Popcorn & Rollenwechsel

Kinder- oder jugendorientiert, und dennoch winkt die hohe Altersfreigabe

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«Die Schöne und das Biest» und «Power Rangers» haben in Russland hohe Altersfreigaben bekommen. Aber nicht nur diese zwei wohl doch nicht so harmlose Filme haben hohe Jugendbegrenzungen aufzuweisen.

Altersfreigaben sind ein faszinierendes, eigenartiges, zuweilen frustrierendes Kuriosum. Derzeit sorgt Mutter Russland für eine kleine Parade der Fremdscham. Zuerst wurde Disneys Realfilmremake von «Die Schöne und das Biest» mit einer Jugendfreigabe ab 16 Jahren abgestraft, weil der von Josh Gad verkörperte Schurkenhandlanger LeFou seinem Kumpel Gaston heimlich schöne Augen macht. Ui, wie schlimm. Und nun toppt «Power Rangers» dies mit einer Freigabe ab 18 Jahren – wegen eines beiläufig fallen gelassenen Satzes, der aussagt, dass eine der Figuren Mitmenschen des gleichen Geschlechts attraktiv findet und daher seitens der Eltern kritisch beäugt wird.

Seufz. Aber lassen wir die strunzdämliche Furcht russischer Behörden vor allem, was der Heteronormativität widerspricht, kurz links liegen. Zu unser aller Seelenwohl. Denn auch abseits dieser russischen Panik gibt es Fälle, in denen für ein Familienpublikum intendierte Filme an einer passenden Freigabe gehörig vorbeisegeln.

Unter anderem kann Disney auf dem deutschen Markt ein, zwei Liedlein davon singen. Wer etwa erinnert sich nicht an den 90er-Abenteuerfilm «Die drei Musketiere» mit Charlie Sheen, Oliver Platt und einem herrlich fiesen Tim Curry? Tja, der wurde ursprünglich in der ungeschnittenen Fassung mit einer FSK-Freigabe ab 16 Jahren abgetan, weshalb er jahrelang auf Videokassette nur in einer zurechtgestutzten 12er-Fassung erhältlich war. Die DVD kam dann mit einer FSK ab 16 Jahren raus – und weil sich das mit dem Markennamen Disney beißt, prangt auf der Hülle an den prominentesten Stellen Disneys Erwachsenenlabel Touchstone Pictures.

Sicher: Bei einer Neuprüfung würde der Film heute garantiert eine Freigabe ab 12 Jahren erhalten. Selbst für Anfang der 90er war die 16 ziemlich übertrieben. Aber eine neu geprüfte Fassung liegt nicht vor – und somit lungert in den Regalen der deutschen Elektroeinzehlhändler ein dezent kaschierter Walt-Disney-Pictures-Film mit einer 16er-Freigabe herum. Wer eine gut sortierte VHS-Sammlung sein eigen nennt, könnte aber auch über einen Disney-Film verfügen, auf dessen Hülle in großen Lettern der Markenname genannt wird. Und das trotz der auf der Rückseite strahlenden 16er-Freigabe. Vielleicht geriet das Historiendrama «Liberators – Sie kämpfen für Freiheit» genau daher in Vergessenheit? Die Zielgruppe für sowas dürfte in den Videotheken von einst zumindest sehr klein gewesen sein.

Nicht zwingend Familienware, aber sehr wohl für Teenager vorzeigbares Material, liefert indes die britische Kult-Comedytruppe Monty Python. Naja. Abgesehen von ihrem finalen Kinofilm «Der Sinn des Lebens». Denn der ist in den Augen der FSK nicht nur bloß für Medienkonsumenten ab 16 Jahren geeignet, sondern obendrein so blasphemisch, dass er an stillen Feiertagen weder gesendet, noch im Kino aufgeführt werdend darf. Was die Pythons trösten dürfte (oder eher frustrieren?): «Der Sinn des Lebens» teilt sein Schicksal mit dem ersten «Police Academy»-Film. Ja. Dieser Slapstick-Polizeiunsinn ist in Deutschland ab 16 Jahren freigegeben. Erschreckend, wa? Erst recht, wenn es sich leicht mutmaßen ließe, dass die meisten Fans des Films ihn im jüngeren Teenie-Alter entdeckt haben dürften …

Somit ist «Police Academy» übrigens nach FSK-Maßstäben härter als «G.B.F.». Die zahme Teeniekomödie erhielt hierzulande eine solide, vertretbare Freigabe ab 12 Jahren. Wahrscheinlich, weil es zwar weder Nacktheit noch angedeutete Sexszenen zu sehen gibt, aber die Figuren – wie es sich für eine Teeniekomödie fast schon geziemt – über sexuelle Wünsche sinnieren. Passt. In den USA hingegen, und so schließt sich der Kreis in dieser Kolumne, wurde der Film mit einem R-Rating abgestraft – was praktisch das Pendant einer Freigabe ab 16 Jahren ist. Das verwundert insofern, als dass es nicht einmal harsche Sprache im Film zu erdulden gibt, womit die US-Freigabenbehörde MPAA ja so ihre Probleme hat. Doch die Hauptfiguren sind schwul, bi sowie lesbisch – und es gibt mehrere gleichgeschlechtliche Küsse in «G.B.F.» zu sehen.

Womit sich der Kreis in unserer Kolumne schließt. Denn so richtig es sein mag, über die russischen Freigaben für «Power Rangers» und «Die Schöne und das Biest» die Nase zu rümpfen. Wir dürfen nicht so tun, als sei Putins Heimat ganz allein mit diesem Schwachsinn.

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