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Facebook, Zombies, Poltergeister - Der Horrorfilm im Jahr 2016 zwischen Kunst und Kommerz

von   |  2 Kommentare

Jede Dekade formt das Horrorgenre auf ihre eigene Art und Weise. Doch seit sich die Nuller-Jahre auf ihrer Torture-Porn-Welle verabschiedeten, herrschte lange Zeit Stagnation. Bis jetzt!

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Horror steckt mittlerweile (fast) überall


Wie „angekommen“ sich das Horrorgenre im Mainstream mittlerweile fühlen darf, offenbart ein Blick darauf, wie viele erfolgreiche (!) Filme heutzutage kaum noch ohne Genreelemente auskommen. Allein in den Top 10 des diesjährigen Kinojahres finden sich mit «The Revenant – Der Rückkehrer» sowie «Deadpool» zwei Produktionen, die sich zwar nicht einheitlich dem Horrorfilm zuordnen lassen, deren explizite Gewaltdarstellung ohne die, auch durch das Horrorgenre herbeigeführte, Akzeptanz von Blut im Popcornkino so jedoch kaum möglich wäre. Auch Quentin Tarantino profitiert seit jeher von der neu gewonnenen Aufgeschlossenheit des Publikums gegenüber Brutalität im Mainstream-Kino, sogar das Actiongenre hat sich in den vergangenen Monaten in eine solch derb-pessimistische Richtung entwickelt, dass Produktionen wie «The Equalizer», «Mad Max – Fury Road», «The Raid» oder «John Wick» von Studios nicht mehr als Risiko einzuordnen sind. Noch idealer ist das natürlich für kleinere Indie-Projekte; der Nazi-Slasher «Green Room» (kleines Bild links) wurde weltweit von Kritikern gefeiert, auch die Sequel-Überraschung «10 Cloverfield Lane» bestach hauptsächlich durch seinen undurchsichtigen Genreclash, den Regisseur Burr Steers mit seinem Aufeinandertreffen von Jane-Austen-Schmonzette und Zombieaction in «Stolz und Vorurteil & Zombies» noch auf die Spitze trieb. Der Vollständigkeit halber darf man im deutschen Genrekino auch weder die David-Lynch-Reminiszenz «Der Bunker», noch die Romanverfilmung von David Suters «Die dunkle Seite des Mondes» unerwähnt lassen. Während ersterer hierzulande mit einer niedrigen zweistelligen Kopienanzahl abgestraft wurde, gelang es dem Mysterythriller mit Moritz Bleibtreu in der Hauptrolle, ebenfalls die 100.000-Besucher-Marke zu knacken. Sehr zum Unmut einiger Kritiker; der Film von Stephan Rick wurde äußerst kontrovers aufgenommen. Und selbst das Familienkino macht vor Gruselelementen nicht Halt: Man denke nur an die Kinderbuchverfilmung «Gänsehaut», für die bereits eine Fortsetzung angekündigt ist.

Was noch kommt und was wir erwarten dürfen


Schon der skandinavische Kurzfilm «Lights Out» ging kurz nach seiner Entstehung viral und die Tatsache, dass bei der Langfilmfassung dazu derselbe Regisseur verantwortlich zeichnet, der obendrein auch noch von James Wan unterstützt wird, deutet auf einen erwartbaren Erfolg der Anfang August erscheinenden Jump-Scare-Party hin. Drei Wochen später wagt sich dann «Orphan»-Regisseur Jaume Collet-Serra an ein Subgenre, das von «Sharknado» und Co. zu Tode getrasht wurde; die Rede ist von «The Shallows», dem – so viel können wir bereits verraten – vermutlich besten ernst zu nehmenden Hai-Schocker seit «Der weiße Hai». Anfang September dürfen wir schließlich gespannt sein, wie sich das zweite Sequel von Jason Blums «The Purge»-Reihe schlägt. Ersten Stimmen aus Übersee zufolge, behält die Qualitätskurve ihre Richtung nach oben bei, sodass «Election Year» «Anarchy» noch einmal übertrumpfen könnte. Auch Fedé Alvarez, der Macher hinter dem «Evil Dead»-Remake, meldet sich im September zurück. Sein Kammerspielthriller «Don’t Breathe» erinnert auf den ersten Blick an eine Mischung aus «Lights Out» und «Green Room» und könnte damit echtes Kultpotenzial besitzen. Aktuell noch schwer einzuordnen ist der im Oktober bei STUDIOCANAL erscheinende Genrevertreter «The Woods», der einigen Trailer-Indizien zufolge ein direkter Nachfolger zum «Blair Witch Project» darstellen soll. Da Regisseur Adam Wingard bereits für solche Geheimtipps wie «The Guest» oder «You’re Next» verantwortlich zeichnete, legen wir jedoch nicht wenig Vertrauen in diesen gruseligen Waldausflug.

Was von dem skurrilen Sundance-Filmfestival-Hit «Swiss Army Man» zu halten ist, darüber wollen wir an dieser Stelle noch keine genaue Prognose abgeben. Da sich das Fantasy Filmfest den Genrebeitrag über Daniel Radcliffe als furzende Leiche und Paul Dano als gestrandeten Seemann als Opener gesichert hat, könnte auch hierin mehr stecken, als es die recht übersichtlich gelungenen Trailer versprechen. Dem Sequel zu «Ouija» schauen wir angesichts der ersten Bewegtbildvorschau übrigens nicht mehr ganz so pessimistisch entgegen; nicht zuletzt, weil auch Jason Blum zugab, dass der erste Film (kleines Foto rechts) nicht wirklich gelungen gewesen sei. Nun hat er die Gelegenheit, es besser zu machen, was übrigens auch für die Macher von «Rings» gilt. Dass das zweite Sequel des J-Horror-Remakes von Regie-Virtuose Gore Verbinski an Original und US-Neuauflage anknüpfen kann, wagen wir zwar zu bezweifeln. Doch zumindest den zweiten Teil sollte man locker in die Tasche stecken können. Wir können es jedenfalls kaum erwarten, Samara im November dieses Jahres endlich wieder auf der Leinwand zu erleben.

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Es gibt 2 Kommentare zum Artikel
Nr27
19.07.2016 14:42 Uhr 1
Kleine Korrektur: In "Swiss Army Man" spielt nicht Dane DeHaan eine der beiden Hauptrollen, sondern Paul Dano!
pristinae
20.07.2016 08:40 Uhr 2
Natürlich ist es Paul Dano, wie kam ich bloß auf Dane DeHaan? Vermutlich, weil ich beide Schauspieler auf exakt dieselbe Weise mag und schätze. :D Danke für die Info. Ist korrigiert!



Liebe Grüße

Antje
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