Sonntagsfragen

Ron Markus: ‚Setzen auf opulente Optik‘

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Sonntagsfragen an Ron Markus: Der Ideengeber zum neuen Sat.1-Film «Bollywood lässt Alpen glühen» sprach mit Quotenmeter.de über die Entwicklung des Projekts, die Arbeit mit Marc Terjung und Regisseur Holger Haase und den großen Erfolg von Alex Neldel.

Wie entstand denn die Idee zu dem Bollywood-Film für Sat.1?
Das ist schon drei bis vier Jahre her. Ich hatte angefangen nach Themen zu suchen und bin in einer Bibliothek auf einen „Spiegel“-Artikel gestoßen, der davon berichtete, wie regelmäßig indische Bollywood-Filmteams in kleinen Alpen-Bergdörfern in Deutschland, Österreich oder der Schweiz einfallen. Die indischen Zuschauer sind ganz verrückt nach malerischen Berg-Kulissen, Bollywood kann aber aufgrund des Kaschmirkonfliktes nur noch schlecht in Bergen vor der eigenen Haustür drehen. Unser Film ist natürlich fürs deutsch-österreichische Fernsehpublikum, weshalb „Bollywood“ lediglich die aufregende Folie für eine Romantic Comedy mit Alexandra Neldel in der Hauptrolle ist. Ich bin mit der Idee zu Phoenix-Film-Geschäftsführer Markus Brunnemann gegangen. Er hat einen Wimpernschlag nachgedacht und gesagt: Daraus machen wir einen Film! Zwei Dinge hat er, glaube ich, sofort erkannt: Die Idee lässt erstens Raum für einen urkomischen Culture-Clash-Konflikt zwischen knallbunten Indern und leicht verschlafenen Dorfbewohnern. Und sie birgt zweitens ein unheimliches Potential an Schauwerten. Unsere erste Szene ist beispielsweise eine riesige Bollywood-Tanzszene. Wir setzen da voll und ganz auf die opulente Optik, die man aus richtigen Bollywood-Filmen kennt. Und natürlich bieten die Berge eine perfekte Kulisse. Als Drehort haben wir ein winziges steirisches Dorf direkt vor einer spektakulären Alpenszenerie entdeckt.
Kein Verkaufsargument, aber ein persönlicher Grund, warum ich mich für diese Idee begeistert habe: Ich bin in Tirol aufgewachsen, ich mag die Berge, auch wenn ich jetzt sehr gerne in Berlin wohne.

Die Optik spielt bei Bollywood-Filmen ja eine sehr große Rolle. Wie intensiv hast du dich denn mit den Werken von Shahrukh Khan auseinander gesetzt?
Unser Regisseur Holger Haase und ich haben uns einen Abend lang Bollywood-Tanzszenen angeschaut. Wir haben viel gelacht und uns davon inspirieren lassen. Schließlich sollte es am Ende ja wie in einem wirklichen Bollywood-Film aussehen.

Bollywood-Filme wirken auf mich immer ein wenig befremdlich. Ging dir das genauso?
Ich habe viel gelernt. Man stellt sehr schnell fest, dass die Macher und Schauspieler dort eine unglaubliche Lust zur Unterhaltung entfalten. Sie setzen sich über viele Erzählkonventionen hinweg. Bei Tanzszenen gibt es beispielsweise abrupte Wechsel von einer sattgrünen Sommerwiese auf eine Schneeballschlacht – absolut unlogisch und in deutschen Filmen undenkbar. Dennoch: Diese Spielfreude ist ansteckend.

Regisseur Holger Haase hat sich ohnehin sehr eingebracht…
Oh ja! Er hat ein halbes Jahr lang mit leidenschaftlichem Einsatz diesen Film vorbereitet. Gemeinsam mit Kameramann Uwe Schäfer hat er jede einzelne Szene detailliert aufgelöst – alles war haarklein besprochen und festgelegt. Es gab im Vorfeld unzählige Motivreisen. Dann mussten die fünf Tanzszenen des Films choreographiert werden, Songs mussten vorproduziert, Tänzer gecastet werden. Das war richtig viel Arbeit, natürlich nicht nur für Holger, sondern für Markus Brunnemann, das gesamte Phoenix-Film-Team sowie das österreichische Team unseres Koproduzenten Wolfgang Rest. wobei wir immer ideal von den Redakteuren von Sat.1, Jochen Ketschau und Tina Ermuth, und ORF, Ulli Marek und Caro von der Tann, unterstützt wurden.

