Die Kritiker

«Hinter Gittern»

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Wenn eine Fernsehserie nach 8 Jahren Laufzeit zum ersten Male in eine Sommerpause geht, dann kann es unterschiedliche Anlässe dafür geben. Der wahrscheinlichste Grund dürften die (sinkenden) Quoten sein. Von einer Denkpause und einer Neuausrichtung ist in solchen Fällen oft die Rede. Auch im Falle der RTL-Dauerserie «Hinter Gittern» trifft dies zu.

Im September 1997 gestartet, entwickelte sich die montägliche Knastsaga um die fiktive Berliner Frauenjustizvollzugsanstalt Reutlitz nach und nach zum Quotenhit für RTL. Zeitweilig schalteten zum Wochenstart mehr als 6 Millionen Zuschauer ein, um die Geschichten über die Anführerin Christine Walter, die verständnisvolle Uschi König und die zumeist mehr oder weniger sexgeilen und/oder sadistischen Wärter zu verfolgen.

Von diesen Hochzeiten ist die Serie aber momentan weit entfernt. Und wenn man sich die Spezialfolge 352a anschaut, welche am Montag, dem 22. August 2005 um 22.15 Uhr auf RTL läuft, dann wird einem auch schnell klar, wieso die Zuschauer nicht mehr so zahlreich einschalten wie in früheren Jahren.

Jutta Adler, ein Urgestein der Serie, die nach jahrelanger Abstinenz bereits in Folge 313 wieder einstieg, nur um gerade einmal 20 Folgen später die Serie erneut zu verlassen, kehrt nun abermals nach Reutlitz zurück. Zu Beginn der Spezialfolge 352a sehen wir den "Geier", wie Jutta Adler von Insassinnen und auch den Fans genannt wird, wie er über Paris schwebt, pardon, durch Paris joggt. In ihrem Hotel in der französischen Hauptstadt angekommen, meldet sich Staatssekretärin Evelyn Kaltenbach telefonisch bei Jutta Adler. Diese möge doch bitte schnellstens nach Berlin kommen, wird ihr gesagt.

Dort angekommen, wird Jutta Adler erst einmal auf den neuesten Stand gebracht, was in den letzten Monaten so passiert ist in "ihrem" ehemaligen Knast Reutlitz. In zahlreichen Rückblenden sieht dabei auch der Zuschauer noch einmal, was in diesem ganz und gar nicht mustergültigen Frauengefängnis vorgefallen ist.

Während die Staatssekretärin Kaltenbach Jutta Adler geradezu darum fleht, daß diese doch nach Reutlitz zurückkehrt, da sie dort gebraucht wird, geht der "Geier" wie selbstverständlich davon aus, in der JVA wieder Anstaltsleiterin zu werden. Doch Evelyn Kaltenbach hat andere Pläne mit ihr ...

Zu sehen gibt es in dieser Sonderepisode neben einer neu gedrehten Rahmenhandlung um die Rückkehr von Jutta Adler auch einen Rückblick auf das, was im letzten halben Jahr in der Serie passiert ist. Und da haben sich die Autoren wohl gedacht "viel hilft viel". Und so gab es neben einem Mord einer Insassin an einer Mitinsassin einen Mord eines Freiers (!) an einer Insassin sowie eine Falschgeldproduktion im Knast (!!) zu sehen. Daß dann am Ende der Staffel zuerst Kriegswaffen gefunden werden, später eine durchgeknallte Gefangene eine Zeitbombe daraus bastelt und zu guter Letzt die Gefangenen genau der Inhaftierten nachrennen, die dabei ist, diese Bombe im Freien loszuwerden, verwundert da dann kaum mehr.

Nun erwartet wohl keiner, daß in einer Unterhaltungsserie des Privatfernsehens im Jahre 2005 der Knastalltag detailgetreu gezeigt wird - aber etwas mehr Realität täte auch einer Serie wie "Hinter Gittern" gut. Wenn es in jeder zweiten Episode rumst und kracht und wieder ein Ausbruchsversuch im Drehbuch steht, dann muß man sich nicht wundern, wenn das Publikum davon überdrüssig wird.

Im Laufe der Sommerpause haben sich viele Fans, auch im offiziellen Forum der Serie, lebhaft darüber unterhalten, welche Figuren wohl im Herbst wiederkommen und welche nicht. Da RTL nur gesagt hat, daß "mehrere" Charaktere in der Zukunft nicht mehr dabei sind, konnte ein munteres Raten über den Verbleib einer jeden Lieblingsfigur beginnen.

Da die vorliegende Episode 352a nur als Special zählt und die richtige Handlung erst mit der 353. Episode weitergeht, wird dementsprechend in dieser Folge wenig verraten, wer auch künftig in der Serie zu sehen ist und wen die Bombenexplosion getötet hat. Nur soviel sei deswegen vorab schon verraten: Der Star Christine Walter bleibt selbstredend auch weiterhin dabei - und eine Schließerin, über deren Verbleib bis zuletzt Rätselraten unter den Fans herrschte, ist in einer Szene im Krankenhaus zu sehen und wird somit auch künftig ein wachsames Auge auf die Gefangenen der JVA Reutlitz haben.

Wenn man sich an den haarsträubenden Geschichten, die zuletzt gezeigt wurden und in der Folge 352a noch einmal im Zeitraffer den Zuschauern nähergebracht werden, nicht weiter stört und RTL Glauben schenkt, daß die nächste Staffel in eine etwas andere Richtung geht, was die Handlung betrifft - dann kann man auch als Neueinsteiger durchaus mal einen Blick wagen in den RTL-Knast und sich auf Walter und den Geier und die ganzen anderen Personen, die in Reutlitz arbeiten oder einsitzen, einlassen.

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