Cast und Crew
- Regie: Max Zähle
- Darsteller: Hinnerk Schönemann, Henny Reents, Marleen Lohse, Isabell Gerschke, Cem-Ali Gültekin, Tom Lass, Andreas Grötzinger, Yorck Dippe
- Drehbuch: Holger Karsten Schmidt
- Kamera: Andreas Doub
- Schnitt: Ingo Ehrlich
- Musik: Stefan Hansen
- Produktionsleitung: Joshua Lantow (Aspekt Telefilm), Daniel Buresch (NDR)
- Produzentin: Claudia Schröder
Das Ergebnis lässt wohl kaum wen bewegt im Fernsehsessel herumrutschen, ist aber als "Feierabendunterhaltung auf Augenhöhe" durchaus charmant – auch, weil es gegen Schluss schon etwas ernster zur Sache geht als einst der Reihenauftakt hätte mutmaßen lassen. Unter der Regie von Max Zähle geht der Tonfallwandel aber sympathisch-schrittweise voran – zu keinem Zeitpunkt wird der Stoff schwermütiger verkauft als er ist.
Ungeheuerlich: Zwei Betrüger treiben Schwanitz ihr Unwesen. Sie wandern von Haus zu Haus und geben sich als Polizisten aus, woraufhin sie Wertsachen mitgehen lassen. Paralleldazu nutzen Drogendealer aus Hamburg die beschauliche Halbinsel für ihre krummen Geschäfte aus. Und damit noch immer nicht genug: Lona Vogt und ihr EinFrauPolizeirevier muss sich auch noch mit Sandy de Man herumschlagen, Hauke Jacobs’ große alte Liebe.
Das hat Folgen: Lona Vogt und Jule Christiansen verbünden sich daher gegen die "Rivalin", obendrein muss Hauke ihnen offenbaren, was ihn nach Schwanitz verschlagen hat. Als dann plötzlich zwei Tote am Straßenrand auftauchen und Sandy de Man verschwunden ist, droht die Stimmung in der beschaulichen Gegend vor lauter Ereignisse überzukochen. Andererseits: Man ruht ja schon in sich, oben im Norden …
- © NDR/Degeto/Georges Pauly
Überraschung: Sandy (Isabell Gerschke, recgrs), Haukes große Liebe, taucht plötzlich wieder auf. Jule (Marleen Lohse) und Lona (Henny Reents) finden es spannend.
Schmidts Gespür für seine Figuren wächst immer weiter, und so gibt es in der fünften «Nord bei Nordwest»-Ausgabe sehr glaubwürdig konstruierte, dezent zugespitzte Momente, die sich von Beziehungskomik über Polizeialltag zu Krimidramatik hangeln, ohne je durch diese Übergänge abstrus zu wirken. Diese Ausgewogenheit, mit der dieser nordisch-bequeme Krimi erzählt wird, kommt auch dem Schauspiel zugute: Hinnerk Schönemann gefällt sehr als der zwischen mehreren Frauen stehende, sich dies aber nicht zu Kopf steigen lassende Hauke Jacobs, Marleen Lohse und Henny Reents sowie Isabell Gerschke kokettieren gelassen mit Schönemann, lassen aber nie zu, dass dies ihre Figurenzeichnung diktiert.
Sie lassen sich nicht durch ihre Dynamik mit ihm definieren, ebenso wenig lässt sich dieser Krimi von der üblichen Mördersuche leiten. Stattdessen geht es in einer dezenten, screwball-artigen, amüsierten, aber bodenständigen Art darum, zwei Betrüger zu finden. Deren Identität wird dem Publikum früh gezeigt, der erzählerische Antrieb liegt in der Frage, wann die Figuren aufholen und mit ihrem Wissen so weit sind wie wir als Betrachtende. Selbst wenn die obligatorische Leiche auftaucht, bleibt der Neunzigminüter auf seinem Pfad- Zähles Inszenierung, Stefan Hansens stimmige Musikuntermalung und das angenehme Schauspiel des Ensembles reichen aus, um aus diesem so unaufgeregten Plot vorzeigbare Abendunterhaltung zu machen.
«Nord bei Nordwest – Sandy» ist am 11. Januar 2018 ab 20.15 Uhr im Ersten zu sehen.
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