Welche Stärken hast du bei Bollywood-Filmen ausgemacht?
Neben den schon genannten gibt es keine Berührungsängste vor großen Emotionen. Und natürlich sind sie unglaublich farbenfroh.

Habt ihr das dann letztlich auch für «Bollywood lässt die Alpen glühen» übernommen?
Unbedingt! Schon in der ersten Szene wird man sehen, wie farbenprächtig der Film geworden ist – das betrifft Kostüme, aber auch die sehr aufwendige Lichtsetzung und die Location. Wir durften im Heeresgeschichtlichen Museum in Wien drehen, das aussieht wie ein Palast aus Tausendundeiner Nacht.

Wie groß das Risiko eines solchen Films? RTL II zeigt hin und wieder noch Bollywood-Filme, der Erfolg bleibt aber größtenteils aus…
RTL II zeigt diese Filme seit Jahren in der Primetime. Ich glaube, das spricht für sich. Und wie gesagt: Wir wollten ohnehin keine Kopie eines Bollywood-Films machen, sondern „Bollywood“ ist für unseren Film vielmehr das „Alleinstellungsmerkmal“.

Bollywood-Filme dauern in der Regel recht lang: 180 Minuten sind da keine Seltenheit. War es schwierig, Euren Film auf 90 Minuten zu bekommen?
Nein, das war kein Problem, der Film ist auf 90 Minuten angelegt.

Autor des Films war Marc Terjung, der zuletzt mit «Danni Lowinski» große Erfolge feierte. Wie verlief die Zusammenarbeit mit ihm; gab es größere Diskussionen bei der Umsetzung deiner Idee?
Ich bin ein großer Fan von «Danni Lowinski» und Marcs Arbeit. Ich finde, er hat die Qualität, sowohl unterhaltsam und emotional zu erzählen, als auch intelligent und mit feinem Humor. Im Drehbuch für „Bollywood“ erzählt er zwei sehr anrührende Liebesgeschichten, aber es gibt auch scharfsinnige Kommentare auf unsere westliche Sichtweise auf Inder und Bollywood, sowie auch darauf, mit welchen Vorurteilen das indische Bollywood-Team auf die Bewohner des kleinen Alpendorfs schaut.

Die Grundidee kam also von dir, die ironische Betrachtungsweise von Marc Terjung?
Die Grundidee zu „Bollywood“ kam zwar von mir, aber ab dem Moment, wo Marc im Boot war, war er der „Schöpfer“ der Geschichte. In einer solchen Phase ist es, denke ich, wichtig, dass sich alle Beteiligten auf die Ideen des Autors einlassen, was nicht gleichbedeutend mit Kritiklosigkeit ist.
In jedem Fall: Wir haben uns prima verstanden; die Zusammenarbeit war wirklich gut.

Dein vorherige Film war «Callgirl Undercover» mit Jeanette Biedermann. Nun kommt der Bollywood-Film mit Alex Neldel. Die beiden sind die vielleicht bekanntesten Telenovela-Heldinnen unseres Landes. Ist es einfacher mit solchen Darstellerinnen zu drehen? Sind Sie wegen der hohen Belastung bei täglichen Produktionen mehr auf dem Punkt?
Beide arbeiten hochprofessionell. Sie bringen alles mit, was eine gute Schauspielerin auszeichnet. Gutes Handwerk allein aber erklärt sicherlich nicht den Erfolg der beiden. Da gehört natürlich auch noch ihre Persönlichkeit und ihre Ausstrahlung dazu, das viel zitierte „gewisse Etwas“.

Alexandra Neldel ist ja die neue Quotenqueen – spätestens seit der «Wanderhure». Was ist das besondere an ihr?
Ich kann natürlich nur meinen ganz persönlichen Eindruck beschreiben: Sie hat das Talent, eine Rolle in ihre Rolle zu verwandeln, sie ist glaubwürdig..

«Callgirl Undercover», «Bollywood lässt Alpen glühen»… was kommt als nächstes?
Ich arbeite mit SAT.1 und Phoenix Film an weiteren Projekten. Für Sat.1 sind mehrere Projekte in Entwicklung. Mit Phoenix Film sind weitere TV-Movies in der Planung.

Viel Erfolg und Danke für das Interview.

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