt idyllisch, doch genauso sorgt das nassbraune, dicht besiedelte Waldgebiet für eine unwohle Stimmung, die ausdrückt: "So schnell gibt es hier keinen Ausweg." Nur, um wenige Szenen später wieder einladend zu wirken.

Zrenner beherrscht dieses "Locker lassen, Spannung wieder anziehen"-Wechselspiel und auch das Skript gibt mit vorsichtig dosiertem Dialogwitz, gelegentlichen Geistererzählungen und freundlich-neckischen Sprüchen in dickem Dialekt eine steinige Auf-und-ab-Wanderstrecke durch Grundtonalitäten her. Da blickt man wohlwollend darüber hinweg, dass "Ein uneingespieltes Städter-Team muss erstmals groß auf dem Land ermitteln" nicht gerade der frischeste Aufhänger ist. Denn von ein paar Färbungen abgesehen geht der «Erzgebirgskrimi» auf unverbrauchte Weise an das Material heran, lässt Luca und Mandoki als Ralf Adam und Karina Szabo mit unaufdringlichen Stadt-Land-Differenzen umgehen und schöpft mehr Witz sowie Dramatik aus den jeweiligen Unangepasstheiten der Figuren als aus groben Klischees. Beispiel gefällig? Nun: Mit Höhenangst lässt es sich im Gebirge halt schwer ermitteln …

Mandoki gibt mit Spielfreude die redselige Jungermittlerin, die findet, dass man mit Arbeitskollegen menscheln muss, um etwas zu erreichen – und so quirlig ihre Figur in einzelnen Momenten sein mag, hält Mandoki sich klugerweise zurück. Ihre Figur ist halt allem zum Trotz professionell und mit einem ernstzunehmenden Fall betreut. Luca wiederum gibt seinen Kommissar als einen schnell stutzig werdenden Mann mit Klaustrophobie und einer Arbeitshaltung, die irgendwo zwischen Zielstrebigkeit und Engstirnigkeit schwankt. Dass die schnell monoton werdenden Kamerafahrten und der sehr funktionale Schnitt diesem sehenswerten Hauptcast und den durch und durch stimmig besetzten, gut aufspielenden Nebendarstellern nicht gänzlich gerecht wird, drückt allerdings etwas die B-Note. Lust auf mehr macht dieser Neunzigminüter dennoch. Der stellt dann so etwas wie einen erneuten Anfang dar, denn dann ermittelt Mandoki neben Kai Scheve als Robert Winkler, statt neben Luca als Ralf Adam …

«Erzgebirgskrimi – Der Tote im Stollen» ist am 9. November 2019 ab 20.15 Uhr im ZDF zu sehen.

Kurz-URL: qmde.de/113502
Finde ich...
super
schade
76 %
24 %
Teile ich auf...
Kontakt
vorheriger ArtikelWeshalb interessiert sich das ProSieben-Publikum nicht für Auswärts-Liveshows?nächster ArtikelQuotencheck: «NightWash»
Schreibe den ersten Kommentar zum Artikel
Weitere Neuigkeiten

Optionen

Drucken Merken Leserbrief




E-Mail:

Quotenletter   Mo-Fr, 10 Uhr

Abendausgabe   Mo-Fr, 16 Uhr

Datenschutz-Info

Letzte Meldungen

Werbung

Mehr aus diesem Ressort


Jobs » Vollzeit, Teilzeit, Praktika


Surftipp


Surftipps


Werbung