Die glorreichen 6

Die glorreichen 6 – Kritikerflops, die wir lieben (Teil III)

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Es ist ein Thema, das sich (nahezu) unendlich fortsetzen ließe: Filme, die einen miesen Kritikerkonsens haben, und dringend mehr Respekt verdienen. Wie «A Cure for Wellness».

Die Handlung


Filmfacts: «A Cure for Wellness»

  • Regie: Gore Verbinski
  • Produktion: Arnon Milchan, Gore Verbinski, David Crockett
  • Drehbuch: Justin Haythe
  • Story: Justin Haythe, Gore Verbinski
  • Darsteller: Dane DeHaan, Jason Isaacs, Mia Goth, Adrian Schiller, Celia Imrie, Carl Lumbly
  • Musik: Benjamin Wallfisch
  • Kamera: Bojan Bazelli
  • Schnitt: Lance Pereira, Pete Beaudreau
  • Veröffentlichungsjahr: 2017
  • Laufzeit: 146 Minuten
  • FSK: ab 16 Jahren
  • Rottentomatoes-Wert: 41%
  • Metascore-Wert: 47%
In einem großen Finanzunternehmen herrscht enorme Unruhe: Firmenchef Roland Pembroke befindet sich auf einer Kur in den Schweizer Alpen und scheint, basierend auf dem wahnhaften Tonfall eines Briefes an seine Mitarbeiter, den Verstand verloren zu haben. Dabei braucht die Firma dringend Pembrokes Unterschrift, um eine angedachte, wichtige Fusion durchführen zu können. Zudem hoffen die Ranghöheren in der Firma, die derzeit der Zahlenfälschung beschuldigt wird, dem abwesenden Chef die Schuld in die Schuhe schieben zu können, wenn er nur die 'richtigen' Papiere unterzeichnet. Um Pembroke dazu zu bringen, die entsprechenden Unterlagen zu unterschreiben, wird der aufstrebende und tüchtige Angestellte Lockhart in die Schweiz geschickt.

Im Spa angekommen, in dem sich Pembroke verschanzt hat, wird der Workaholic jedoch mit mangelnder Kooperationsbereitschaft konfrontiert. Als er zurück ins nahegelegene Dorf fahren will, kommt es zu einem schweren Autounfall. Sobald Lockhart wieder sein Bewusstsein erlangt, erfährt er vom leitenden Arzt des Wellness-Resorts, Dr. Volmer, dass er drei Tage durchgeschlafen hat. Dr. Volmer mutmaßt, dass Lockhart vollkommen überarbeitet ist und dringend Ruhe benötigt, daher bietet er ihm an, es sich im Spa gemütlich zu machen, bis sein beim Unfall gebrochenes Bein wieder verheilt ist. Lockhart willigt ein, verfolgt aber auch weiter sein Ziel, Pembroke ausfindig zu machen und dazu zu bringen, die wichtigen Papiere zu unterzeichnen. Auf der Suche nach Pembroke lernt Lockhart indes eine mysteriöse, junge Frau namens Hannah kennen, die im Wellness-Resort lebt und es nicht verlassen darf …



Die glorreichen Aspekte


Regisseur Gore Verbinski könnte auch als Kronprinz des Themas "unverdiente Kritikerflops" herhalten, denn der Regisseur hinter Filmen wie «Rango», «Ring» und «Fluch der Karibik» hat abseits dieser von der schreibenden Zunft gefeierten Regiearbeiten auch zahlreiche Filme in seiner Vita, die zum Kinostart verrissen wurden. Und bei ihnen allen zeichnet sich ab, dass sie rückwirkend an Respekt gewinnen und von Filmbegeisterten als verkannte Geniestreiche entdeckt werden. So wird es sicherlich auch «A Cure for Wellness» ergehen, Verbinskis hypnotischem, romantisiertem Psychothriller-Gothhorror-Genrehybriden.

Für seine schleichende Narrative und seine Vorhersehbarkeit bemängelt, hätte er für sein schwelgerisch-morbides Erzähltempo und seine konsequente Herangehensweise gefeiert werden sollen. Eine Haltung, die mehr und mehr Genrefans einnehmen, die «A Cure for Wellness» im Heimkino (wieder-)entdecken und aus gutem Grund festhalten, wie unbeirrbar Verbinski Inhalt, Subtext und Form vereint, indem er Publikum und Protagonist in eine ähnliche Lage versetzt: Das Unheil deutet sich überdeutlich an, in einem Großteil der Fälle enthüllt sich eine unklare, geheimnisvolle Angelegenheit als exakt das Grauen, als dass es sich zuvor abzeichnete. Und trotzdem steuern wir darauf hinzu. Weil wir als Filmpublikum unseren Alltag abschalten, um einen Film wie «A Cure for Wellness» zu schauen. Und weil Workaholic und Kapitalismusopfer Lockhart lieber dem unheilvollen Geheimnis des Spas auf den Grund geht, statt in seine zermürbende, vermeintlich sichere, normale Welt zurückzukehren.

«A Cure for Wellness», passenderweise von einer unheilvoll-sirenhaft lockenden Musik untermalt, operiert nicht als filmisches Rätsel, das es mühselig zu knacken gilt. Es ist das Pendant zu einem bedrohlich anmutenden, geheimen Korridor in einem gotischen Gemäuer – es ist klar, dass da kaum etwas Gutes bei rauskommen wird, sollte man ihm folgen. Aber die Faszination, sich in diese mögliche Gefahr zu begeben, ist einfach zu groß. Die konzeptuell stimmige Vorhersehbarkeit einiger inhaltlicher Wendungen in «A Cure for Wellness» wiegen Verbinski und Drehbuchautor Justin Haythe durch die thematische Dichte und Vielschichtigkeit ihrer gemeinsam entwickelten Geschichte auf.

«A Cure for Wellness» ist unter anderem teils eine enorm heruntergebrochene «BioShock»-Variante, eine derbe «Zauberberg»-Version, ein galant-melancholischer Rücksturz ins Horrorkino der Hammer-Studios (inklusive quietschig-aggressivem Sounddesign), eine Parabel über unsere toxische, moderne Arbeitswut und eine Schauermär, die Parallelen zwischen habgierigen Adligen von einst und den Kapitalisten von heute zieht.

Geerdet wird dieser ambitionierte Mischmasch durch atemberaubende Performances der drei zentralen Darsteller: Jason Isaacs als einschüchternder, aber entwaffnend-charismatischer Oberarzt, Mia Goth als zerbrechlich erscheinende, behutsam die Wahrheit über ihre Lage erkennende Hannah und Dane DeHaan als sowohl dem Wahnsinn verfallender, als auch an Klarheit gewinnender Hirsch im Scheinwerferlicht. All dies hüllt Verbinski in eine meisterlich inszenierte Bilderfolge, voller minutiös geplanter, doch so selbstverständlich wirkender Kameraeinstellungen und -fahrten, die Kameramann Bojan Bazelli in einen kränklichen, trotzdem betörenden Grünschimmer taucht. Ein betörender Schauertraum von einem Film!

«A Cure for Wellness» ist auf DVD und Blu-ray erhältlich sowie via Amazon, maxdome, iTunes, Google Play, Sky, Microsoft, Rakuten TV, Videoload, Chili und Sony abrufbar.

Kurz-URL: qmde.de/102243
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