Die Experten

Der Experte: 30. Mai 2011

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Müssen die Sender Product Placements in Lizenzproduktionen kennzeichnen? Ist «Hand aufs Herz» eine Kopie von «Glee»? Außerdem: Weitere interessante Antworten auf Ihre brennenden Fragen.

Christian: Beim Anschauen des Spielfilmes «The International» ist mir der massive Gebrauch von Product Placement aufgefallen. Inwieweit sind die deutschen Fernsehsender dazu verpflichtet, Product Placements in Spielfilmen kenntlich zu machen?

Markus Ruoff: In der 13. Änderung des Rundfunkstaatsvertrages, der am 01. April 2010 in Kraft trat, war eines der Schwerpunkte die teilweise Legalisierung von Produktplatzierungen (sogenanntes „Product Placement”). Laut § 15 sind Produktplatzierungen „in Kinofilmen, Filmen und Serien, Sportsendungen und Sendungen der leichten Unterhaltung, die nicht vom Veranstalter selbst oder von einem mit dem Veranstalter verbundenen Unternehmen produziert oder in Auftrag gegeben wurden“ zulässig. Produktplatzierungen müssen jedoch durch ein „P” am Bildschirmrand und durch den Satz „unterstützt durch Produktplatzierung” aufmerksam gemacht werden. Solche Hinweise haben vor und nach der Sendung sowie nach Werbepausen zu erfolgen. Die neuen Regelungen gelten laut Rundfunkstaatsvertrages allerdings nur für Lizenzproduktionen, die nach dem 19. Dezember 2009 hergestellt wurden («The International» startete am 12. Februar 2009 in den deutschen Kinos). Sollten die Produktplatzierungen „nicht mit zumutbaren Aufwand“ zu ermitteln sein, entfällt die Kennzeichnungspflicht. Stattdessen muss der Sender sein Publikum darauf hinweisen, dass er nicht genau weiß, ob in dem ausgestrahlten Film Product Placement enthalten ist.

Felix: «Stuckrad Late Night» hat sich zuletzt in eine längere Pause verabschiedet. Handelt es sich dabei um eine typische Sommerpause oder steht die Sendung bei ZDFneo auf der Kippe?

Markus Ruoff: «Stuckrad Late Night» hat sich offiziell in eine „kreative Sommerpause“ verabschiedet, so eine Sendersprecherin auf Anfrage. Benjamin von Stuckrad-Barre, sein Produzent Christian Ulmen und die Verantwortlichen des ZDF sollen unmittelbar nach der letzten Sendung am 19. Mai 2011 Gespräche über die Zukunft der Sendung geführt haben. Laut Ulmen werde die Show „auf jeden Fall“ weitergehen.

David: Sind bei dem österreichischen Sender Puls 4 in Zukunft auch Free-TV-Premieren von internationalen Filmen und Serien geplant?

Markus Ruoff: Im Gespräch hat mir eine Sendersprecherin mitgeteilt, dass es 2012 vor allem im Serienbereich eine Free-TV-Premiere geben wird. Näheres dazu wird Puls 4 jedoch erst im September dieses Jahres bekannt geben. Das große Archiv der ProSiebenSat.1 Group bietet dem Sender schließlich viele Möglichkeiten, da die Sendergruppe in der Regel die österreichischen Free-TV-Rechte an einigen Filmen und Serien erwirbt.

Adrian: Wie kann es sein, dass eine Serie wie «The King of Queens» zunächst bei RTL II, dann bei kabel eins nun wieder bei RTL II läuft?

Markus Ruoff: Die Tele München Gruppe schloss im Jahre 1986 mit CBS Broadcast International (heute: CBS Studios International) einen Agenturvertrag, der noch bis Mitte des letzten Jahrzehntes andauerte, ab. Teil dieses Vertrages war die exklusive Vermarktung von allen Serien und TV-Movies von CBS im deutschsprachigen Raum. Zu den damaligen Serien gehörten unter anderem «Für alle Fälle Amy», «The District» und eben «The King of Queens». Dabei gab die Tele München Gruppe die Free-TV-Ausstrahlungsrechte zunächst einmal an den hauseigenen Sender RTL II weiter. Nachdem die Serie dort ab 2001 große Erfolge feiern konnte (Marktanteile von bis zu elf Prozent in der Zielgruppe), sicherte sich kabel eins mit Beginn der sechsten Staffel die Ausstrahlungsrechte von der TMG. Der 2004 geschlossene Vertrag wurde aber nicht erneut verlängert. Das Medienunternehmen von Herbert Kloiber konnte «The King of Queens» daher sofort nach der letzten Ausstrahlung bei kabel eins wieder an RTL II verkaufen.

Alex: Ist schon bekannt, wie es nach der fünften Staffel mit «Primeval» weitergehen wird?

Markus Ruoff: Im Hinblick auf eine potentielle sechste Staffel von «Primeval» ist wirklich jede Aussage noch zu früh. Die fünfte Staffel ist gerade erst beim britischen Pay-TV-Sender Watch, der durch BBC Worldwide seit der vierten Staffel an der Serie beteiligt ist, angelaufen. Bei ProSieben geht es zudem mit der fünften Staffel am kommenden Montag los. Die Fakten sehen momentan so aus: Die vierte Staffel holte beim britischen Privatsender ITV1 mit durchschnittlich 4,18 Millionen die niedrigsten Zuschauerwerte aller bisherigen Staffeln. Mit den erzielten Quoten der vierten Staffel kann ProSieben obendrein ebenfalls nicht zufrieden sein. Da die fünfte Staffel zudem erst Ende 2011 bei ITV1 starten wird, wird zuvor wahrscheinlich keine Entscheidung über die Zukunft von «Primeval» fallen. Selbst wenn man sich dann auf kein neues Koproduktionsabkommen einigen könnte, muss das noch lange nicht das Ende von «Primeval» bedeuten. Neben dem schon länger angedachten Kinofilm ist seit vergangenem Jahr überdies ein kanadisches Spin-Off in Planung.

David: Ist «Hand aufs Herz» eine lizenzierte Adaption von «Glee» oder sind die Unterschiede der beiden Serien so groß, dass keine rechtlichen Klärungen vonnöten waren?

Markus Ruoff: Wenn es nach Sat.1 geht, ist die Sache eindeutig. Die Idee zu «Hand aufs Herz» sei bereits lange vor dem Erfolg von «Glee» gereift. Produzentin Petra Bodenbach pflichtete im Interview mit Quotenmeter.de dem bei: „Wir haben mit den Entwicklungen im vergangenen August [Anmerkung meinerseits: damit ist der August 2009 gemeint] angefangen, als der Erfolg von «Glee» noch nicht absehbar war und auch niemand eine Folge der Serie gesehen hatte.“ Sagen wir es einfach einmal so: Sat.1 hat sich vom Erfolg von «Glee» und «High School Musical» inspirieren lassen – nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Leonhard: Wann wird die 22. Staffel von «Die Simpsons» bei ProSieben gesendet?

Markus Ruoff: Die Ausstrahlung der 22. Staffel von «Die Simpsons» ist ab September dieses Jahres bei ProSieben vorgesehen.

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